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Und wir scheitern immer schoener

Titel: Und wir scheitern immer schoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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Küchentisch, auf dem eine fast leere Flasche Wein stand. Daneben noch mal drei Flaschen Wein. Es roch nach Alkohol, Schweiß und Tränen. Mein Vater verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Das tat er häufig. Ich hoffte, ihn mit meiner Anwesenheit zu beglücken. Kleine Trostspende der kleinen Tochter. Mein Vater war alles andere als begeistert, als er mich neben sich stehen sah. Er schlug mir ins Gesicht und stieß mich weg. Überrascht darüber verfiel ich in einen Taumel. Meine Beine fühlten sich nicht mehr verantwortlich für die Aufrechterhaltung meines Körpers. Mein Kinderkörper fiel durch die Glastür und ich auf den Boden in einen Haufen Scherben. Mit dem Gesicht voran. Blut war da und Schmerz und mein Vater dann bei mir, um mir Trost zu geben. Splitter überall. Die ganze Haut aufgerissen. Das Gesicht fast abgerissen. Blind zunächst.
     
    Dann viel Krankenhaus- und Rehabilitationsangelegenheiten. Es wurde genäht, Haut vom Po ins Gesicht gepflanzt, Haut von Toten eingesetzt, die mein Körper abstieß. Da waren Löcher, tiefe Furchen. Narben, die so böse aussahen und mich so böse ausschauen ließen, wie ich niemals werden könnte. Furchteinflößend für mich selbst. Spiegel wurden meine Feinde. Sie sind es bis heute.
     
    Frauen ohne Spiegel sind unvollständige Geschöpfe. Und aus dieser Unvollständigkeit heraus denken sie böser und tiefer als ihre glatten Artgenossinnen. Die Schönen müssen nicht so tief gehen. Ihnen fliegen die Kontakte zu, die Liebe schwirrt um sie wie ein Schwarm irrer Mücken.
     
    Mein Vater litt unter dieser Sache. Ich log zunächst verzeihende Worte, die er dankend entgegennahm. Dann als Pubertät und junges Erwachsensein, Sexualtrieb und Jugendwirren einsetzten, wurde das Egalgefühl, das ich gegenüber meinem Vater empfand, abgelöst von trockenem Hass. Ein Hass dem Entsteller. Dem Vergewaltiger meiner Jugend.
     
    Auf Partys war ich die Lachnummer. Meine Narben machten Jungs kotzen. Einige spielten an meinen Brüsten herum und fingerten an meiner Vagina, doch ernsthaft wollte niemand was von mir wissen. Mädchen sind immer auch Prestigegewinn für die Boys und mit mir konnte man einen Scheiß gewinnen. Nur Ablehnung. Ich wurde Außenseiterin mit wenig Freude. Ich tauchte zwar auf allen Partys auf, doch jedes Mal gab es was auf die Opferrolle. Die Bestätigung meiner Hässlichkeit, eingebettet in verbale Dummheiten. «Bügel dir mal die Fratze, Alte!» – «So jung und so hässlich.» – «Wer dich fickt, dem musst du aber mindestens 'nen Hunni zahlen.»
     
    Das hab ich auch irgendwann mal gemacht, nur um zu checken, wie es ist, wenn einer von diesen Dummbacken in meinem Körper steckte. Auf 'ner Bauernparty hab ich mir den besoffensten Bauerndeppen rausgesucht und ihm hundert Euro für Sex mit mir angeboten. Er hat mitgemacht. Dann hat er mich brutal und orgiastisch entjungfert. So wie ein betrunkener Bauer ein Weibchen beschläft. Er das Tier und ich die Empfängerin des wundgefickten Wahnsinns. Es war wunderbar und die Kohle wert.
     
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, neben mir liegend, und in mein Gesicht sah, kotzte er erst mal mein Bett voll. Wegen des Alkohols und meinetwegen. Das hatte ich schon fast so erwartet. Dann ging er wortlos gekränkt. Der Bauerndepp ließ nur einen ganz kranken Duft hier. Er war echt sauer, dass ich entstellt war. Anders als in seiner alkoholisch beeinflussten Vorstellung.
     
    Ich fand glücklicherweise Arbeit als Übersetzerin. Spanisch. Französisch. Griechisch. Auf all diese Arten würde ich gerne mal ficken. Aber keiner da.
     
    Ich reiste viel. Unter anderem immer wieder gerne nach Spanien. Da war es heiß, und ich trug Kopftücher und Gesichtsschutz. Auch da saß ich viel in Cafés, um Leute anzugucken. Ich wurde sogar angemacht von jungen, wilden, dunkelhaarigen Männern. Sie luden mich zum Stierkampf ein. Ich sah ein blutendes Tier, dem der Sack abgeschnitten wurde. Sie füllten mich ab. Ich ließ es geschehen. Dann waren wir in irgendeinem Hotel. Alle wollten mich beschlafen, denn ich trug noch Gesichtsschutz. Sie hatten noch nicht mein Gesicht gesehen. Als der Schleier fiel, setzten sie mich vor die Tür. Sie traten in meinen geschundenen Leib, als ob ich die alleinige Schuld für ihre unerfüllte Ficklust trüge. Dieses Männergesindel ist gedanklich so kaputt. Wenn sie ihren Schwanz nicht in was Warmes halten dürfen, flippen sie gleich völlig aus.
     
    Jetzt in Deutschlands Cafés ist es genauso. Nur trage ich mein

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