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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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schreit nichts so »Fremde!«, wie auf einen Plan zu schauen, aber mich durchzufragen wäre auch nicht unauffälliger gewesen.
    Immerhin fand ich heraus, dass sich das Irish Pub im ersten Obergeschoss zur Rechten befand.
    Ich kämpfte mich durch das vor Menschen und Beta-Humanoiden starrende Luxemburg-Haus, vorbei an der mit rosa Plüschsofas ausgestatteten Schwulenbar und dem Western-Bereich. Als ich im ersten Stock ankam, hatte ich einen recht guten Überblick über die Klientel gewonnen, die den Laden frequentierte. Ich hatte den Eindruck, dass sich hier Männer und Frauen jeglicher Hautfarbe und sexuellen Identität zusammenfanden.
    Sie alle hatten eines gemeinsam - sie trugen keine Versucci-Anzüge, sondern hatten mit aller Mühe den Staub der Bergwerke hinter den Ohren fortgewaschen. Sportübertragungen auf Folienbildschirmen, billiges Glücksspiel, der Geruch nach zu viel Arbeit und zu wenig Geld, moderate Preise und zünftiges Bier, oder, wie mir der malzige Duft am Durchgang zum Irish Pub mitteilte, Guinness und Whiskey - ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass ich mit meiner Art hier sonderlich auffallen würde. Mit ein bisschen Glück würden die Kumpel hier gar nicht merken, dass ich neu in der Stadt war.
    Hatte unten schon eine Atmosphäre zotiger Bierseligkeit geherrscht, wuchs hier oben der Lärm an. Rufe, Diskussionen und Streitereien bauten eine beinahe undurchdringliche Geräuschkulisse auf. Dazwischen konnte ich Fetzen von Musik ausmachen - jemand spielte auf einer Gitarre und sang irischen Folk dazu.
    Ich sah mich nach Jabbert um. Wenn er dem Bild, das ich von ihm besaß, auch nur im Geringsten ähnelte, müsste er hier herausstechen wie ein Kamel unter Karpfen. Allerdings würde das seinem Ruf gewaltigen Abbruch tun, denn neben all den anderen Dingen besaß er den Nimbus eines sozialen Chamäleons.
    Ein rotgesichtiger Kerl sah mich schräg an, kam mit einem Pint voll Guinness auf mich zu und prostete mir zu.
    Dann legte er mir den Arm um die Schulter und wollte mich zur Bar ziehen. »Komm, Baby, trink einen Schluck mit mir und meinen Freunden!«
    Abwehrend hob ich die Hand. »Nein danke, Baby, ich bin verabredet.«
    »Hey, schade! Aber wenn er nicht kommt, dann sagste Bescheid, ja?«, sagte er grinsend.
    »Du bist der Erste, der es erfährt«, erwiderte ich, lächelte entschuldigend und schob mich an einer Gruppe gackernder Frauen vorbei in den hinteren Teil des Pubs. Auch hier war Jabbert nicht zu sehen. Ein Blick auf die örtliche Zeitanzeige meiner Multibox bestätigte mir, dass ich tatsächlich zu spät war: 00:17h. Ich hatte keine neue Nachricht von meinem zukünftigen Partner, was bedeutete, dass er hier irgendwo stecken musste. Ich eroberte mir einen Sitz mit dem Rücken zur Wand, von dem ich die Tür und drei Viertel des Pubs im Auge behalten konnte, ließ den Blick über die Anwesenden schweifen und wartete.
    Der einzig auffällige Mann war ein unrasierter Mittdreißiger, der an der Wand rechts von mir allein im einzigen toten Winkel saß, den der Raum mit der Theke bildete. Ich behielt ihn eine Weile lang im Auge, um zu schauen, ob er sich mir zu erkennen geben würde, doch nachdem ich zweimal unbeabsichtigt seinem Blick begegnet war, winkte er ab, wie um mir zu zeigen, dass er nicht an einem Quickie interessiert war. Nun - ich auch nicht.
    An dem vollen Tisch, an dem ich saß, unterhielten sich drei der Männer gerade über die Arbeitsbedingungen bei United. »Verdammte Schande ist das«, schnaufte einer zwischen zwei Schlucken Guinness. »Ernie hat es das halbe Bein abgerissen, und den Rest mussten sie auch noch abschneiden, weil die OP nicht sauber war. Das nennt United dann Krankenversicherung.«
    »Saubande«, stimmte sein Gegenüber zu. »Ich bin bei den Demos dabei, jeden Tag. Dienst nach Vorschrift, sage ich immer. Warum uns Beine ausreißen - wörtlich wenn uns die da oben nur ausbluten lassen und sich einen Dreck darum scheren, was mit uns passiert?«
    Der Erste nickte. »Sie setzen uns die verdammten Betas vor die Nase, die jeden Job billiger machen. An Qualität ist niemand mehr interessiert. Man muss denen zeigen, was ihnen fehlt. Wenn wir streiken und nur noch die Betas in die Minen gehen, dann werden die sich schon umschauen!«
    Der Dritte sagte mit bierschwerer Zunge: »Ach ja - früher war alles besser. Das waren noch Zeiten.«
    Ich ignorierte das Trio. Nach einer Weile entdeckte ich, dass die Menschen in diesem Raum deutlich familiärer miteinander umgingen,

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