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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hier mal jemand ermordet wird. Liegt in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Ich hab Ihnen sozusagen gerade einen Ausweis besorgt. Dafür müssen Sie mir nicht dankbar sein. Und falls Sie nicht ganz verstanden haben, was ich in Bezug auf Raggedy Ann gesagt habe: Ich meine es ernst, gehen Sie ihr aus dem Weg!«
    »Dann sagen Sie ihr, dass sie mir keine Zettel mehr schreiben soll.«
    »Hab ich.«
    »Sie haben gesagt, die Frau wäre ein Dieb. Wie kommt sie an das Kupfer?«
    »Das Kupfer, das sie gerade abgegeben hat, war nicht gestohlen. Ich habe einen Freund, einen Bauunternehmer, der mir hin und wieder einen Gefallen tut. Sie bekommt so viel Abfall, dass sie ein-, zweimal die Woche zu Bimbo fahren kann.«
    »Weiß er, dass sie ein Spitzel ist?«
    »Das wäre irgendwie nicht der Sinn der Sache.«
    »Ich meine, ob er oder jemand anders das vermutet.«
    »Gibt keinen Grund dafür. Sie steckt tief drin, seit Jahren schon. Eigentlich schade. Stammt aus ‘ner wirklich guten Familie, geriet an Drogen, wie viele Kinder. Heroin, Oxycodon. Fing an zu betrügen, zu klauen, um sich Geld zu beschaffen. Saß zwei Jahre im Knast, weil sie den Kerl erstechen wollte, der sie auf die Straße schickte. Schade, dass sie ihn nicht umgebracht hat. Kaum war sie draußen, fing sie wieder an. Hab ihr einen Platz in einer Methadonklinik besorgt, ein Dach über dem Kopf. Kurz gesagt: Sie ist wertvoll für mich, und ich möchte nicht, dass sie stirbt.«
    Sie fahren an verrosteten Schuppen vorbei, holpern über Eisenbahnschienen. Stumps Handy klingelt. Sie geht nicht dran.
    »Vor ein paar Jahren zu Weihnachten habe ich mal eine Informantin verloren«, fährt sie fort. »Wurde von einem Bullen aus der Sonderkommission verraten, der mit ihr geschlafen hatte. Nannte ihren Namen in einer beeidigten Erklärung, damit ihr niemand glaubte, falls sie ihn verpetzen sollte. Kurz darauf hatte sie eine Kugel im Kopf.«
    Wieder klingelt Stumps Handy, sie drückt auf die Taste, um es zum Schweigen zu bringen. Das vierte Mal, seit sie den Schrottplatz verlassen haben, und sie schaut nicht mal aufs Display, um zu sehen, wer es ist.
    Das forensische Labor der State Police hat einen schlichten Grundsatz: Eingereichte Beweismittel müssen nachweislich mit einem Verbrechen in Zusammenhang stehen.
    Was Win in mehreren braunen Umschlägen dabeihat, steht mit nichts in einem nachweislichen Zusammenhang, nur mit seinen Ängsten, mit seinem Gefühl von Dringlichkeit. Falls Lamont in etwas Fragwürdiges verwickelt ist und ihn mit hineinzieht, will er das auf jeden Fall herausfinden, bevor er den nächsten Schritt macht. Es ist das Warum der ganzen Sache, das ihn völlig verwirrt und zermürbt. Warum sollte man in Nanas Haus einbrechen und lediglich seine Sporttasche stehlen? Warum weiß diese Person überhaupt Bescheid über Nana, warum weiß sie, dass Win fast täglich bei ihr vorbeikommt, um nach dem Rechten zu sehen, dass er regelmäßig seine Sporttasche zurücklässt, weil Nana ihren Waschzauber damit treibt, dass sie ständig vergisst, ihre Tür abzuschließen und die Alarmanlage einzuschalten, sodass man sich problemlos hineinschleichen, etwas mitnehmen und fortlaufen kann?
    Im Gebäude des Zentrallabors sitzt ein Beamter namens Johnny am Empfang, völlig versunken in das, was er auf seinem Bildschirm sieht.
    »Wie läuft’s?«, fragt Win.
    »Schon gesehen?« Johnny deutet auf den Monitor. »Wahnsinn!«
    Er spielt das YouTube-Video von Lamont auf der Damentoilette ab. Es ist das erste Mal, dass Win es sieht, er analysiert es gründlich. Grünes Escada-Kostüm, Straußenledertäschchen von Gucci mit dazu passenden High Heels, offenbar in der Kennedy School of Government aufgenommen. Win ruft sich die Zeit nach ihrer Vorlesung ins Gedächtnis. Lamont hatte ihn einen Caffe Latte holen geschickt, sodass er sie ungefähr eine Stunde lang nicht im Blick hatte. Unwichtig, überlegt er. Es wäre nicht besonders schwierig, sich auf der Damentoilette zu verstecken, wenn man das Ganze gut eingefädelt hat, und offenbar hat sich da jemand sehr viel Mühe gegeben. Alles im Voraus geplant. Aufpassen, wenn sie zur Toilette geht, sicherstellen, dass niemand dort ist, sich in einer Kabine verstecken. Eine Frau. Oder jemand, der sich als Frau verkleidete.
    »Was für eine Sauerei!«, sagt Johnny. »Wenn das einer mit meiner Frau machen sollte, würde ich den umbringen. Übrigens, sieht aus, als hättest du Scheiße am Hals. Vor nicht mal einer Stunde war Mick beim Direktor wegen dieser

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