Undercover
anderer Konzerne auszuspionieren.
Ich war mehr ein Plan-B-Mensch. Mit der Tür ins Haus fallen, Dinge in die Luft sprengen - das konnte ich. Ich seufzte. »Wann soll ich los?«
»Sobald du von deiner Untersuchung zurückkommst.«
»Verstanden.« Ich erhob mich und griff mir meine Sachen, um in die medizinische Abteilung zu gehen.
»Lyze …«, sagte Stewart noch, bevor ich durch die Tür getreten war.
Ich wandte mich halb um.
»Keine Fehler, bitte.«
Ich sah zu dem Standbild auf der Leinwand. Richard Cross hieß der Mann also, dem ich mit meinem Zögern das Leben gerettet hatte. Die Aufnahmen mussten vor zwei Tagen direkt nach der Explosion gefilmt worden sein; ich sah die Trauer und die Wut in seinen Augen. Als ich genauer hinsah, erkannte ich darunter noch eine Regung, die weit gefährlicher war - Hilflosigkeit. Wenn uns die Hände gebunden sind, wollen wir am meisten um uns schlagen, egal, wen es trifft. Ich kannte das Gefühl, kannte es sehr gut. Daher wusste ich, dass dieser Mann Ärger machen würde.
Ich erwiderte das Nicken. »Keine Fehler.«
Hauptsache, man lässt sich nicht unter Druck setzen.
23. März 3042 (Erdzeit) System: Guavarra
Also machte ich mich wenige Stunden später auf, zurück nach Pherostine - nicht auf demselben Weg, aber doch auf dieselbe Weise, wie ich dorthin geflogen war. Die letzte Station war beinahe zwei Tage später wieder der Shuttlebus von der Station Gemini, der noch intensiver stank - offenbar hatte jemand auf Boden und Polster gekotzt, und die schlecht programmierten Putzbots wa ren nur mäßig geeignet gewesen, das Ganze zu entfer nen.
Ich starrte auf den Folienbildschirm an der Rücken lehne vor mir, wo ein Cartoon lief. Willy, das arbeitsam«
Wiesel, bekam von seinem Vorarbeiter Bully, dem bösen Bagger, ordentlich auf die Schnauze. Mir schwante, das darin irgendwo eine Metapher verborgen war. Doch be vor das Filmchen vorbei war, würde Willy grausame Ra che nehmen und Bully mit Hilfe eines Krans oder eine
Containers auf zwei Dimensionen zusammenklopfen. So war es immer - mit den eigenen Waffen geschlagen. Und im nächsten Cartoon ging alles von vorne los, ganz wie im wahren Leben. Ich schaltete um zu Damn Collie, die, einer Serie, die mir sympathischer war. Justifier-Teams kämpften gegen die hochgerüsteten schwarzen Collectors.
January, die hochbegabte, aber psychisch labile Psionikerin, begegnete gerade CEO Stark, ihrer Nemesis. Ich musste grinsen, als sie sich am Ende des Kampfes in die Arme fielen und küssten, denn ich hatte es geahnt. Die erotische Spannung war seit einigen Episoden aufgebaut worden.
Auf dem ziemlich langweiligen Rest der Reise hatte ich mir Gedanken über meinen Auftrag gemacht - warum ausgerechnet ich ihn erhalten hatte und was Stewart damit bezwecken könnte. Sicherlich gab es ein oder zwei Erklärungsmodelle, in denen Stewart gut wegkam. Vielleicht wollte er mir gestatten, mich nach meinem Fehler zu beweisen, um meine Akte reinzuwaschen. Vielleicht wollte er bloß den Job zu Ende gebracht sehen und hielt mich wirklich für die beste oder einzige Alternative. Aber mal ganz ehrlich - wenn man einen Auftrag subtil erledigen will, schickt man nicht die örtliche Bombenlegerin, sondern einen Sniper wie Kaufmann, oder ließ das diesen Jabbert gleich selbst erledigen.
Alle anderen Gründe dafür, mich auszuwählen, waren milde gesagt unerfreulich. Das begann damit, dass Stewart mich in der Scheiße, die ich ihm bereitet hatte, absaufen lassen wollte. Hm, auf den zweiten Blick hätte ich vielleicht besser ein anderes Bild verwenden sollen, aber Sie wissen, was ich meine. Oder er hoffte, dass ich Cross tatsächlich erledigen konnte, dabei aber wegen meines Hangs zu wenig leisen Auftritten selbst drauf-ging. Die böseste Variante war, dass Jabbert mich eliminieren sollte, sobald Cross tot war. Doch wie man es drehte und wendete - ich hatte keine Wahl. Ich konnte mich nicht absetzen, um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, und ich wusste nicht, was auf mich zukam. Also beschloss ich, meinen Auftrag genau so anzugehen wie geplant, dabei aber wachsam zu bleiben und Jabbert nicht den Rücken zuzuwenden, wenn es sich vermeiden ließ.
Neben mir auf dem leeren Sitz lag ein labbriges Plakat aus vergammelten ElektroSync-Papier, auf dem stand: NIKOLAJ POLJAKOWS INTERSTELLAR GRÖSSTES XENO-SPEKTAKULARIUM
Was so beeindruckend klang, war vermutlich ein unspannendes Kuriositätenkabinett oder ein heruntergekommener Wanderzoo. Sorglos durch das All
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