Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
Vom Netzwerk:
dass sich eine Art Helm aus vielen Bügeln mit etlichen Dioden und Kabeln auf mich herabsenkte. Die ganze Situation triggerte bei mir die Erinnerung an die OP, bei der mir der Sprengsatz eingesetzt worden war. Ich versuchte trotzdem normal weiterzuatmen, schrak aber zusammen, als Cross meine Hand ergriff und sie ermutigend drückte -
    offenbar sah er mir meine Anspannung an. Ich versuchte mich an einem Lächeln, dann senkte sich der Helm auf meinen Kopf, und ich sah nur noch grüne Wellenlinien, die in unregelmäßigen Abständen über den Schirm huschten. Ich hielt mich an Richards warmen Fingern fest, um mich halbwegs entspannen zu können.
    Jetzt war also die Stunde der Wahrheit gekommen - ich erfuhr endlich, ob man das Ding in meinem Kopf abschalten konnte, ohne mir das Kleinhirn wegzusprengen.
    29. März 3045 (Erdzeit), Abend Ort Carabine
    Die Multibox in meiner Hand schien ein Eigenleben entwickelt zu haben, zumindest hätte ich schwören können, dass mich das Gerät anstarrte.
    »Dann mal los, was?«, fragte Wauzi, als er ein weiteres Fass im Regal des Frachtraums der Rosario festzurrte. Er hielt inne, fixierte mich mit seinen kleinen Augen und schnüffelte. Erst dachte ich, er hätte einen Knochen gefunden und würde gleich anfangen, in den Ecken des Raumschiffs zu wühlen, doch dann runzelte er geradezu sorgenvoll die Stirn. »Geht’s dir gut?«
    Ich saß mit dem Rücken an der Wand auf zwei Kisten und hielt meine Multibox in der Hand, die ich per Kabel mit dem System der Rosario verbunden hatte, um unter dem Störsender Empfang zu haben. Jetzt verdunkelte ich schnell die Anzeige, damit er nicht zufällig die letzte Nachricht von Stewart sehen konnte. »Super«, erwiderte ich in einem Tonfall, der ihn hoffentlich davon abbrachte, weitere Fragen zu stellen. »Es ist nur der ganze Treibstoff auf dem Kahn. Seit ich ihn spüren kann, muss ich mich mehr darauf konzentrieren, dass ich nicht aus Versehen etwas anstoße, was sich nicht wieder rückgängig machen lässt. Außerdem verursacht mir das Kopfschmerzen.« Das dumpfe Vibrieren des Treibstofftanks, das mir allgegenwärtig war, verstärkte sich allein bei dem Gedanken daran.
    »Pass bloß auf«, jaulte Wauzi. »Ich find so Jumps und Psioniker ja ziemlich gruselig. Können einfach Dinge mit dem Kopf.«
    »Jeder kann Dinge mit dem Kopf«, erwiderte ich. »Nur die meisten davon sind nicht so offensichtlich wie meine.«
    »Wenn eine Bombe tickt, kannst du sie dann nicht einfach wieder ausstellen?«
    »Nein. Meine Gabe beschleunigt chemische Prozesse. Was da >tickt< ist ein Zeitzünder oder eine Lunte oder ein Funkzünder. Dabei handelt es sich um Elektronik, um Mechanik oder eine brennende Strippe, nicht um einen chemischen Prozess. Damit kann ich nicht mehr anfangen als du. Und eine Explosion ist meist eh zu schnell vorbei, als dass ich mich darauf konzentrieren könnte.«
    »Doof«, entgegnete er.
    »Jepp.« Ich begann, mir den Riemen meiner Multibox um die Finger zu schlingen und wieder zu lösen. »Sind wir auf einmal wieder Freunde?«
    »Nö«, erwiderte der riesige Bulldoggenbeta. »Aber wir arbeiten zusammen. Ich muss dir den Rücken freihalten und mich darauf verlassen können, dass du mir den Rücken freihältst.«
    »Das klappt schon, keine Sorge.«
    »Also sind wir immerhin Kollegen oder Genossen oder so. Außerdem …« Die Chimäre fuhr sich mit der Zunge über die Lefzen und seufzte. »Außerdem ist ja heute eh niemand mehr der, der er zu sein behauptet.«
    »Meinst du Cross?«, fragte ich. »Mach dir mal keine Sorgen um Cross, Wauzi. Er ist genau der, für den du ihn immer gehalten hast. Der Mann, der er einmal war, der ist er schon lange nicht mehr.«
    »Meinst?«
    »Absolut. Es gibt Dinge im Leben … Dinge, die einen Menschen grundlegend verändern. Die ihn überprüfen lassen, was er vom Leben will. Die ihn zu dem machen, was er ist. Nur weil Cross mal einen anderen Namen und ein anderes Leben gehabt hat, ist er kein schlechterer Mensch als vorher.«
    »Hm. So habe ich das noch nicht betrachtet.« Damit schien die Sache für ihn erledigt, und er sah sich um. »Wo steckt’n Cross eigentlich? Seid ihr beiden nicht in letzter Zeit unzertrennlich?« Er wackelte mit den Augenbrauen und hechelte grinsend.
    »Zwangsweise.« Ich deutete erst mit dem Zeigefinger auf meinen Kopf, dann mit dem Daumen auf die Pilotenkanzel in meinem Rücken, während ich mit den restlichen Fingern versuchte, die Multibox in ihrer verdrehten Position festzuhalten. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher