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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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Alex schon gesehen?
Ich: Nein.
Claire: Also ist noch Zeit für die Flucht?
Ich: Sieht schlecht für mich aus.
Claire: Du willst ihn also sehen, ja?
Ich: Ja. Ich hab mir Mut angetrunken, ich steh das durch.
Claire: Ich drück dir die Daumen, dass er nen dicken
Bauch und ne Glatze hat.
Ich: *gacker*
Der Wagen hält an und ich steige aus. Vicky und Rita-Sue haken sich bei mir
ein. Amy läuft grinsend hinter uns. Wir betreten die kleine Kirche. Es ist kühl
und wir schreiten ehrfürchtig den Gang zum Altar hinunter. Rita-Sues Eltern
warten bereits, sie begrüßen und umarmen mich, als wären wir die besten
Freunde. So langsam ist genug geknuddelt , denke ich. Victoria und Paul
stehen auf der anderen Seite und winken mir freundlich zu. Ich stelle mich vorn
an den Altar.
Rita-Sues Handy meldet eine SMS und nachdem sie sie gelesen hat verkündet sie,
dass sich der Bräutigam ein wenig verspäten wird. Ich setze mich auf eine der
zahlreichen Bänke und genieße die Kühle. Der Gedanke, Alex gleich zu sehen,
macht mir Angst. Ich lenke mich mit Gedanken an früher ab, damals als sich das
Blatt zwischen uns zu wenden schien.
Es begann damit, dass ich das erste Mal allein in Carmel unterwegs war. Ich
wollte Briefe verschicken, die ich an Claire und meine Familie geschrieben
hatte. Ich genoss den Moment der Einsamkeit, denn Amy hatte mich tatsächlich
alleine fahren lassen. Gut gelaunt radelte ich zum Briefkasten. Es war
eigentlich still wie immer in dieser Straße, nur ein Abschleppwagen mit gelb-strahlenden Rundumleuchten störte das Bild der
angenehmen Ruhe. Angezogen von den Warnleuchten beobachtete ich einen jungen
Mann, wie er gerade ein altes Auto mit einem Seil an seinem Fahrzeug
befestigte. Auf seinem Overall stand „Walker Mechanics“ und ich sah noch
genauer hin. Als er sich umdrehte, erkannte ich ihn, es war Alex. Nervös
versuchte ich die Briefe in den Postkasten zu stecken, da drängte sich mir ein
bedrohliches, quietschendes Geräusch mit Macht in mein Bewußtsein. Ein Jeep
schlingerte auf der Straße unkontrolliert hin und her und steuerte auf Alex zu. Das sieht nicht gut aus. Ist der besoffen oder was , dachte ich noch,
bevor der Wagen gefährlich näher kam.
„Alex!“, brüllte ich aus Leibeskräften, da er direkt zwischen Jeep und dem
alten Auto stand. Alex drehte sich zu mir um und ich deutete mit kräftigen
Armbewegungen in die Richtung des herannahenden Jeeps. Er sah den Jeep und
sprang sofort mit einem Hechtsprung zur Seite. Der Jeep verfehlte Alex nur
knapp, jedoch öffnete sich beim Aufprall des Jeeps die Tür des alten Autos und
schlug Alex zu Boden. Ich konnte nicht sehen, wo er getroffen wurde. Ich sah
ihn nur neben dem Abschleppwagen liegen und rannte los. „Oh mein Gott, oh mein
Gott, oh mein Gott“, rief ich instinktiv auf Deutsch. Ohne mich umzuschauen,
überquerte ich die Straße und bremste kurz vor Alex ab. Ich kniete mich neben
ihn. „Kannst du mich hören, Alex, sag doch was …“, sprach ich ihn an.
Vorsichtig fühlte ich an seinem Handgelenk den Puls und fühlte ein leichtes
Pochen. Mein Ohr hielt ich über seine Nase, um mich zu vergewissern, dass er
atmete. Mein frisch gemachter „Erste Hilfe Schein“ schien sich hier
auszuzahlen. Er blutete stark an der Stirn und sein rechter Arm hatte zwischen
Handgelenk und Ellenbogen einen weiteren unnatürlichen Knick . „Miss, lebt er noch?“, fragte eine ältere Dame.
„Ja Mam , er lebt, rufen Sie einen Krankenwagen,
schnell und Sheriff Larson“, rief ich und sah nebenbei zum Jeep hinüber. Die
beiden Fahrzeuge waren ineinander verkeilt und der Jeep hatte den alten Wagen
regelrecht wie eine Ziehharmonika zusammengeschoben. Heranlaufende Passanten zerrten mit aller Kraft an der Tür des Jeeps und nach dem Öffnen
hievten sie einen älteren Mann heraus.
Ich legte Alex in die stabile Seitenlage, wie ich es gelernt hatte. Die Übung
an einem simulierenden Menschen zeigte sich schon als schwer, einen leblosen
jungen Mann von mehr als ein Meter achtzig Körperlänge zu bewegen, forderte
jedoch einen immensen Kraftaufwand von mir. Ich packte sein Bein und seine
Schulter und drehte ihn in meine Richtung. Mit zittrigen Händen berührte ich
sein Gesicht und schob seinen Kopf weit in den Nacken.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte eine Frau, die ein T-Shirt mit der Aufschrift Mables Market trug.
„Ja, ich brauche einen Verbandskasten“, erklärte ich.
„Bringe ich sofort“, sagte die Frau, die nach nur wenigen Sekunden mit einem
‚Erste Hilfe

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