Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Seite, um zu sehen, wie der Blödmann durch das Fenster auf der Fahrerseite schoss.
»Lass den Mist!«, schrie ich. »Was ist denn mit dir los?«
Beweg dich.
Ich duckte mich, und der Junge sprang hinter den Pfeiler, als zwei weitere Pfeile an ihm vorbeiflogen. Super. Hinter mir befand sich also noch jemand.
»Was ist, war unsere Falle nicht gut genug für euch?«, rief ich. »Den ganzen Abend habe ich mir die Füße in den Bauch gestanden, und jetzt taucht ihr auf? Das nächste Mal . . . « – ich konnte sehen, wie der Pfeil aus der Armbrust des Jungen auf mich zukam, nicht gerade in Zeitlupe, und trat einen Schritt zur Seite. Vielleicht tat mein untotes 102
Adrenalin ja seine Wirkung – ». . . macht ihr besser einen Termin.«
»Gib auf, du Vampirhure!«, rief jemand hinter mir.
»Oh, wirklich nett«, blaffte ich, »ihr kennt mich ja nicht einmal!«
Ich hörte gedämpfte Schritte. Sie waren wirklich gut, denn ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich in einen Hinterhalt gelaufen war. Jetzt aber nahm ich alles wahr.
Ich zählte mindestens drei Leute in diesem Stockwerk, vielleicht vier.
Ich verspürte den starken Drang, mich zu bewegen –
vielen Dank an meine innere Stimme! –, und dieses Mal schlugen drei Kugeln in meine Wagentür. Dann klatschte eine weitere in meine Schulter.
»Auaaaa!«, beschwerte ich mich. Es fühlte sich an, als wäre ich von einem Baseballschläger getroffen worden. Für einige Sekunden tat es weh, dann wurde meine Schulter taub. »Glück für euch, dass ich noch eine Million andere T-Shirts zu Hause habe. Was habe ich euch denn getan?«
Die Angreifer in meinem Rücken murmelten etwas, und der Junge bei dem Betonpfeiler – ein blauäugiger, blonder Surferboy – schaute überrascht. Er starrte und starrte, so als würde er auf etwas warten. Auf was? Dass ich mich in Luft auflöste? Waren das besondere Kugeln?
»Blindgänger«, sagte eine Frau von irgendwoher. Schließ-
lich sagte er: »Keine Bewegung, du verdammter Blutsauger.«
»Bist du auf Drogen? Steht etwa ›Vollidiot‹ auf meiner Stirn geschrieben?«
»Nein«, gab mein Möchtegern-Killer zu.
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»Wirst du jetzt endlich damit aufhören, meinen Wagen zu schrotten? Der muss noch mindestens ein Jahr halten.«
Glücklicherweise waren Fords sehr robust. »Wer seid ihr Arschlöcher überhaupt?«
»Wir sind die Blade Warriors«, rief eine Frau in meinem Rücken. Sie hatte sich gut versteckt, und ich hatte keine Ahnung, wie sie gekleidet war. Ich rollte mit den Augen, und der Pfeiler-Junge hielt inne, als er einen neuen Pfeil einspannen wollte. »Wir töten Vampire.«
Ich schnaubte. Teenager! Wenigstens schossen sie nicht mehr auf mich. »Blade Warriors? Ernsthaft? Habt ihr euch das wirklich ausgedacht und gesagt ›Ja, das klingt gut, das nehmen wir‹?«
Es folgte peinlich berührtes Schweigen.
»Und was das Vampirkillen angeht«, fuhr ich selbstzufrieden fort, »darin seid ihr wirklich schlecht. Wie viel Munition habt ihr jetzt sinnlos für mich verpulvert?«
»Du musst es ja wissen«, grinste Blondie höhnisch.
»Hallo? Bin ich diejenige, die mitten in der Nacht mit schusssicheren Westen und Armbrüsten herumläuft wie ein blöder Streber? Und vier gegen einen? Bemitleidenswert!«
»Aber du bist ein Vampir«, protestierte die Frau. Sie stand ungefähr vier Meter näher. Aha. Jetzt ließen sie die olle Schnecke reden, während sich die drei übrigen langsam an mich heranpirschten. »Du tötest Menschen!«
»Nein, das tue ich nicht. In meinem ganzen Leben habe ich nur einen Menschen umgebracht, und der war schon tot.
Wie ich euch schon gesagt habe: Ihr wisst gar nichts über mich. Weil ich ein Vampir bin, verdiene ich es automatisch, mit Pfeilen beschossen zu werden?«
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»Nun ja . . . ja.«
»Unsinn. Ihr seid Teenager, aber ich versuche nicht, euch umzubringen. Obwohl ich es mir vielleicht anders überlege«, murmelte ich, »wenn ihr weiter auf meinen Wagen schießt.«
Nachdem ich meine kleine Ansprache beendet hatte, beschloss ich, dass es an der Zeit war, mich vom Acker zu machen, bevor das Glück sich wendete. Gott sei Dank hatte ich auf der rechten Seite der Rampe geparkt. Ich rannte eilig zur gegenüberliegenden Wand, wich auf meinem Weg einer Kugel und zwei Pfeilen aus, schwang mich ohne ein weiteres Wort über die Kante und stürzte drei Stockwerke tief auf die Straße.
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Ich hinkte die Straße hinunter, griff mir den ersten Ob-dachlosen, den ich sah, entschuldigte mich vielmals und
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