Undercover
… wie heißt sie noch mal? Diese Tote aus der Blindenschule, die überall in den Nachrichten ist.«
»Janie Brolin.«
»Genau.«
»Lamont hat Mick wahrscheinlich hergeschickt, weil sie sich wegen eventueller Beweise Sorgen macht, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass noch irgendetwas existiert, was mit dem Fall zu tun hat. Egal, sie wollte wohl sicherstellen, dass keiner von den Wissenschaftlern mit der Presse spricht«, erklärt Win. »Vermute ich wenigstens.«
»Eines muss man ihr lassen.« Johnny schüttelt seinen kahlen Kopf, schaut sich wieder Lamont auf YouTube an. »Sie ist so cool, man vergisst glatt, wie heiß sie ist, verstehst du, was ich meine? Mann! Sie hat so ein …«
»Tracy da?«, fragt Win.
»Ich ruf sie kurz an.« Johnny kann den Blick nicht von Lamont auf der Toilette abwenden.
Tracy ist da. Win geht durch einen langen Korridor, vorbei an der Beweismittelaufnahme bis zum Tatortdienst, wo sie an ihrem Computer sitzt und zwei vergrößerte Fingerabdrücke auf dem geteilten Bildschirm betrachtet. Pfeile weisen auf Details, die sie miteinander vergleicht.
»Wir streiten uns gerade ein bisschen«, sagt sie, ohne aufzuschauen.
Win legt seine Papiertüten ab.
Tracy zeigt zuerst auf die linke, dann auf die rechte Seite des Bildschirms. »Der Computer zählt drei Papillarleisten zwischen diesen beiden Punkten. Ich zähle vier. Der Computer sieht wie immer etwas anderes als ich. Bin selber schuld, hatte es eilig, hab vorher nicht richtig sauber gemacht, wollte es schnell machen und hab ihn in automatische Kodierung eingegeben. Aber egal. Was kann ich für dich tun? Denn wenn du hier mit kleinen braunen Papiertüten auftauchst, ist immer ein Beweismittel drin.«
»Ein quasi offizieller Fall und ein anderer Fall, der alles andere als offiziell ist. Eigentlich bitte ich dich nur um einen Gefallen.«
»Wer, du?«
»Ich kann nichts Genaueres sagen.«
»Ich will es gar nicht wissen. Stört nur meine Objektivität und verstärkt meine grundsätzliche Überzeugung, dass jeder schuldig ist.«
»Gut. Eine Limonadendose, die ich letztens aus dem Müll gefischt habe. Eine Notiz mit Umschlag. Auf dem Umschlag sind Abdrücke. Könnten von meinem dämlichen Vermieter sein, dessen Abdrücke zum Ausschluss in der Datenbank sind, weil er schon öfter mal was angefasst hat. Mit dem Zettel habe ich nichts gemacht, der Absender steht eigentlich fest, aber ich würde die Gegenstände gern überprüfen lassen, inklusive der DANN vom Klebestreifen des Briefumschlags und von der Getränkedose, wenn du deine DANN-Kollegen irgendwie dazu bringen könntest. Außerdem habe ich eine Kerze, eine Flasche Wein, einen sehr schönen Pinot, sind eventuell meine Abdrücke drauf. Vielleicht auch die von der Verkäuferin im Weinhandel, aber deren Abdrücke sind ebenfalls zum Ausschluss in der Datenbank, sie ist nämlich auch bei der Polizei. Ich habe Fotos von Schuhabdrücken und der Neun-Millimeter-Patrone, die ich zum Maßstab danebengelegt habe. Hatte leider kein Lineal zur Hand, sorry.«
»Und was soll ich mit diesen Schuhabdrücken machen?«
»Halt sie erst mal nur fest, falls wir irgendwas finden, womit wir sie vergleichen können.« Zum Beispiel mit Wins gestohlenen Prada-Schuhen, sollten die je wieder auftauchen.
»Und zu guter Letzt«, sagt er, »die Verpackung einer Einwegkamera.«
»Davon haben wir in letzter Zeit mehrere reinbekommen, aus verschiedenen Dezernaten, aber alle aus Middlesex County.«
»Ich weiß, und die Kollegen glauben, es war dir egal.«
»Ist es mir auch«, sagt Tracy. »Deren Techniker haben nichts darauf gefunden und sie trotzdem eingeschickt. Wahrscheinlich glauben die, wir hätten einen Zauberstab oder so. Vielleicht gucken die zu viel Fernsehen.«
»Meinst du die Techniker von FRONT?«
»Kann schon sein«, sagt sie.
»Also, das sind keine Techniker, sondern eine Frau, und die glaubt nicht an Zauberstäbe«, sagt Win. »Und da meine Kameraverpackung von derselben Sorte ist wie die, die du schon hast, wäre es doch nicht schlecht, wenn wir sie zur Priorität machen und es sofort erledigen. Außerdem habe ich noch eine Idee.«
»Immer wenn du mit deinen Überraschungstüten hier aufkreuzt, muss es sofort erledigt werden. Und du hast immer eine Idee.«
»Was erwartest du bei einem Kupferdieb auf der gesamten Kleidung zu finden, inklusive der Hände?«, fragt Win.
»Dreck. Da er wahrscheinlich alte angelaufene Rohre und Dachabdeckungen anfasst, den ganzen Müll von den Baustellen
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