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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vielleicht verschmiert. Einen Teilabdruck von der Handkante oder dem Handteller.«
    »Überwachungsvideos in allen vier Fällen?«, fragt Win.
    »Unterschiedliche Kleidung, aber für mich ist es derselbe Mann.«
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Lieber nicht.«
    »Warum waren Sie Lehrerin und haben damit aufgehört?«
    »Keine Ahnung. Warum tragen Sie eine goldene Uhr? Haben Sie für einen Millionär ein Knöllchen verschwinden lassen oder ein Auge zugedrückt, als er mit seinem Ferrari hundertsechzig Meilen die Stunde fuhr? Oder sind Sie vielleicht doch Bankräuber?«
    »Die gehörte meinem Vater. Davor seinem Vater und davor Napoleon - ist ein Witz, auch wenn Napoleon ein Fan des Herstellers war«, sagt Win und hält Stump sein Handgelenk hin. »Ein Schweizer Uhrmacher namens Breguet. Der Familienlegende nach ist die Uhr gestohlen. Einige meiner hochgeschätzten Verwandten aus der alten Heimat hätten gut und gerne für Die Sopranos vorsprechen können.«
    »Wie ein Italiener sehen Sie nicht gerade aus.«
    »Meine Mutter war Italienerin. Mein Vater schwarz, ein Lehrer. Und Dichter, unterrichtete in Harvard. Ich bin immer neugierig, warum jemand Lehrer wird, und es kommt nur selten vor, dass ich jemanden treffe, der die Berufung verspürte, den ganzen Aufwand betrieb und dann alles an den Nagel hängte.«
    »High School. Zwei Jahre hab ich es da ausgehalten. Die Schüler sind inzwischen so schlimm, dass ich sie lieber hinter Gitter bringe.« Stump öffnet Schränke, stellt die verschiedenen Flaschen mit Chemikalien, die Pulver zum Bestäuben, die Lichtquellen, die Kameraausrüstung mit nervösen, ungeschickten Händen zurück. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie nicht so gucken sollen? Das ist unhöflich. Sie glotzen schlimmer als ein Baby«, sagt Stump und steckt den Zettel des Bankräubers in einen Umschlag. »Letzte Möglichkeit wäre ein DANN-Test. Meiner Meinung nach aber sinnlos.«
    »Wenn er keinen Schweiß hinterlässt, wird er wohl auch keine DANN hinterlassen, es sei denn, er niest auf das Papier oder verliert Unmengen von Hautzellen«, sagt Win.
    »Genau. Versuchen Sie mal, dafür die Zeit Ihres Labors zu verschwenden. Seit zwei Jahren warte ich jetzt auf die Ergebnisse von einem Mädchen, das auf dem Boneyard vergewaltigt wurde, diesem Friedhof in der Nähe der Watertown High School. Die war da nicht, um Gräber zu schänden. Nee, bloß zum Kiffen. Seit drei Jahren warte ich auf die Ergebnisse von einem Schwulen, der auf der Cottage Street zu Brei geschlagen wurde. Und vergessen Sie die ganzen Einbrüche in Friseursalons und was sonst noch so in Revere, Chelsea et cetera passiert. Das wird erst dann ernst genommen, wenn die Leute gleich reihenweise umgebracht werden«, sagt Stump.
    Die beiden steigen über die geriffelte Trittstufe aus dem Truck. Stump schlägt die beiden Heckklappen zu und schließt ab. Win bringt seine Kollegin zu ihrem unauffälligen Taurus, schlecht lackiert, unzählige Kratzer an den Türen, und sie steigt ein, wartet darauf, dass er auf ihr Bein starrt, dass er eine dumme Frage stellt, wie sie mit nur einem Bein fahren könne. Doch er ist ganz woanders mit seinen Gedanken, geistesabwesend, schaut hinüber zu dem Polizeidezernat in dem alten, abgenutzten und viel zu kleinen Backsteingebäude. Verhältnisse wie bei den meisten Dezernaten in Lamonts Zuständigkeitsbereich: kein Platz zum Arbeiten, kein Geld, nichts als Frust.
    Stump lässt den Wagen an, sagt: »Ich will nichts mit dem Brolin-Fall zu tun haben.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Ich meine es ernst. Gar nichts.«
    Win beugt sich zu ihrem geöffneten Fenster hinunter, sagt: »Ich arbeite ja dran.«
    Stumps Hand zittert leicht, als sie das Gebläse einstellt. Kühle Luft weht ihr ins Gesicht, sie sagt: »Lamont hier, Lamont da. Und Sie stehen parat und machen alles, was sie sagt. Lamont, Lamont, Lamont. Sie bekommt immer, was sie will, und alles läuft nach ihrer Nase.«
    »Wundert mich, dass Sie das sagen nach dem, was Lamont letztes Jahr durchgemacht hat«, bemerkt Win.
    »Genau das ist das Problem«, sagt Stump. »Sie wird Ihnen nie vergeben, dass Sie ihr das Leben gerettet haben. Dafür wird Lamont Sie den Rest Ihres Lebens bestrafen. Weil Sie sie gesehen haben … Ach, egal.« Stump will nicht darüber nachdenken, was Win in jener Nacht sah.
    Sie fährt davon, beobachtet ihn im Rückspiegel und fragt sich, woher er bloß diesen schrottreifen Buick hat. Ihr Handy klingelt, und ihr Herz macht einen Sprung, weil sie

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