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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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streichholzgroße Stiftlampe wieder unter dem Lauf befestigt. Jetzt montierte ich alles ab, was abnehmbar war, zerlegte die Pistole, ölte die entsprechenden Teile und setzte sie sorgsam wieder zusammen. Als das Magazin mit einem satten Klicken im Griff einrastete, nickte ich zufrieden und ließ die Waffe wieder in dem Schulterholster unter meiner Jacke verschwinden.
    Dann kehrte ich der rustikalen Heimeligkeit meines Hotelzimmers auch schon wieder den Rücken.
    Pherostine hat den Nachteil, dass ein Großteil der Kommunikation über terrestrischen Funk stattfindet.
    Nur die Nachrichten ins und aus dem Universum laufen über einige wenige Stationen teils auf der Erde, teils auf Satelliten. Für United hat diese Regelung ganz nebenbei den Vorteil, dass man filtern kann, was hinaus und hinein ging.
    Ich suchte in der Servicebox des Hotels nach der nächsten Kommunikationszentrale, nahm den ATV-Bus dorthin und setzte mich in ein mit weißen Plastikstühlen bestücktes öffentliches Cybercafe. Ich brauchte Informationen -
    über mein Ziel, seine Gewohnheiten und sein Umfeld. Ich wollte wissen, wo er wohnte, ob er mit jemandem zusammenlebte, wo seine Familie auf Pherostine herstammte, wo er arbeitete und wo er aufs Klo ging. Vom letzten Punkt abgesehen konnte man auf vernünftig technologisierten Welten zumindest viele dieser Dinge online abrufen.
    Wenn ich so darüber nachdachte, dass mir bei meinem ersten Auftrag allein das Wissen um Ericas Namen beinahe unmöglich gemacht hatte, sie zu töten, dann hatte ich mich seit damals deutlich weiterentwickelt. Natürlich würde all das Wissen darum, dass Cross ein Mensch war, es nicht leichter machen, ihn zu töten, im Gegenteil. Er besaß vielleicht Familie und Freunde, trank morgens möglicherweise dreifach gebrühten Tarötee, und vielleicht mochte sein Lieblingscharakter aus Damn Collie, die der schlichte Söldner Zeno mit dem Herz am richtigen Fleck sein.
    Doch ich brauchte all die Informationen, um ihn überhaupt zu finden und zu erwischen, und sie würde mich heute nicht mehr davon abhalten, den Auftrag auszuführen. Wenn ich so darüber nachdachte, war das nichts, worauf ich stolz war - und ich wusste, dass Großpapa Heinz, der früher selbst Kumpel gewesen war, es auch nicht gewesen wäre.
    Doch zurück zur Arbeit. Was ich im Laufe der nächsten zwei Stunden fand, ging nicht über Jabberts magere Informationen hinaus. Auf dem örtlichen News-Server von Starlook fand ich die flammenden Artikel von Cross, die bereits auf dem Chip gewesen waren. Ich suchte weiter und verglich die Einträge mit den digitalen Nachrichtenarchiven.
    Wie es schien, hatte der Mann mit seinen Vorwürfen durchaus Recht gehabt. Die Ausrüstung der Arbeiter war, wenn man den Berichten glauben durfte, in den letzten zwanzig Jahren nicht modernisiert worden. Auch die Maschinen von United stammten noch aus der Zeit der Goldgräberstimmung, in der man sich einen Dreck um die Arbeiter auf Pherostine geschert hatte, sondern Wert auf schnellstmöglichen Abbau und ebensolche Verarbeitung gelegt hatte.
    Im letzten Jahr waren fünf Unfälle in verschiedenen Abbau- und Produktionsstätten geschehen, die laut Richard Cross durch moderne Sicherheitstechnologie hätten vermieden werden können. Drei Menschen waren bei diesen Unfällen gestorben. Die Stellungnahmen von United wiederholten jedes Mal ungefähr denselben Sermon: Es gäbe ausreichend Sicherheitsausrüstung und -kleidung, die Vorarbeiter seien angehalten, beim Anzeichen kleinsten Maschinenversagens die Produktion zu stoppen, die Unfälle seien auf menschliches Versagen zurückzuführen. Der übliche Publicity-Kram also.
    Statt den Protesten der Arbeiter nachzugeben, hatte United mit dem Einsatz von Beta-Humanoiden reagiert. Die befanden sich immerhin im Besitz des Konzerns und konnten weder unverschämte Forderungen stellen, noch nahm der Rest der Menschheit es sonderlich übel, wenn ein paar davon bei einem Unfall starben.
    Ich fand etliche Hass-Artikel gegen die Betas, und selbst die PLU hatte sich gegen deren Ansiedelung und Verwendung ausgesprochen. Nicht so Cross. Im Gegenteil - er versuchte seit einer Weile, eine Aufnahme der Betas in die Gewerkschaft zu ermöglichen. Das stieß jedoch an rechtliche Grenzen, denn Betas hatten nur einen halbmenschlichen Status zugestanden bekommen. Immerhin waren sie ja auch nur halbe Menschen.
    Ich rieb mir die Schläfen, denn die gefundenen Informationen machten mich nachdenklich. Es sah ganz danach aus, als sei

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