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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kuppel des State House. Warum dreiundzwanzig Karat und nicht vierundzwanzig?«
    »Das müssten Sie eher Paul Revere fragen.« Zerstreut.
    »Er hat sie mit Kupfer abdecken lassen«, sagt Lamont.
    Der Gouverneur unterzeichnet etwas und fragt: »Was?«
    »Falls Sie mal gefragt werden, wollen Sie doch bestimmt keine falsche Auskunft geben. Paul Revere hat die Kuppel mit Kupfer abdecken lassen, um sie wasserfest zu machen.« Lamont setzt sich ohne Aufforderung in einen schweren, mit kostbarem Damast bezogenen Sessel. »Erst ungefähr ein Jahrhundert später wurde die Kuppel mit Blattgold überzogen. Oh, ich bin ganz beeindruckt, dass Sie ein Porträt von William Phips für Ihr Büro gewählt haben.« Lamont mustert das strenge Ölbildnis über dem marmornen Kamin hinter Mathers Schreibtisch. »Unser geschätzter Gouverneur aus Salem mit den berühmten Hexenprozessen«, fügt sie hinzu.
    Eines der Vorrechte als Gouverneur ist, das Bildnis eines Gouverneurs aus Massachusetts als Schmuck für das eigene Büro auswählen zu dürfen. Es ist allgemein bekannt, dass Mather am liebsten ein Porträt seiner selbst genommen hätte, wenn dies möglich gewesen wäre. Der fromme William Phips schaut Lamont von oben herab an. Sie bemerkt weitere Antiquitäten, Stuck an den Wänden. Woran liegt es, dass Männer, insbesondere Republikaner, so verrückt nach Frederic Remington sind? Der Gouverneur besitzt eine beachtliche Bronzesammlung. Der Pferdezureiter auf seinem sich aufbäumenden Ross. Der Cheyenne auf einem galoppierenden Pferd. Die Klapperschlange im Begriff, ein Pferd zu beißen.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen, Howard.«
    »Dreiundzwanzigkarätiges Gold auf der Kuppel des State House anstelle von vierundzwanzigkarätigem. Ist mir neu, aber hat Symbolkraft, nicht wahr? Vielleicht soll es uns erinnern, dass das Regieren nie vollkommen sein kann.«
    Der Gouverneur hingegen schon - ein lupenreiner konservativer Republikaner. Weiß, Anfang sechzig, ein angenehmes, glückliches Gesicht, das den herzlosen Heuchler dahinter verbirgt. Zurückweichender Haaransatz, wohlbeleibt und onkelhaft genug, um nicht arrogant oder verschlagen zu wirken. Ganz anders als Lamont, die man für eine männermordende, hinterlistige Frau hält, weil sie schön, klug, aufgeklärt, edel gekleidet und durchsetzungsfähig ist, weil sie geradeheraus Menschen unterstützt und verteidigt, die weniger Glück im Leben hatten als sie. Anders ausgedrückt, sie redet und wirkt wie ein Demokrat. Das wäre sie auch - eigentlich wäre sie sogar Gouverneurin -, wenn sie ihr Wohl nicht einem direkten Nachfahren jenes hysterischen Hexenhassers Cotton Mather anvertraut hätte.
    »Was soll ich tun?«, beginnt Lamont. »Sie sind doch der Stratege. Ich muss zugeben, dass ich eher eine Anfängerin bin, wenn es um Politik geht.«
    »Ich habe ein bisschen über diese Sache auf YouTube nachgedacht, und vielleicht wundern Sie sich über das, was ich zu sagen habe.« Der Gouverneur legt den Stift zur Seite. »Zufällig betrachte ich es nicht als Verpflichtung, sondern als Möglichkeit. Wissen Sie, Monique, die Wahrheit lautet schlicht und einfach, dass es nicht die gewünschte Wirkung hatte, zu den Republikanern zu wechseln. Mehr als je zuvor sieht die Öffentlichkeit in Ihnen nun die liberale, ehrgeizige Aufsteigerin par excellence. Die Sorte Frau, die nicht zu Hause bleibt, sich nicht um die Kinder kümmert …«
    »Es ist durchaus bekannt, dass ich Kinder liebe, dass mir ihr Wohl ehrlich und nachweislich am Herzen liegt, besonders das von Waisenkindern …«
    »In Ländern wie Litauen …«
    »Rumänien.«
    »Sie hätten Kinder von hier aussuchen sollen. Aus Amerika. Zum Beispiel welche, die durch den Hurrikan >Katrina< heimatlos wurden.«
    »Das hätten Sie mir besser vorgeschlagen, bevor ich den Scheck unterschrieb, Howard.«
    »Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Auf den Grund, warum Sie mir seit Ihrer Wahl aus dem Weg gehen. Darauf wollen Sie hinaus, vermute ich.«
    »Sie erinnern sich bestimmt noch an unsere Gespräche vor der Wahl.«
    »An jedes einzelne Wort.«
    »Aber offenbar haben Sie anschließend jedes einzelne Wort von mir ignoriert. Was ich für undankbar und unklug halte. Und jetzt kommen Sie zu mir, weil Sie Hilfe brauchen.«
    »Das hängt allein von Ihnen ab, und ich weiß ganz genau, wie …«
    »Wenn Sie eine erfolgreiche Führungsfigur bei den Republikanern werden wollen«, unterbricht der Gouverneur sie, »müssen Sie

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