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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Sprengbefehl gewesen. »Der Auftrag war, einen Unfall bei dem neuen Xenanvorkommen von United einzuleiten, nicht, die Gewerkschaftsspitze in die Luft zu jagen. Also, wenn Enclave nicht bekommen hat, was es wollte, dann ist das nicht meine Schuld, oder?« Ich zögerte. »Hat Enclave bekommen, was es wollte?«
    »Beinahe.« Stewart wies mir einen Konferenzsessel zu, und ich setzte mich. »Wir konnten die Sprengung nicht mehr verzögern, Gewerkschaftler hin oder her.« Dann stand er auf und zoomte einen der Nachrichtenberichte näher heran, so dass die Menschen auf dem Bild besser erkennbar wurden.
    Eine gut aussehende blonde Reporterin mit künstlich aufgespritzten Lippen sprach auf Starlook gerade mit professioneller Betroffenheit in die Kamera: »… große Teile des Stollens Adam kollabiert. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, und United Industries hat noch keinen Kommentar veröffentlicht. Experten nannten das Ereignis einen »tragischen Unfall< begründet durch einen Kurzschluss der Stromanlagen im Stollen, die anonymen Quellen gemäß als »wachsend marode< bezeichnet werden. Und während sich Pherostine noch in Trauer eint und WasteLand mit den Aufräumarbeiten beginnt, verwandelt sich die schon aufgeheizte Stimmung auf Pherostine in ein Pulverfass. Erste Stimmen bezeichnen die Explosion als geplanten Schlag im Arbeitskampf gegen die Gewerkschaftsspitze der PLU.«
    Ein staubiger dunkelhaariger Mann mit staubigem Bart wurde eingeblendet, der das rote Band der PLU, der Gewerkschaft, am Oberarm trug. Wut und Schmerz standen ihm ins Gesicht geschrieben. Sein grimmiger Blick entdeckte die Kamera, dann hielt er eine Hand davor und schüttelte bloß den Kopf - offenbar unfähig, auch nur
    »kein Kommentar« zu sagen. »Die PLU hat ihre gesamte Führung verloren. Einzelne Vertreter versuchen vergeblich, die Situation zu entschärfen. Forderungen beinhalten mehr Sicherheit für die Kumpel beim Erzabbau und die Integration der Beta-Humanoiden Arbeitskräfte in die Gewerkschaft. Inzwischen hat sogar der interstellare Vorsitzende der Galaxy Workers Alliance, Gerhard Müller, seinen Besuch auf Pherostine angekündigt, um zwischen den Fronten zu vermitteln und bei einer Neuwahl des Gewerkschaftsrates Pate zu stehen. Ich bin Justine Ashley für Starlook aus Carabine City, Pherostine«, endete die Reporterin.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Gerhard Müller war das höchste Tier in der GWA, die immerhin selbst die Größe und die Machtfülle eines Mega-Konzerns besaß. Wenn sich der Mann persönlich um die Situation auf Pherostine kümmerte, dann sah die Situation wirklich übel aus.
    Nach dem Bericht wurde der nächste Newsclip eingespielt, der sich mit den schlechten Arbeitsbedingungen auf Pherostine und dem wachsenden Einsatz von Beta-Humanoiden für gefährlichste Arbeiten beschäftigte, mit dem die menschlichen Arbeiter ausgebootet wurden. Die Darstellung ließ kein gutes Haar an United Industries.
    Stewart hielt den Bericht mittendrin an und fror damit einen ungewaschenen, staubigen Kumpel mit offenem Mund ein, an dem man ablesen konnte, was United seinen Angestellten für eine schlechte Zahnversicherung bezahlte.
    Dann wandte er sich zu mir um und betrachtete mich stirnrunzelnd. »Was ist da unten passiert, Lyze?«
    Ich nahm an, dass er nicht von der Sprengung an sich sprach. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Was soll schon passiert sein?«
    »Weich mir nicht aus.« Er lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte ebenfalls die Arme. Eine steile Falte zwischen den Brauen zeugte von seinem Unmut. »Du hast einen totalen Aussetzer gehabt.«
    Ich sah die Gewerkschaftler vor meinem geistigen Auge, wie sie an meinem Versteck hinter dem Bohrfahrzeug vorbeigingen, unwissend, was in der Höhle auf sie warten würde. Der alte Greis, Symes, war ein sympathischer alter Geier gewesen. Die Übelkeit kehrte zurück, und so beugte ich mich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    »Ich schätze, auf einen Massenmord war ich wohl nicht vorbereitet«, murmelte ich und sah nicht auf.
    »Ja, so etwas ist immer hart. Aber wenn es dich tröstet: Du hast nur auf den Knopf gedrückt. Die Befehle geben andere. Es ist nicht deine Schuld.«

    Ich schwieg, denn die einzige Antwort, die ich ihm darauf geben konnte, würde ihm nicht gefallen. Sicher, die Vorgesetzten von Enclave Limited hatten Stewart den Auftrag für die Sprengung gegeben. Doch er war es gewesen, der mich dazu gezwungen hatte, auf den Knopf zu drücken.

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