Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
sie von den anderen Vampiren wissen?«, fragte Marc.
»Nun, das kann doch nur . . . vielleicht hetzt uns ein anderer Vampir diese Typen auf den Hals.«
»Es muss ein anderer Vampir sein«, sagte Jessica sofort.
»Wer sonst könnte denn wissen, wer tot ist und wer lebendig?«
Sinclair nickte. »Und sie haben auf dich gewartet.« Er wirkte wie die Ruhe selbst, ballte aber seine Hände zu Fäusten. »Sie wussten, dass du kommen würdest.«
»Offensichtlich.« Ich hatte noch keine Zeit gehabt, dar-
über nachzudenken, wie merkwürdig das war. »Hör auf damit, das macht mich nervös. Oh, fast hätte ich es vergessen!«
Ich sprang aus dem Bett und rannte zum Schrank. Dorthin hatte ich die Kugel geräumt, nachdem ich meine Kleidung in den Korb für Schmutzwäsche geworfen hatte.
»Hier ist ein Hinweis!«, rief ich und hielt die Kugel in die Höhe.
»Das ist toll, Miss Marple«, sagte Marc mit gespielter Begeisterung.
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»Halt den Mund. Seht euch das mal an, Leute.« Ich gab die Munition Sinclair, der sie kurz untersuchte und dann an Tina weiterreichte.
»Das ist ein Hohlspitzgeschoss«, sagte sie sehr erstaunt.
»Huch!«, sagte Jessica. »Eine blutsaugende Waffenexper-tin.«
»Ich habe eben viele Interessen«, antwortete sie milde.
»Später werfe ich einen genaueren Blick darauf.«
»Ich dachte, ich könnte die Kugel vielleicht Nick zeigen«, sagte ich.
»Detective Nick Berry? Ich denke nicht, dass das klug wäre«, sagte Sinclair, »wir halten ihn besser da raus.«
»Vielleicht ist er schon mitten drin. Vor einigen Tagen hielt er mich an und stellte eine Menge Fragen. Keine Sorge . . . «, sagte ich, weil Tina und Sinclair alarmiert guckten,
»ihr habt ganze Arbeit geleistet. Er erinnert sich weder daran, dass ich tot bin, noch an alles andere.«
»Bleibt die Tatsache, dass er Euch angehalten hat«, sagte Tina beunruhigt.
»Das war nur Zufall«, sagte ich und fühlte mich plötzlich unwohl. »Er hat meinen Wagen erkannt und winkte mich an den Straßenrand.«
Alle schwiegen für einen kurzen Moment. Dann befahl Sinclair: »Du solltest dich ausruhen«, und stand aus seinem Sessel auf. »Die Nacht im Bett verbringen.«
»Ich habe den ganzen Tag im Bett verbracht, und das reicht.«
Er ignorierte mich, wie immer. »Tina und ich werden uns beraten und . . . «
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»Mir geht es gut, wie oft muss ich das noch sagen? Hört auf, mich zu bemuttern. Außerdem muss ich heute Abend arbeiten, ich kann gar nicht im Bett bleiben.«
»Du gehst auf keinen Fall zur Arbeit.«
»Aber natürlich werde ich das!« Ich starrte ihn zornig an.
»Wann wirst du endlich kapieren, dass du mir nichts zu befehlen hast?«
Jessica räusperte sich. »Äh . . . Betsy?«
Ich hörte nicht hin. »Ich höre nicht auf dich . . . «
»Das habe ich bereits bemerkt.«
». . . und es macht mich einfach nur sauer.«
»Bets.«
»Du solltest aber auf mich hören, es wäre besser für dich«, blaffte Sinclair zurück. »Diese faux Unabhängigkeit ist einfach ermüdend.«
»Faux?«, rief ich. Das hieß doch falsch, oder? Wahrscheinlich. Blödes Französisch! »Jetzt hör mir mal zu, Arschloch . . . «
»Betsy!« Jessica packte mich am Arm, so fest, dass es geschmerzt hätte, wenn ich noch am Leben gewesen wäre.
»Frauenkram«, sagte sie in die Runde und zog mich ins Badezimmer.
Ich befreite mich nur mühsam aus ihrem Griff. »Was denn? Ich bin gerade beschäftigt, wie du wohl gesehen hast.
Was ist denn so wichtig, dass es nicht ein paar Sekunden warten kann?«
Sie sprach leise, weil wir beide wussten, wie gut Vampire hören konnten. »Ich wollte verhindern, dass du Schlimmeres von dir gibst.«
»Liebelein, das war doch noch gar nichts.«
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»Okay, ich weiß, du magst ihn nicht – oder glaubst, dass du ihn nicht magst, ich blicke da nicht so recht durch –, aber Bets! Es war so romantisch! Er fing dich auf, als du den Teppich küssen wolltest. Ich meine, kaum dass du in die Knie gingst, da war er auch schon bei dir. Dann hat er dich hochgehoben und ins Bett getragen, obwohl ich nicht verstehe, woher er wusste, wo dein Zimmer ist. Und dann ist er nicht von deiner Seite gewichen.«
»Igitt . . . «
»Im Gegenteil. Als ich gegen Mittag nach euch beiden gesehen habe, habt ihr geschlafen wie . . . äh . . . Tote, und er hatte seinen Arm um dich gelegt, und du hattest dich an seine Seite gekuschelt.«
»Niemals!«, sagte ich schockiert. War ich so schamlos im Schlaf?
»Bets, es stimmt. Und wie! Als ich ein paar Stunden
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