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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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groß an. Angst und Besorgnis wichen so etwas wie Erleichterung. »Über Heirat? Nicola hat ja gesagt? Wann denn? Ich meine, wann ist denn das alles passiert? Uns hat sie kein Wort davon verraten. Ach, das sind ja herrliche Neuigkeiten! Einfach wunderbar. Lieber Himmel, Julian, ich fühl mich wie beschwipst. Hast du es deinem Vater schon gesagt?«
    Julian wollte nicht lügen, aber er brachte es auch nicht über sich, die ganze Wahrheit zu sagen. Er wählte den vagen Mittelweg.
    »Also, eigentlich sind wir im Moment nur dabei, darüber zu reden. Das wollten wir auch heute abend noch mal tun.«
    Andy Maiden hatte Julian bei seinen Worten mit einem Blick beobachtet, als wüßte er genau, daß ein ernsthaftes Gespräch über Heirat zwischen seiner Tochter und Julian Britton so unwahrscheinlich war wie eine Diskussion über Schafzucht. Er sagte:
»Moment mal! Ich dachte, ihr wolltet nach Sheffield.« »Stimmt. Aber unterwegs wollten wir reden.«
»Also, das hätte Nicola doch nie vergessen!« behauptete Nan.
    »Welche Frau vergißt eine Verabredung, bei der über Heirat gesprochen werden soll.« Zu ihrem Mann gewandt, fügte sie hinzu:
    »Das solltest du doch wirklich wissen, Andy.« Sie schwieg einen Moment, in Gedanken offenbar noch bei ihrer letzten Bemerkung, während Julian vermerkte, daß Andy die Frage nach dem Telefongespräch immer noch nicht beantwortet hatte. Nan war inzwischen zu ihrer eigenen Schlußfolgerung gekommen. »Mein Gott! Du hast die Polizei angerufen, nicht wahr? Du glaubst, daß ihr etwas zugestoßen ist, weil sie nicht hier war, als Julian kam. Und du wolltest mir das verschweigen. Ist es nicht so?«
    Weder Andy noch Julian sagten etwas. Das war ihr Antwort genug.
    »Und was hätte ich denken sollen, wenn plötzlich die Polizei hier angerückt wäre?« fragte sie aufgebracht. »Oder hast du dir vorgestellt, ich würde in aller Gemütsruhe weiter Kaffee servieren und keine Fragen stellen?«
    »Ich wußte, daß du dir Sorgen machen würdest«, erklärte Andy.
    »Aber dazu besteht vielleicht überhaupt kein Anlaß.«
    »Nicola könnte irgendwo da draußen in der Dunkelheit herumirren oder verunglückt sein, und du – ihr beide wolltet das vor mir verbergen, weil ich mir Sorgen machen könnte?«
    »Bitte, du fängst ja jetzt schon an, dich aufzuregen. Genau deshalb wollte ich erst mit dir reden, wenn Grund dazu besteht. Wahrscheinlich gibt es eine ganz harmlose Erklärung. Julian und ich sind da ziemlich sicher. Wir werden das in ein, zwei Stunden geklärt haben, Nancy.«
    Nan versuchte, eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zu schieben. Sie trug ihr Haar in einem eigenartigen Schnitt – oben relativ lang und stark gestutzt an den Seiten –, und es war zu kurz, um hinter ihrem Ohr zu bleiben. Es fiel augenblicklich wieder nach vorn.
    »Wir suchen sie«, erklärte sie entschieden. »Einer von uns muß sofort anfangen, sie zu suchen.«
    »Es ist doch sinnlos, daß einer allein loszieht«, widersprach Julian. »Wir haben ja keine Ahnung, wo sie ist.«
    »Aber wir kennen ihre Lieblingsziele – Arbor Low, Thor’s Caves, Peveril Castle.« Nan zählte noch ein halbes Dutzend weiterer Orte auf und bestätigte damit, ohne es zu wollen, im Grunde nur Julians Bemerkung: Nicolas bevorzugte Ziele lagen im ganzen Peak District verstreut, einige weit im Norden, an den Außenbezirken von Holmfirth, andere in genau entgegengesetzter Richtung, unten bei Ashbourne und dem unteren Teil des Tissington-Wegs. Um sie zu finden, brauchte es ein Team von Leuten.
    Andy nahm eine Flasche und drei Gläser aus dem Schrank und goß Kognak ein. Er reichte die Gläser herum und sagte: »Runter damit.«
    Nan nahm das Glas, aber sie trank nicht. »Ich weiß, daß ihr etwas zugestoßen ist.«
    »Wir wissen gar nichts. Deshalb ist jetzt die Polizei auf dem Weg hierher.«
    Die Polizei traf etwa eine halbe Stunde später in Gestalt eines Constables namens Price ein. Er stellte ihnen die erwarteten Fragen: Wann sie aufgebrochen sei; wie sie ausgerüstet gewesen sei; ob sie den Ausflug allein unternommen habe; in was für einer Gemütsverfassung sie gewesen sei: deprimiert? Unglücklich? Unruhig? Was sie ihren eigenen Worten nach vorgehabt habe; ob sie eine feste Zeit für ihre Rückkehr angegeben habe; wer zuletzt mit ihr gesprochen habe; ob sie Besuch gehabt, Briefe oder Anrufe erhalten habe; ob irgendein Ereignis der letzten Zeit sie veranlaßt haben könne, zu verschwinden.
    Julian bemühte sich mit Andy und Nan Maiden, dem Constable

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