Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
was der Grund für diesen plötzlichen Sin-neswandel ist?«, fragte er, nachdem er mit der Ferse die Tür zugeschlagen und mich auf das Bett geworfen hatte.
»Es ist langweilig geworden.« Ich befreite mich von den letzten Fetzen meiner Kleidung. »Außerdem solltest du einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen.«
»Ein Sprichwort, das es wert ist, auf ein Tuch gestickt und aufgehängt zu werden, ohne Zweifel.« Er hüpfte auf einem Bein, während er verzweifelt versuchte, sich den Schuh vom Fuß zu streifen. Ich musste lachen.
Ein Gedanke streifte mich und war schon wieder fast vergessen, da hielt ich ihn noch einmal fest. Warum hatte ich nicht wie sonst auch während des Sex’ Sinclairs Gedanken lesen können? Andererseits war mein Kopf vorher auch um einiges leerer gewesen. Damals hatte es genug Platz für Sinclair gegeben, wenn wir Sex hatten. Jetzt nicht mehr. Mir war’s recht. Ab jetzt würde vieles nicht mehr sein wie vorher.
Endlich hatte er sich von seinem blöden Schuh befreit und kam zu mir ins Bett. »Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte er,
»darauf habe ich lange gewartet.«
»Lover, das Warten hat ein Ende. Man könnte sagen, dass ich nun endlich in der Lage bin, deine außerordentlichen Qualitäten zu schätzen.«
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Und da wir gerade von Lagen sprachen, versuchten wir die 69er Stellung für eine Weile. Wissen Sie, was das Coole daran ist, ein Vampir zu sein? Man muss keine Luft holen.
Obwohl er tief in meinem Mund war, musste ich mir darum keine Gedanken machen. Allerdings würden wir jemanden kommen lassen müssen, um das Kopfteil des Bettes zu repa-rieren, das in der Mitte gesprungen war. Einer von uns hatte dagegengetreten . . . na ja, einmal waren wir es auch beide gewesen.
Nach einer Weile kletterte ich auf ihn und ritt fröhlich einem erneuten Orgasmus entgegen, als ich das unverwechselbare Geräusch eines Autos hörte, das in die Auffahrt fuhr.
»Wer ist das?«, fragte ich und sah wieder auf meine Armbanduhr. Fünfzehn Minuten noch bis Sonnenaufgang. Ein Vampir?
»Tina«, stöhnte er. »Könntest du dich bitte auf das Geschehen hier unter dir konzentrieren, Schatz?«
Tina, die kleine Miss »Ihr seid die Königin, aber Sinclair gehört mir«. Immer mit einem »Eure Majestät« zur Hand, um mir dann bei der kleinsten Gelegenheit den Dolch in den Rücken zu stoßen, mich im Ungewissen zu lassen und alles zu tun, damit Sinclair die Oberhand behielt.
Ihn brauchte ich, sie dagegen nicht, verdammt noch mal.
Sie war alt – der älteste Vampir, den ich kannte – und sie war gefährlich.
Ich musste sie loswerden.
Ich stieg von Sinclair herunter und griff nach meinem Bade-mantel, der an der Tür zum Badezimmer hing. Keine Zeit, um mich richtig anzuziehen, diese Sache wollte ich jetzt regeln.
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»Elizabeth!« Sinclair klang ebenso beleidigt wie überrascht,
»hast du eine Verabredung vergessen?«
»Ja, ja.« Nur eine kleine Sache, um die ich mich schon vor sechs Monaten hätte kümmern sollen. »Ich komme wieder.
Mach nicht ohne mich weiter.«
»Aber . . . « Schon rannte ich den Flur hinunter und konnte den Rest des Satzes nicht hören. Sex mit Sinclair war immer toll und ich würde recht bald wieder darauf zurückkommen, aber das hier war wichtiger. Das Letzte, was ich in meinem Haus brauchte, war ein unendlich alter, ein unendlich durch-triebener Vampir, dem mein Wohl nicht am Herzen lag.
Sie würde leicht zu ersetzen sein. Von ihrer Sorte gab es viele. Jünger. Ungefährlicher. Und ganz sicher weniger lästig.
Und Sinclair würde schön bei mir bleiben. Er hatte praktisch schon das Halsband und die Leine um den Hals.
In der vorderen Eingangshalle hatte ich Tina, die gerade die Tür schloss, endlich eingeholt. Ich polterte die Treppe hinunter.
»Guten Morgen, Eure Majes. . . « Dann schrie sie. Wahrscheinlich, weil ich ein kleines, goldenes Kreuz herausgezogen und nach ihr geworfen hatte.
Die zarte Halskette hatte mir Sinclair einige Monate zuvor geschenkt (sie hatte seiner kleinen Schwester gehört, die schon vor Ewigkeiten gestorben war). Im Haus konnte ich sie nicht tragen, weil es Sinclair und Tina wehtat sie anzusehen, ganz zu schweigen von anderen Vampiren, die mir ihre Aufwartung machten.
Aber dummerweise trug ich die Kette gerne bei mir. Also befand sie sich meistens in meiner Jeanstasche oder, wenn ich schlief, in meinem Nachthemd.
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»Tina, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich habe die Schnauze voll von dir.«
»Nicht . . . nicht
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