Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
fühlte mich wackelig, als hätte ich jeden Augenblick umkippen müssen.
Sie lächelte. »Ja.«
»Okay. Hör mal, äh . . . es war eine wirklich lange Nacht.
Eine unglaublich lange Nacht. Tina, ich bin deine Königin, richtig? Das hast du doch immer geglaubt?«
»Natürlich, Euer Majestät.«
»Gut. Also, kannst du mir dann einen wirklich, wirklich großen Gefallen tun? Kannst du nach unten gehen und die Blade Warriors wegschicken und Marc und Jess und meiner Mutter sagen, dass ich morgen mit ihnen spreche?
Mir ist jetzt nicht nach Gesellschaft.«
»Sofort, Majestät.«
Sie nahm meine Hand und tat etwas Merkwürdiges und Verwirrendes. Sie küsste sie. »Ihr habt richtig gehandelt.«
Sie lächelte, und ihr Gesicht erstrahlte. »Ihr wart großartig.«
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Warum fühlte ich mich dann so elend?
Ich hörte, wie Tina zerrte und drückte, wollte aber nicht hinschauen. Dann trug sie die Leiche aus dem Zimmer.
Sinclair hielt ihr die Tür auf und schloss sie auch wieder.
Selbstverständlich ging er davon aus, dass mein Bedürfnis, alleine zu sein, ihn nicht einschloss.
»Das wäre erledigt«, sagte ich und starrte auf die Stelle, wo eben noch Marie gewesen war.
»Ja, ich glaube auch.«
»Ich freue mich für sie.«
»Ich ebenso.«
»Sie hatte ihre Mami so sehr vermisst, dass sie über ein halbes Jahrhundert hier herumgelungert ist. Viele Jahre!
Und jetzt sind sie zusammen. Das ist gut, oder?«
»Richtig.«
Ich brach in Tränen aus und lehnte plötzlich, ohne es zu wollen, gegen etwas Hartem, das mit Baumwollstoff bedeckt war. Sinclairs Brust. Er legte die Arme um mich und strich über meinen Rücken. »Elizabeth, weine nicht, Schatz. Alles, was du gesagt hast, war richtig. Alles, was du getan hast, war richtig.«
»Ich weiß«, heulte ich in seinen Jackenaufschlag.
»Also. Du hattest eine schwere Entscheidung zu treffen, und das ist immer schwierig.« Er gab mir einen Kuss auf den Kopf. »Aber du warst Sarah eine Königin, als sie dich brauchte, und Marie konnte sich keine bessere Freundin wünschen.«
Er war so süß, dass ich noch heftiger schluchzte.
»Elizabeth, warum riechst du immer nach Erdbeeren?«
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Der plötzliche Themenwechsel überraschte mich mitten in einem Schluchzer. »Das ist mein Shampoo.«
»Nun, es riecht herrlich.«
»Außerdem hat Jessica heute mit einer Erdbeere nach mir geworfen. Die Dekoration ihres Daiquiri beim Barbecue meines Vater. Die ist mir im Büstenhalter stecken geblieben, und ich hatte keine Zeit gehabt, mich umzuziehen, bevor ihr gekommen seid. Ich meine, ich habe sie natürlich herausgefischt, aber der Saft . . . «
»Nun, das ist . . . das ist auch herrlich.« Ich fühlte, wie seine Brust von unterdrücktem Gelächter bebte.
Ich sprang zurück und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Das ist nicht lustig, Sinclair. Ich habe eine Krise!«
»Ja, ich beginne die Vorzeichen zu erkennen.«
»Ich hätte auf sie aufgepasst, weißt du? Ich hatte schon alles geplant. Ich meine, ich werde niemals ein eigenes Baby haben. Also dachte ich, ich könnte Marie unter meine Fittiche nehmen. Ich hatte mich an sie gewöhnt. Sie war immer hier.«
»Ja, das muss dir ganz schön auf die Nerven gegangen sein.«
»Nein, es . . . ich fand es ganz schön. Nachdem ich mich nicht mehr vor ihr gegruselt habe, meine ich. Aber jetzt . . .
werde ich sie nie wiedersehen.« Allein der Gedanke brachte mich wieder zum Weinen. »Das war die einzige Art, wie ich ein Kind hätte haben können! Es musste erst eines ermordet werden und dann in meinem Haus herumspu-ken!«
»Elizabeth, das ist nicht wahr!«
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»Es war einfach eine Scheißwoche!«
»Ja, es war schwer für dich, mein Liebling.«
»Ja! Und jemand versucht mich umzubringen, und mein Haus ist zu groß, und die anderen Vampire hassen mich, und eines Tages werde ich Jon wie einen Käfer zerquet-schen müssen, damit er mich in Ruhe lässt, und ich kann tote Menschen sehen, und ich habe den Verdacht, dass der Gärtner auch ein Geist ist, und meine Stiefmutter ist schwanger mit meinem Halbbruder oder meiner Halb-schwester.«
Er sah mich nüchtern an. »Niemand wird es wagen, dir Leid zuzufügen, wenn ich in der Nähe bin.« Dann: »Wer ist schwanger, hast du gesagt?«
»Egal. Weißt du«, schniefte ich, »du kannst wirklich süß sein, wenn du mich nicht zur Weißglut treibst.«
»Du nimmst mir das Wort aus dem Mund«, neckte er mich. »Außerdem habe ich dir nie dafür gedankt, dass du mir das Leben gerettet
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