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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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einflößend. Bei ihr war es nur seltsam, etwa wie die Augen von Keanu Reeves. Sie war fünf oder sieben Zentimeter größer als ich und damit eine der größten Frauen, die ich je getroffen hatte. Unter ihrem roten Bademantel war sie nackt, und sie benötigte dringend eine Pediküre.
    »Könnten Sie mir bitte sagen, wo ich die Küche finde?«, fragte ich, als sie mich ausreichend gemustert und auch 238

    offensichtlich nichts weiter zu sagen hatte. »Ich versuche vergeblich, mich in diesem Haus zurechtzufinden, aber . . . «
    Ihre Nasenlöcher blähten sich. Und da sie, wie gesagt, eine ausgeprägte Nase hatte, war die Wirkung frappierend.
    Ich trat fast einen Schritt zurück. Als sie zu sprechen begann, war ihre Stimme überraschend tief und kehlig. »Aha.
    Weil ich eine Schwester bin, muss ich wissen, wo die Küche ist, oder was?«
    »Ich dachte . . . «
    »Du dachtest, eine schwarze Frau, die um acht Uhr abends einen Bademantel trägt, kann nur die Küchenhilfe sein? Da liegst du falsch. Zu deiner Info, ich könnte keine Bratpfanne von meinem eigenen Arsch unterscheiden.«
    »Äh . . . bedaure, das zu hören.«
    »Ich bin nicht die Hilfe. Ich bin die rechte Hand vom Boss, und ich weiß, dass du das weißt, denn ich weiß, dass du uns beobachtet und deinen Spaß gehabt hast.«
    Ich war platt. Niemals zuvor hatte man mir Ressentiments vorgeworfen. Wer mich kannte, wusste, dass Jessica meine beste Freundin war. Und wer Jessica kannte, wusste, dass sie cleverer, hübscher, dünner und reicher war als ich. Diesem Vergleich halte ich nicht stand. Wenn überhaupt, ging ich davon aus, dass Schwarze (»Niemals African Americans«, hatte Jessica mir beigebracht, »meine Großeltern kamen aus Jamaika!«) cleverer und erfolgreicher waren als ich. Weil alle, die ich kannte, es auch tatsächlich waren.
    Nachdem sie mich also verbal in Stücke gerissen hatte, wandte sich meine nette neue Freundin von mir ab, hielt aber im Schritt inne, als ich sie ansprach.
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    »Erst einmal«, sagte ich und ich war wirklich sehr bö-
    se, also versuchte ich es leichthin zu sagen, »dachte ich, dass du weißt, wo die Küche ist, weil du anscheinend hier wohnst. Es sei denn, Bademäntel sind auf einmal ein trendy Abendoutfit. Was ich allerdings bezweifle, denn davon stand nicht eine klitzekleine Zeile in der aktuellen Vogue.«
    Sie öffnete den Mund, aber ich kam in Fahrt. »Nummer zwei: Euch dabei zuzusehen, wie ihr gegenseitig eure ero-genen Zonen erforscht, war nicht meine Idee. Nicht dass es mir etwas bedeutet, was du mit Sinclair machst, aber damit anzugeben ist wirklich blöd. Ist es etwa eine Leistung, dass er dich besteigt? Du musstest sicher eine sehr harte Aufnahmeprüfung bestehen«, sagte ich sarkastisch, »aber Titten hast du ja. Das wird gereicht haben.«
    »Wag es nicht, so mit mir zu sprechen«, sagte sie trotzig und betastete den Gürtel ihres Bademantels.
    »Wag du es nicht, so mit mir zu sprechen. Ich habe dir eine höfliche Frage gestellt, und du bist auf mich losge-gangen. Wenn du deine Beine das ein oder andere Mal zusammenhalten würdest, vielleicht könntest du dann etwas an deinen Manieren arbeiten.«
    Ihr Arm schnellte nach oben, um mich zu schlagen. Kein Schlag mit der offenen Hand, wie ich erschrocken feststellte, sondern mit geballter Faust. Natürlich war ich tot und sie war ein Mensch, sodass es für mich aussah, als geschähe es in Zeitlupe. Aber es war dennoch beängstigend genug.
    »Wag es ja nicht!«, blaffte ich und schlug ihre Hand zur Seite wie eine lästige Fliege. Unglücklicherweise warf mein Schlag sie ungefähr einen Meter zurück. Ups. »Wenn du 240

    keine Unannehmlichkeiten haben willst, dann fang gar nicht erst damit an. Und noch eins: Wenn du noch einmal behauptest, ich hätte Ressentiments, werde ich dir deinen fetten Arsch versohlen. Wenn du ein Problem mit jemandem hast, der dich schlecht behandelt hat, dann wende dich an ihn.«
    Ich rauschte an ihr vorbei und marschierte den Flur hinunter. Für einen guten Kampf war ich immer zu haben, vorausgesetzt, ich hatte die richtige Munition. Aber ich wusste immer noch nicht, wo sich die Küche befand. So ein Mist! Zu allem Überfluss war ich so durstig wie nie. Ich hätte Wie-war-noch-gleich-dein-Name anknabbern sollen.
    Was sie dann wohl gesagt hätte?
    Ich bog um die Ecke und hörte jemanden langsam und demonstrativ in die Hände klatschen. In der Tür zu einem Schlafzimmer stand eine weitere Dame aus Sinclairs Harem.
    Die war sogar angezogen.

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