Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
keinen regelmäßigen Job mehr haben. Ich bleibe nie lange an einem Ort. Ich reise gern. Das hilft mir gegen die Langeweile.«
»Ich weiß jetzt, dass ich mich immer gelangweilt habe«, sagte Cressida ernst. »Ich habe erst zu leben begonnen, als ich dich kennen gelernt habe. Ich kann nicht zurück in mein altes Leben finden, und wenn ich dich verliere, weiß ich nicht, was ich tun soll.«
Guy hob den kleinen Koffer, den er mitgebracht hatte, und gab ihn an sie weiter. »Du hast zwanzig Minuten, um zu packen. Ich habe uns zwei Tickets nach Venedig gekauft. Nur den Hinflug. Ich glaube, da kannst du noch mehr über das Leben lernen – alles über das Leben, die Liebe und die Kunst.«
»Zwanzig Minuten?«, fragte eine verdutzte Cressida. »Aber ich kann doch nicht …«
Guy hob die Schultern. »Es liegt bei dir.«
Da wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte Ganz egal, was in Zukunft geschah, ganz egal, wie kurz die Zeit mit Guy sein würde, dies war es, was sie wollte. Und wenn sie ihre Karten richtig ausspielte, war sie sicher, ihn so lange an ihrer Seite halten zu können, wie sie wollte, denn sie waren sich ebenbürtig, sie waren Seelenverwandte. Wenn er das nicht auch so empfunden hätte, wäre er nicht bei ihr vorbeigekommen, und die zwei Tickets hätte er auch nicht gekauft.
»Ich werde nur fünfzehn Minuten brauchen«, versprach sie.
Guy schaute ihr nach, als sie die Treppe hinauflief, und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich zufrieden. »Das ist gut«, sagte er mit einem Lächeln. »Es dauert nicht mehr lange, dann können wir Mitglieder im Club der Vielflieger sein.«
Cressida warf ein paar Sachen in den Koffer, schrieb einen Kündigungsbrief an ihren Chief und lief wieder die Treppe hinunter. »Fertig«, verkündete sie.
»Was ist mit Tom?«, fragte Guy und nahm ihr den Brief aus der Hand.
»Tom wer?«, fragte sie mit einem schelmischen Grinsen. Guy musste lachen. »Ganz recht, Tom wer? Weißt du, Cressida, ich habe lange darauf gewartet, eine Frau wie dich zu treffen, eine Frau, die so klug wie sexy ist, und da ich sie nun gefunden habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich dich jemals kampflos aufgeben werde.«
»Schön zu wissen«, sagte Cressida, als sie das Haus verließen. Und es war auch schön zu wissen, dass sie schon bald im Flugzeug Liebe machen würden, Meilen über der Erde, und schon jetzt prickelte ihr Körper vor Vorfreude. »Ich hoffe, der Flug hat keine Verspätung«, murmelte sie, als sie ihren Terminal betraten.
»Falls doch, werden wir eine Ansichtskarte an Sir Peter Thornton schreiben«, sagte Guy lachend. »Ich bin sicher, es wird ihn freuen, wenn er erfährt, dass das ganze Durcheinander, in das du ihn gestürzt hast, doch noch etwas Gutes für uns beide bewirkt hat.«
»Ich sollte mich schuldig fühlen, besonders, was Marcia und Rick betrifft«, gab Cressida später zu, als sie sich in der Vorbereitung für den Start anschnallen mussten. »Aber ich fühle mich nicht so. Was macht das aus mir?«
»Eine sexy und begehrenswerte Frau«, antwortete Guy. »Aber du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Marcia und Rick sind nun ein zwar nicht ganz zueinander passendes, aber doch ein glückliches Paar. Sie ist eine Bohemien geworden.«
Als seine Hand über ihr Knie strich, lehnte sich Cressida entspannt in ihrem Sitz zurück. »Weißt du, die Galerie war das Beste, was mir überhaupt passieren konnte«, sagte sie.
»Ich habe dir eine kleine Erinnerung mitgebracht«, sagte Guy und kramte umständlich in seiner Reisetasche, bis er gefunden hatte, was er suchte. Ein kleines Päckchen, in braunes Packpapier eingewickelt.
Sie öffnete es und starrte auf Ricks Zeichnung ›Die Marionette‹. Ihr Magen ruckte genauso wie damals, als sie das erste Mal auf das Bild gestarrt hatte. »In dem Moment, als ich die Frau das erste Mal sah, wusste ich Bescheid«, sagte sie leise. »Ich fing an, mehr über mich zu verstehen.«
»Dann werden wir es in Venedig über unser Bett hängen, damit du ständig daran erinnert wirst«, sagte Guy zufrieden.
»Wer ist denn nun die Marionette?«, fragte sie ihn.
Guy schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die Absicht, dir das zu sagen, weder jetzt noch in Zukunft.«
Aber Cressida wusste schon Bescheid. Der Mann war die Marionette, und es war dieses Wissen, das ihr die Courage verlieh, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und mit diesem faszinierenden, dunklen, geheimnisvollen Mann an ihrer Seite in eine ungewisse, aber aufregende
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