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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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eingeschlafen? Wir haben den Wald erst so spät verlassen.«
    »Ich habe mich um die Uhrzeit nicht geschert, da wir ja in Sicherheit waren, bevor die Sonne aufging.«
    »Aber warum bin ich dann eingeschlafen? Und du vor mir aufgewacht?«
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    »Wenn du mich nur ausreden ließest . . . « Er hörte auf zu reden und zog eine Augenbraue hoch. Ich glotzte. »Oh, du gehorchst. Was für eine angenehme Überraschung am frühen Abend.« Er musste gehört haben, wie ich mit den Zähnen knirschte, denn er fuhr fort: »Es ist einfach so, dass ich ein bisschen älter bin als du. Wenn ich es nicht möchte, muss ich nicht den ganzen Tag ausruhen.«
    »Oh. Wird das bei mir eines Tages auch so sein?«
    Er musterte mich von oben bis unten mit kritischem Blick. Ich zupfte meinen Pony gerade. »Absolut nicht. Manche müssen eben den ganzen Tag schlafen. Nostro zum Beispiel.«
    »Kein Grund, so selbstgefällig zu sein«, sagte ich. Das war er nämlich durchaus. Denn obwohl ich mit Weihwasser hätte gurgeln können, gelang es mir nicht, lange aufzublei-ben, und das freute ihn. »Also zurück zu deinen Lektionen.
    Gähn.«
    »Aber zuerst . . . «, Sinclair grinste breit wie eine Katze,
    »gibt es da ein kleines Problem, über das ich vor einigen Nächten beim Dinner gesprochen habe.«
    Mir kam ein böser Verdacht, war also aufs Schlimmste vorbereitet. Ich ging zu einer Kommode beim Fenster, die so hoch war, dass sie mich noch überragte. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Langsam kam er zu mir herüber. »Ich sagte damals, dass die Zeit käme, da du meine Hilfe benötigen und ich sie dir gewähren würde, vorausgesetzt, dass du etwas von mir in deinen Mund steckst.« Seine Hände griffen nach meinen Schultern und drehten mich sanft um, sodass ich ihn anse-236

    hen musste. »Auch hier gilt selbstverständlich Damenwahl, aber ich hoffe wirklich, dass du dich . . . Was ist das?«
    »Eines deiner Taschentücher«, sagte ich und schon hatte ich es aus der obersten Schublade gezogen, mir in den Mund gestopft, darauf herumgekaut und schließlich ge-schluckt. »Wo ist das Badezimmer?«, fragte ich mit belegter Stimme. »Ich glaube, mir wird schlecht.«
    Er starrte mich lange an und brach dann in Gelächter aus.
    Er war kaum in der Lage, mir den Weg zum Badezimmer zu weisen, so sehr schüttelte es ihn. Fast hätte ich es nicht rechtzeitig geschafft.
    Während Sinclair duschte, entschied ich, dass ich eine Tasse Tee wollte: Sinnlos, ich weiß. Tee würde sicher nicht meinen Durst löschen. Aber ich hasste es, an fremden Orten aufzuwachen, zusammen mit fremden Vampiren, ohne einen Eye-Liner zur Hand, und eine schöne heiße Tasse würde mir helfen, meine angespannten Nerven zu beruhigen. Allerdings hatte Sinclairs Wohnsitz die Größe des Weißen Hauses. Das war ein Problem. Ich ging immer der Nase lang und fand mich in einem Bad wieder, wo man grünen Tee in den Whirlpool tat, um den Körper von Antioxidanti-en zu befreien. Uuuhhh!
    Ich ging zurück in den Flur und wäre fast über eine andere Frau gestolpert. Ich erkannte sie sofort, was mich überraschte, denn das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte, war sie nackt und verschwitzt gewesen und hatte entschieden zu viel Spaß mit Sinclair gehabt.
    »Oh«, sagte ich lahm. Ich wusste nicht, ob ich ihr mitteilen sollte, dass ich sie wiedererkannte. Aber es war 237

    mir schon immer schwergefallen, bei Steuern, Gruppen-sex, Mord und solchen Sachen zu schummeln.
    Abschätzend musterte sie mich. Eine Frau geht ganz anders vor als ein Mann. Eine Frau prüft dein Haar, dein Make-up, deine Kleider, deine Schuhe. Wenn du nackte Beine hast, schaut sie, ob du Krokodilshaut hast oder ob du mit Feuchtigkeitslotion umzugehen verstehst.
    Im Grunde will sie herausfinden, ob du ihr ebenbürtig bist.
    Ein Mann prüft deine Brüste, dann dein Gesicht. Das mag unangenehm sein, ist aber ehrlicher.
    »Hah«, sagte sie und ließ ein Schnauben hören, das ich als ein Zeichen von Abscheu verstand. Das war es auch schon. Nur »Hah« und ein Schnauben.
    Wie nett! Sie kannte mich noch nicht einmal! Die meisten Menschen redeten zwei- oder dreimal mit mir, bevor sie sich entschieden, mich nicht zu mögen.
    Sie war eher attraktiv als hübsch im herkömmlichen Sinne. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine offene Stirn, eine ausprägte Nase und tiefliegende, dunkle Augen. So dunkel, dass ich, wie bei Sinclair, die Iris nicht erkennen konnte. Bei ihm fürchtete man, in der Tiefe seiner Augen zu versinken, und das war Furcht

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