Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
Vom Netzwerk:
begleitet mich zurück an den
Tisch und ich setze mich. Großvater Lou beugt sich zu mir hinüber und fragt
ganz leise: „Ist sie glücklich?“
Mit zittrigen Händen zeigt er mir ein Bild von Klara unter dem Tisch, sodass es
niemand anderes sehen kann .
„Ja, das ist sie. Aber auch sehr traurig, weil Sie gegangen sind.“
Er zieht das Foto wieder zurück und steckt es in seine Hemdtasche. Jamie und Glen
kommen zu mir und begrüßen mich mit einer Umarmung.
„Darf ich bitten, Anna?“, fragt Glen plötzlich ganz förmlich.
„Sehr gern.“ Ich hake meine Hand bei ihm ein und wir gehen auf die Tanzfläche .
„Eine schöne Hochzeit, nicht wahr?“, fragt Glen .
„Ja, ein tolles Brautpaar und ein schönes Fest.“
Es macht mir Spaß, mit ihm zu tanzen, ein Mann der alten Schule, der weiß, wie
man führt und den Takt beibehält. Als er mich zurück zu meinem Platz bringt,
fragt Scott von der Seite: „Darf ich abklatschen?“ Ich kriege einen kleinen
Anfall von Panik. Meine letzten Erinnerungen an Scotts Tanzkünste, die ich
damals in einem Tanzkurs erfahren musste, waren weniger angenehm.
„Natürlich“, antwortet Glen und reicht mich an Scott weiter .
„Na, Kleines.“
„Na, Scott.“
„Ich dachte ja immer, ich würde zuerst auf deiner und Alex’ Hochzeit tanzen“,
erklärt er und ich bemerke, dass seine doch eher bullige Erscheinung sehr
leichtfüßig über das Parkett tänzelt .
„Nun ja, meine Eltern haben Einspruch erhoben, also wurde nichts draus.“
„Dann hätten wir also auch fummeln können?“
„Ja.“
„Verdammter Mist.“
Ich lache und sehe zu Alex, der mit Rita-Sue tanzt.
    Es ist tiefe Nacht, die Sterne leuchten am Himmel und
die Partylichter glimmen über der Tanzfläche. Fackeln säumen den Weg ins Haus und
nach draußen. Die Band spielt ruhige Titel und nachdem ich mit dem Bräutigam,
den Onkeln und Freunden und zum Schluss mit Paul, dem Vater des Bräutigams
getanzt habe, begleitet dieser mich zurück an meinen Platz. Doch bevor er sich
bedankt, übergibt er meine Hand seinem jüngeren Sohn und sagt: „Alex, Anna ist
eine ausgezeichnete Tänzerin, willst du nicht auch dein Glück mit ihr wagen?“
„Wir haben schon getanzt, Dad“, antwortet Alex abweisend .
„Sei ein guter Sohn, es wird nicht gern gesehen, wenn du so gelangweilt hier
herumsitzt.“
Alex stöhnt leise und steht auf. Er nimmt meine Hand und sagt: „Darf ich
bitten, Anna.“
„Deinem Vater zuliebe, ja“ sage ich schnippisch. Alex übernimmt meine Hand, aus
der seines Vaters und führt mich auf die Tanzfläche. Das Brautpaar hatte sich
vor einer Stunde schon verabschiedet und so amüsieren sich nur noch die
Hochzeitsgäste, mehr oder weniger betrunken. Alex legt seine Hand auf meinen
Rücken und hält mich fest im Arm. Vorsichtig berühre ich seine Schulter, aus
Angst ich könnte ihm zu nahe kommen oder er könnte wieder zusammenzucken.
Langsam wiegen wir uns im Takt der Musik. Nach und nach wage ich mich näher an
Alex heran. Ich spüre keinen Widerstand und so schmiege ich mich an ihn. Er
lehnt wider Erwarten seine Wange an meine Stirn und seine Hand streichelt sanft
meinen Rücken. Ich schließe meine Augen und genieße seine Umarmung.
Übergangslos tanzen wir in den nächsten Song.
„Ich frage mich, warum du wieder hier bist?“, fragt er plötzlich ohne mich
dabei anzusehen.
„Rita-Sue hat mich eingeladen.“
„Ist das der einzige Grund?“
„Nein.“
„Meinetwegen?“
„Ja, auch.“
„Warum?“
„Ich hatte all die Jahre das Gefühl, es ist nicht abgeschlossen.“
„Als ich sagte, ich will dich nie wieder sehen, war das kein Abschluss?“
„Nein, eine Drohung.“
„Es war ein Versprechen und du ignorierst es.“
„Das war kein Versprechen, das war eine Drohung aus purer Verzweiflung.“
„Wow, du nimmst dich ja wichtig.“
„Nein, du tust es“, sage ich aufgebracht, bleibe aber in seiner Umarmung, denn
ich bin fest entschlossen, mich von seinen Worten nicht mehr in die Irre führen
zu lassen .
„ Touché .“ Alex drückt meine in seiner geborgene Hand
an seine Brust und ich fühle seinen schnellen Herzschlag. Ja, ich bin ihm
wichtig , denke ich und erinnere mich, wie ich mich damals das erste Mal an
ihn geschmiegt hatte. Wir waren am Strand mit Scott, Peter, Marc, Amy und den
anderen.
Ich trug einen orangefarbenen Bikini, der mit meiner blassen Haut um die Wette
leuchtete. Alex verdeckte die Narbe des Unfalls an seinem Bauch mit einem
T-Shirt, das er auch im Wasser anbehielt. Unter dem

Weitere Kostenlose Bücher