Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Nase. »Sind Sie sicher, dass sich ein Geist in diesem Raum befindet?«
»Vertrauen Sie mir. Tun Sie einfach Ihr Bestes.« Gab es so etwas wie eine Letzte Ölung unter erschwerten Bedingun-gen für Vampire?
Vater Markus lächelte Sarah an, die sich schnell von ihm wegduckte, und ich bemerkte zum ersten Mal, dass er ein sehr nettes Gesicht hatte. Es war lang und traurig, wie ein priesterlicher Basset, aber wenn er lächelte, hatte er tiefe Grübchen in jeder Wange, und das sah sehr süß aus.
»Sarah, mein Kind.« Langsam griff er nach ihrer Hand.
Sie zuckte zurück, gestattete ihm dann aber, ihre Hand zu nehmen. »Spürst du tief in deinem Herzen Reue für die Sünden, die du begangen hast, im Leben und im Tod?«
»Ja.«
»Und erkennst du unseren Herrn Jesus Christus als deinen Retter an?«
»Eric Sinclair ist mein Herr«, sagte sie trotzig, »Und Betsy ist meine Herrin.«
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»Und im Jenseits, meine Liebe?«
»Davon gehe ich aus«, maulte sie, »wenn er mich denn überhaupt haben will.«
»Also gut. Dann übergebe ich deine Seele an Gott.«
Er machte das Kreuzzeichen über ihrem und seinem eigenen Kopf und wich mit abwehrend erhobenen Armen zurück. Aber nichts passierte. Sie ging nicht in Flammen auf oder so. Ich muss zugeben, dass ich erleichtert war. Das hätte uns wirklich den Abend verdorben.
»Danke, Vater«, sagte ich.
»Brauchen Sie . . . «
»Tschüss.«
Tina hielt ihm mit unmissverständlicher Geste die Tür auf.
»Aber ich würde gerne wissen . . . «
»Nur für Vampire, tut mir leid.« Dann fixierte sie Ani und Jon mit einem solch einschüchternden Blick, dass sie sich schleunigst in Richtung Treppe aufmachten. Vater Markus trat ebenfalls den Rückzug an, warf aber noch einen letzten neugierigen Blick zurück, als die Tür sich hinter ihm schloss.
»Okay.« Das hörte sich gut an. Also noch einmal: »Okay.
Dann mal los. Äh . . . Sarah, du stellst dich hier drüben hin.«
Ich drückte sie gegen die Wand. Dann suchte ich einen anderen Platz, denn genau hinter dieser Wand befanden sich meine Schuhe. »Okay. Hier ist es gut. Hmmm . . . okay.«
Versuchsweise führte ich den Pflock zu der Stelle, die Sinclair mir gezeigt hatte, als wollte ich sie erdolchen. Herr im Himmel, wie kam ich nur immer in diese Situationen?
»Okay.«
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»Wartet.« Sie griff nach meinem Handgelenk.
»Oh, Gott sei Dank.«
»Nein, das ist es nicht. Ich habe mich nicht umentschie-den. Meine Klamotten. Ich habe den Schrank voller Armani-Sachen, die ich nicht mehr gebrauchen kann. Tina weiß, wo ich wohne. Sie sollen jetzt Euch gehören. Ihr seid größer als ich, aber wir haben dieselbe Figur. Das meiste könnt ihr ändern lassen.«
»Armani?« Ich warf meine Arme um sie und küsste ihre kalte Wange. »Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich.«
»Dann zieht es jetzt endlich durch. Bitte.«
»Schon gut, schon gut.«
»Mami?« Marie klang besorgt.
»Ich bin gleich bei dir, Kleines«, sagte Sarah ein wenig zu fröhlich. Dann zischte sie: »Tut es!«
Ich tat es. Ich rammte das Tischbein in sie hinein, heftiger als nötig. Ich war so besorgt, dass ich doch noch kneifen und den Job vermasseln könnte, dass ich etwas zu viel des Guten tat. Das Tischbein ging durch Sarah hindurch und dann durch die Wand. Ich ließ es los, und Sarah steckte aufgespießt an der Wand wie ein Käfer auf einem Stück Papier.
Und sie war gegangen. Ich wusste es und konnte es fühlen. Und wenn nicht das, dann hätte ich es ganz sicher gesehen. Ihre Augen, die mich eben noch zornig angesehen hatten, weil ich nicht schnell genug gemacht hatte, waren jetzt ohne Leben. Sie zuckte am ganzen Körper wie eine Forelle auf dem Trockenen, aber es waren nur die Spasmen des sterbenden Körpers.
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Ich drehte mich weg und hatte schreckliche Angst, dass ich mich wieder übergeben müsste. Ich spürte Sinclairs Hand unter meinem Ellbogen. »Ganz ruhig«, sagte er. »Das hast du gut gemacht. Schau!«
Ich blickte hoch. Auf Maries Gesicht zeichnete sich große Überraschung ab. Sie starrte auf ihre Hände, die jetzt durchsichtig waren. Sie sah mich an, lächelte, und ich sah die kleine Lücke, wo sie ihre Milchzähne verloren hatte. »Jetzt werde ich Mami wiedersehen, B. . . « Und dann war sie verschwunden.
Lange sagte niemand etwas, und niemandem fiel etwas ein, was er hätte sagen können. Endlich brach Tina das Schweigen. »Ich schaffe die Leiche weg.«
»Gibt es Friedhöfe für Vampire?«, fragte ich mit zitternder Stimme. Ich
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