Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
schneller man mich wieder aus der Galerie abzieht, desto besser.«
»Mir hat es da gefallen«, sagte Sue lachend. »Es ist mir nicht gelungen, nahe an Guy heranzukommen, aber dafür gab es andere Kompensationen, kann ich dir sagen. Einige der Künstler sind hervorragende Liebhaber.«
Cressida starrte sie an. »Meinst du damit, dass du mit ihnen geschlafen hast?«
»Nein, aber wir hatten phantastischen Sex! Nun stell dich nicht so an, Cressida. Was glaubst du denn, was Männer und Frauen tun, wenn sie scharf aufeinander sind? Meinst du, sie halten Händchen in der hintersten Sitzreihe eines Kinos? Fall Guy sich für dich interessiert, wird von dir nicht erwartet, dass du dich wie eine ängstliche Jungfer aufführst – damit kann er nichts anfangen.«
»Aber ich schlafe mit Tom Penfold«, wandte Cressida ein.
Sues Augenbrauen hoben sich. »Ja, irgendeine muss das ja tun. Nein, im Ernst, Cressida, diesen Männern kann Tom nicht das Wasser reichen, und der Witz bei der Sache ist, dass du nur Befehlen folgst.«
»Niemand hat mir befohlen, mit Guy Cronje zu schlafen – oder mit sonst einem Mann«, protestierte Cressida. »Das könnte ich auch nicht. Ich brauche Jahre, um einen Mann richtig kennen zu lernen, und vorher läuft da gar nichts.«
Susan runzelte die Stirn. »Niemand hat es dir befohlen, denn sie können einer Frau natürlich nicht befehlen, mit einem Verdächtigen zu schlafen. Stell dir nur mal vor, das käme bei Gericht heraus. Nein, ich bin davon überzeugt, dass Detective Chief Inspector Williams angenommen hat, du würdest zwischen den Zeilen lesen können. Dein Tom hat das getan. Er weiß, was von dir erwartet wird, deshalb saß er auch mit einem langen Gesicht bei der Besprechung.«
»Nun, ich werde versuchen, alles herauszufinden, was mir möglich ist, aber ich werde mich sexuell auf keinen einlassen«, sagte Cressida fest entschlossen. »Falls ich diesem Guy gefalle, kann er mich ja ein-, zweimal anschauen, aber das muss auch genug sein.«
Sue sah Cressida musternd an. Sie war groß, etwa ein Meter fünfundsiebzig, und ihre dunkelbraunen Haare waren attraktiv zu einem mädchenhaften Bubikopf geschnitten. Sie schien sich der Tatsache nicht bewusst zu sein, dass sie sich mit wenigen Handgriffen zu einer höchst attraktiven Frau verändern könnte. Darüber hinaus war Sue auch der Meinung, dass Cressida sich katastrophal kleidete.
Sie fragte sich, ein wenig amüsiert, wie lange Cressidas Entschluss, Tom nicht untreu zu werden, bestehen blieb, wenn sie einmal das Leben in der Galerie kennen gelernt hatte.
»Du musst dich auf dein Fingerspitzengefühl verlassen«, sagte Susan. Ihr war klar geworden, dass es ein Fehler wäre, mehr Druck auf ihre Nachfolgerin auszuüben. Aber wenn ich dir den Crashkurs und das gefälschte Diplom gegeben habe, musst du lernen, wie man sich in der Galerie kleidet. Sie wollen, dass ihr Team glanzvoll, aber nicht auffällig aussieht. Und die ganze Zeit musst du gut geschminkt sein.«
»Ich kann mir keine glanzvollen, unauffälligen Kleider erlauben«, gab Cressida zurück.
»Das ist einer der Vorzüge in diesem Job; dein Auftraggeber gewährt dir einen großzügigen Spesenbetrag. Ich gehe mit dir in die Geschäfte, dann suchen wir gemeinsam die Kleider aus. Es ist wichtig, dass du sie schon zum Bewerbungsgespräch trägst. Marcia ist durchaus in der Lage, dich wegen einer falschen Strumpfhose oder wegen Schuhen, die nicht zur Kleidung passen, oder wegen irgendeines fadenscheinigen Grundes abzulehnen. Ich werde dich empfehlen und ihnen sagen, dass wir schon seit langem befreundet sind, noch bevor wir zur Uni gegangen sind; das wird dir helfen, aber natürlich liegt es ausschließlich an dir, ob du den Job kriegst oder nicht.«
Cressida begann zu hoffen, dass sie gar nicht erst angenommen wurde – das hörte sich alles sehr kompliziert an, überhaupt nicht ihr Ding. »Wie ist dieser Bursche Guy Cronje eigentlich?«, fragte sie schließlich.
»Ich habe ihn nie eng genug kennen gelernt«, gab Sue zu. »Er muss irgendwas haben, und das muss mehr als der übliche Charme eines Kunsthändlers sein. Er ist recht groß, sehr schlank und blass; er hat dunkle Haare und strömt den Hauch von unterdrückter Gefahr aus. Er kommt einem wie ein schwelender Vulkan vor, der jeden Moment ausbrechen kann. Ich glaube, es ist diese bedrohliche Atmosphäre, die Frauen anzieht.«
»Ich mag keine großen Emotionen«, sagte Cressida und bestellte einen Espresso. »Deshalb passt Tom zu mir;
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