Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
bis man sich zurecht- und den Weg nach draußen gefunden hatte. Vielleicht würde ich Aufzüge installieren lassen. Und diese konkaven Spiegel, die sie jetzt in den Supermärkten hatten. So würde man immer sehen können, wer einem im Flur entgegenkam.
Als ich nämlich um die Ecke kam, traf ich überraschend auf Seine Majestät, König Sinclair. Wie immer war er tadellos in gedeckten Farben gekleidet: dunkle Hose, schwarzer Gürtel, schwarzes Hemd, schwarzer Wollmantel. Die dunkle Kleidung ließ selbst seine Augen schwarz wirken, wie eine sternenlose Winternacht. Kaum konnte ich sehen, wo seine Iris aufhörte und die Pupille begann.
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Seine Wangen waren ein wenig gerötet – nicht von der frischen Luft draußen, wie man es bei einem normalen Menschen erwarten würde, sondern weil er kürzlich Nahrung aufgenommen hatte. Ich fragte mich, wen er wohl gebissen hatte. Normalerweise versuchte ich, nicht darüber nachzudenken, aber da er seinem Harem den Laufpass gegeben hatte (in dem bemitleidenswerten Versuch, bei mir Pluspunkte zu sammeln), war es jetzt schwer für ihn, an Blut zu kommen.
Vielleicht schlug er bei Straßenräubern und Vergewaltigern zu, wie ich es auch tat. Allerdings würde ich wohl, nachdem mir nun die Augen geöffnet worden waren, ein wenig aufgeschlossener sein, was die Qualität meiner Opfer anging. Kurz, alles, was auf der Straße herumlief, würde Freiwild sein. Es war ja nicht so, dass sie daran starben. Zumindest nicht alle.
Aber ich hatte andere, dringendere Sorgen.
»Du siehst lecker aus«, sagte ich, als er näher kam, griff nach dem Aufschlag seines Mantels und strich mit der Hand über den Stoff. »Wie immer.«
»Du . . . auch«, antwortete er langsam und hielt mitten im Schritt inne. Er besah mich näher. »Du riechst nach Blut. Da sind Blutflecken auf deinem Pullover.«
»Wie dumm von mir.«
»Sind das etwa Gummistiefel?«
Ich drängte mich an ihn. »Gibt es keine interessanteren Themen, über die wir sprechen können als Fußbekleidung?«
Er zog eine hinreißende Augenbraue hoch. »Äh . . . nun, ja, ehrlich gesagt, aber . . . «
Ich zog ihn zu mir und küsste ihn auf den Mund. Seinen festen, leckeren Mund. Uff. Wie war es mir nur gelungen, all 83
diese Monate die Finger von ihm zu lassen? Sein Zimmer war nur fünf Türen weiter, nicht fünf Meilen.
Sofort wanderten seine Hände über meinen Körper, fuhren unter meinen Pullover und packten meine Schultern. Oh gut, er würde sich nicht lange zieren.
Ich riss an seinem Mantel, an seinem Hemd, mit scharfen Fingernägeln, und wir taumelten durch den Flur, zerrten an unseren Kleidern, ließen unsere Zungen über den Körper des anderen wandern. Wir krachten durch eine Tür – und ich meine nicht, wir traten sie auf. Eigentlich zertrümmerten wir sie regelrecht und fielen über einen Stuhl oder so ähnlich –
ganz sicher war ich mir nicht, schließlich hatte ich nicht vor, eine verdammte Inventur zu machen – und dann rollten wir auf dem staubigen Teppich.
Seine Kehle befand sich direkt über meinem Mund, während er mit den Händen unterhalb meiner Gürtellinie beschäftigt war und sich den Weg durch meine Kleider frei riss, und ich konnte nicht widerstehen und biss zu. Er spannte sich an und ich stöhnte fast, als sein warmes, süß-salziges Blut meinen Mund füllte. Seine Hände wurden schneller, ich hörte das laute Reißen von Stoff und dann schob er sich in mich, füllte mich ganz aus, und ich bog mich ihm entgegen und zog mich dann aus seinem Hals zurück.
Ich leckte an seiner Kehle und er griff in meine Haare, riss meinen Kopf zur Seite und senkte seine Reißzähne in meinen Nacken. Seine brutale Gier brachte mich zum Orgasmus und ich zog die Knie an und drängte seinen Stößen entgegen.
Wieder bekam ich einen Orgasmus und versuchte mich gerade auf den dritten zu konzentrieren, als er erschauderte und sein Kopf gegen meine Schulter sank.
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»Jetzt«, sagte ich nach einem kurzen Moment, »wirst du wohl einen neuen Mantel brauchen.«
Er lachte. »Unter anderem.«
Ich streckte meinen Arm aus und sah über seine Schulter hinweg auf die Uhr. »Wir haben noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Ich war eigentlich auf dem Weg zum Scratch, aber das könnte ich auch auf morgen verschieben.«
»Ist jetzt die Zeit für einen leidigen Small Talk?«
»Ich dachte eher an Oralsex.«
Er rollte sich von mir herunter, sprang auf die Füße, hob mich hoch und galoppierte in mein Schlafzimmer.
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»Darf ich fragen,
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