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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Richard Cross ein Gutmensch - und ein echter Querkopf. Unbequem war er aber hauptsächlich für United.
    Musste es Enclave Limited, meinem Arbeitgeber, nicht sogar sehr recht sein, wenn Richard Cross United ein Attentat auf die Gewerkschaft vorwarf? Lebend wäre er ein stetig bohrender Dorn im Fleisch von United. Starb er, würden sich die Manager dort bloß die Hände reiben.
    Auf der anderen Seite würde mein Chef ganz tief in der Patsche sitzen, wenn Cross herausfinden sollte, dass das Ganze ein Sabotageakt von Enclave gewesen war. Vermutlich wollte Stewart keine Spuren hinterlassen.
    Meine Gedanken kehrten zu dem Mann selbst zurück, über den ich so erstaunlich wenige Informationen gefunden hatte. Und genau diese Tatsache machte mich misstrauisch. Für einen Mann seines Alters, der auf Pherostine geboren sein sollte, war das zu wenig. Natürlich gab es hier keine Einwohnermeldepflicht oder Ähnliches, doch gerade in der Jugend hinterließ man Spuren - Schule, Verhaftungen oder andere Auffälligkeiten. Tatsächlich konnte man über mich, die ich erst ein paar Tage auf Pherostine verbracht hatte, beinahe ebenso viele Informationen aufstöbern wie über Cross. Also setzte ich mich noch einmal hin und analysierte die Daten seiner Aktivitäten.
    Schließlich zog ich verdutzt die Augenbrauen hoch. Keiner der Berichte war älter als dreieinhalb Jahre! Befriedigt stellte ich fest, dass sich meine doppelte Recherche damit schon gelohnt hatte, denn diese Information war in Jabberts Datenauswertung nicht enthalten gewesen.
    Alles in allem schlug das bei mir eine Saite an, die direkt mit meinem Warnsystem verdrahtet war. Entweder war Richard Cross gar nicht auf Pherostine geboren oder er hatte seinen Namen geändert. Oder aber, und da schrillte mein Alarm am lautesten - beides. Mir schwante, dass Enclave mir mal wieder nicht die ganze Wahrheit über Richard Cross und den Xenanfund auf Pherostine mitgeteilt hatte. Das war nicht ungewöhnlich - warum sollte ein Metakonzern wie Enclave Limited einer kleinen Fußsoldatin wie mir auch all seine Pläne offenlegen? Ich ärgerte mich trotzdem darüber. Irgendwie besaß das bei mir selbst nach vier Jahren immer noch den schalen Beigeschmack des Für-dumm-verkauft-Werdens. Ich meldete mich aus dem Starlook-System ab und beschloss, mich erst einmal in den Biergarten zu setzen und etwas zu essen zu bestellen, denn mein Magen meldete meinem Hirn aggressiv Treibstoffbedarf.
    Trotz der Mittagsstunde war es hier draußen düster, heftige Windböen fegten über die Straße. Was meinen Auftrag anging, war ich durch meine Recherche nicht schlauer geworden. Der einzige Anhaltspunkt, wo ich weiter nach Hinweisen suchen könnte, war das Personalbüro von United Industries, wo sich Cross’ Daten ja befinden mussten.
    Aber ein Einbruch in ein gesichertes Büro dauerte, und man musste herausfinden, wann man einsteigen konnte und wie schwierig das sein würde. Für solche Beobachtungen brauchte man Zeit, Ruhe - und Nacht.
    Als das Gulasch kam, wirbelte eine Bö ein rotes Flugblatt gegen meine Brust. Ich nahm es ab und wollte es schon wegwerfen, da erkannte ich das Logo der PLU.
    SAGT NEIN!
    Neben dem Text prangte eine geballte weiße Faust. In kleineren Buchstaben verkündete das Blatt, dass am heutigen Abend eine Versammlung der Gewerkschaft in einer verlassenen Stahlgießerei im 3. Ostring stattfinden würde. Auf dem Handballen der weißen Faust prangte ein Stempelabdruck, der offenbar später hinzugefügt worden war:
    NEUWAHLEN!!!
    Notfall-Versammlung der Pherostine Labour Union Der Vorstand der PLU stirbt - Zufall?
    Richard Cross spricht! Um 20 Uhr.
    Wir brauchen DICH!
    Ich erinnerte mich an das Plakat am Stand der Gewerkschaft im Raumhafen, das mir diese Versammlung in Carabine bereits gestern angekündigt hatte. Manchmal waren die Dinge so einfach. »Dann gehen wir heute Abend wählen, was?«, murmelte ich.
    Sollten noch Zeichen und Wunder geschehen? Mir war ein Plan eingefallen, der keine Explosionen beinhaltet.
    Jabbert würde deshalb vermutlich für den Rest unserer Zusammenarbeit über mich spotten.
    Die alte Gießerei lag in einem Bereich des 3. Ostrings, in dem nicht einmal ich mich trauen würde, nachts allein und unbewaffnet herumzuspazieren. Glücklicherweise war ich nicht unbewaffnet - mein bestes Stück war dieses Mal mitgekommen -, und leider war ich auch nicht allein.
    Jabbert und ich standen im Halbschatten der Scheinwerferbeleuchtung, das von der alten Gießerei herüberdrang,

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