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Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Titel: Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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sah mich um. Ich lag in einem kleinen Raum im Westflügel des Hauses. Es gab keine Möbel, dafür aber ei-ne gute, solide Eichentür. Eigentlich sollte dies hier unser Weinkeller werden, bis Sinclair, der Besserwisser, anmerk-te, dass wir wohl kaum Wein in einem so hellen Raum lagern würden. Also hatten wir die Flaschen alle in den Keller verfrachtet und dieses Zimmer hatte leer gestanden und . . .
    Licht.
    Es war die Sonne.
    Ich sprang auf (ich trug immer noch meinen Morgenrock) und ging zum Fenster.
    Die Sonne.
    92

    Ich starrte. Lange. Der große goldene Ball stand genau über den Baumwipfeln. Wahrscheinlich war es Spätnachmittag.
    Seit meinem dreißigsten Geburtstag im April hatte ich die Sonne nicht mehr gesehen.
    Ich hatte im Buch der Toten gelesen und zugelassen, dass es mich zu einem richtigen Arschloch gemacht hatte. Das war schlimm, sehr schlimm. Andererseits konnte ich nun bei Tageslicht aufwachen. Das war gut, sehr gut.
    Und da ich nun einmal die Königin war und mich die Sonne nicht verbrannte, konnte ich auch hinausgehen. Einfach herumspazieren und die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spüren, ihre Wärme.
    Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, aber es rührte sich nicht. Das Herrenhaus hatte so viele Zimmer, in denen so wenige Menschen wohnten, dass das Fenster wahrscheinlich seit fünfzig Jahren oder mehr nicht mehr geöffnet worden war.
    Zu ungeduldig, um mich nach weiteren Möglichkeiten umzuschauen, und zu wild darauf, nach draußen zu kommen, zerschlug ich die Scheibe mit der Faust und klopfte die grö-
    ßeren Stücke aus dem Rahmen. Dann tauchte ich kopfüber hindurch und fühlte mich wie Starsky. Oder war Hutch der Blonde gewesen?
    Mit einem Bums schlug ich zwei Stockwerke tiefer auf, spuckte ein bisschen Erde und drehte mich auf den Rücken, um den Sonnenschein aufzusaugen. Das Gras war kühl (der Oktober war zwar mild, aber eben Oktober), aber das machte mir nichts aus. Die Sonne würde nicht mehr lange scheinen, aber das machte mir nichts aus. Ich musste bei einigen Leuten Abbitte leisten und zwar heftig, aber auch das . . . nun ja, das 93

    machte mir schon etwas aus und ich würde es auch gleich in Angriff nehmen.
    Nur noch eine Minute.
    Danke, Gott. Vielen, vielen Dank! Auch wenn ich es ganz und gar nicht verdiene, danke!
    Wieder schlichen sich Bilder des Abends in meine Gedanken und verdarben mir das Sonnenbad. Leider sorgte das Buch nicht auch für Gedächtnisverlust.
    In Gedanken ging ich noch einmal die gestrigen Ereignisse durch. Erst hatte ich versucht, Tina zu töten – die mir sehr geschickt den Arsch versohlt hatte. Auch wenn es peinlich war, von jemandem verhauen zu werden, der halb so groß war wie ich, war ich doch froh, dass ich bei ihr keinen Erfolg gehabt hatte. Und zu Marc hatte ich all diese furchtbaren Sachen gesagt . . . er war mir immer ein guter Freund gewesen und ich hatte ihn Dr. Blutegel genannt.
    Und Jessica . . . Oh, Jess. Ich habe wirklich Scheiße gebaut. Ich würde mich lieber selbst in Brand stecken, als dir noch einmal wehzutun. Du bist die beste Freundin, die ein Vampir sich nur wünschen kann. Ja, das klang gut. Wenn nötig, konnte ich das alles noch einmal wiederholen. Mehrmals. Mein Gott, wenn sie mich nur anhört, bitte ich die nächsten dreißig Jahre um Verzeihung.
    Nur bitte, bitte, mach, dass sie mich anhört.
    Und Sinclair. Ich stöhnte auf und warf einen Arm über meine Augen. Böser, schmutziger Sex mit Eric Sinclair! Das war fast so schlimm, wie Jessica zu beißen. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich ihn benutzt hatte, und wütend auf ihn, weil er mich gelassen hatte.
    Und weil er nicht gemerkt hatte, dass ich besessen gewesen war! Wie konnte dieses kleine Detail seiner Aufmerksamkeit 94

    entgangen sein? Das Arschloch merkte, wenn eine Fliege einen Block weiter landete, aber wenn ich mich in eine Super-schlampe verwandelte, fiel ihm das nicht auf?
    Verärgert und bestürzt zugleich setzte ich mich auf und hörte das unverwechselbare Cha-chick einer Schrotflinte, die geladen wurde. Ich war oft genug mit meiner Mutter auf En-tenjagd gegangen, um das Geräusch zu erkennen (damals war ich noch nicht Mitglied bei PETA, so wie ich jetzt nicht mehr Mitglied bin – sie sind mir ein bisschen zu extrem geworden).
    Ich sah mich um. In ungefähr zwanzig Metern Entfernung stand Marc, in den Händen meine alte 12-Kaliber-Flinte. Wie war noch mal die Statistik? Menschen, die ein Gewehr besa-
    ßen, wurden öfter Opfer dieses Gewehrs als Opfer

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