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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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eine Lippe riskierst.«
    »Und du?«, fragte ich statt einer Antwort.
    »Wetterdienst. Ich schnüffel nach Gas.«
    »Hast bestimmt eine feine Nase«, sagte ich.
    Ares grinste. »Allerdings.« Er musterte mich mit seinen blutunterlaufenen Bulldoggenaugen von oben bis unten.
    »Bist okay.«
    Dann stapfte er von dannen und ließ mich verwirrt zurück. Der misstrauischste Kerl auf der ganzen Halde - und ein stinkender Beta dazu - hatte Vertrauen zu mir gefasst. Und ich kam mir vor, als hätte ich gerade einen wichtigen Einstellungstest bestanden.
    Während ich in einigem Abstand darauf wartete, dass Jabbert von der UI-Sec entlassen wurde, sichtete ich die Daten, die Jabbert mir über Cross gegeben hatte, auf meine Mulitbox. Viel war das nicht - sogar erstaunlich wenig.
    Tatsächlich enthielt der Chip weniger Informationen über den Mann, als ich einem dieser antiquierten Telefonbücher aus Papier hätte entnehmen können, die sie auf der Erde in Museen ausstellten; tatsächlich erhielt ich nicht einmal seine Wohnadresse. Es gab zwei oder drei Artikel, die Cross in Verbindung mit der PLU brachten
    - offenbar hatte er, ohne in eine Sprecherfunktion gewählt worden zu sein, mehrere wütende Reden gehalten und die Zustände der Arbeitssicherheit unter Tage und in der Verhüttung angeklagt. Außerdem war er ein vehementer Vertreter der Beta-Menschenrechte. Einmal hatte sich der Vorsitzende der Pherostine Labour Union, Steve Symes, zu der Aussage genötigt gefühlt, dass Cross mitnichten im Namen der ganzen Gewerkschaft sprach. Sonderlich diplomatisch schien er also nicht zu sein. Eine positive Eigenschaft, wenn Sie mich fragen. Aber wer fragt mich schon?
    Als sich Jabbert zu mir gesellte, fragte er mich, ob Stewart mir einen Chip gegeben hatte, bevor ich die Apathos Vierhundert verlassen hatte.
    »Sicher. Wieso?«
    »Ich möchte gern schauen, ob er noch zusätzliche Daten mitgeliefert hat.«
    Ich zog den Chip aus dem Versteck im Gürtel. »Tob dich aus. Da sind aber nur Videos und Bilder darauf. Eins von dir. Es ist nicht sonderlich gut getroffen.«
    »Du hast den Code nicht entschlüsselt?«
    »Code? Welchen Code?«
    Jabbert warf mir einen ungläubigen Blick zu, der mich innerlich um drei Zentimeter schrumpfen ließ. »Den Code, den er üblicherweise im Wasserzeichen hinterlegt.« Er setzte den Chip in seine Multibox ein und tippte auf der virtuellen Tastatur ein paar Befehle ein, dann zeigte er mir den Bildschirm. »Schau.«
    Ich staunte nicht schlecht, denn tatsächlich zerfiel das Logo von Enclave langsam, aber sicher in seine Bestandteile.
    Übrig blieben die Befehle, die Stewart mir mündlich gegeben hatte, noch einmal im Telegrammstil zusammengefasst. »Richard Cross - keine offensichtlich professionelle Arbeit - Job beenden bis 00:00 Uhr Ortszeit am 7. Juli, Carabine/Pherostine.«
    »Da soll mich doch der Hades holen«, murmelte ich.

    »Früher oder später wird er das - in unserem Beruf vermutlich früher«, sagte Jabbert kühl. »Hast du von den Mitteilungen nichts gewusst?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vermutlich hat die im Team immer Browder ausgelesen - mir hat man am Anfang nur das Nötigste gesagt. Vielleicht hat Stewart aber auch einfach vergessen, mir den Code zu geben.«
    »Sicher«, sagte er spöttisch. »Alles klar, ich weiß Bescheid.«
    Ich kehrte erst einmal in mein Hotelzimmer im Hotel Hyperion zurück, um die von Guinness versifften Klamotten zu wechseln. Dann beschloss ich, mich nicht auf die Daten zu verlassen, die ich aus Jabberts Hand bekam, sondern auf eigene Faust zu graben. Immerhin hatte nicht er den Auftrag erhalten, Richard Cross zu töten, sondern ich.
    Stewart war nicht sonderlich wählerisch gewesen, wie das zu geschehen hatte, doch er kannte mich und musste wissen, dass ich keine Begabung dafür besaß, es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Die einzige Verschleierungstaktik, die ich anwenden konnte, war die, meine Explosionsquellen oder Brandherde zu tarnen, damit die Feuerwehr hinterher nicht beweisen konnte, ob jemand Hand angelegt hatte oder nicht. Doch sprengen durfte ich nicht, es sollte nicht allzu professionell aussehen. Also war mein bestes Stück die Waffe meiner Wahl.
    Ich zog die Versatile aus dem Rucksack. Ich liebte diese Waffe, obwohl sie keinen elektronischen Schnickschnack aufwies und mit einem kleinen Zielfernrohr und der Stiftlampe am Lauf ziemlich unelegant aussah. Dafür tat sie einfach und zuverlässig ihren Dienst. Nach dem Besuch im Stollen Adam hatte ich die

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