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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Stunden die Kugeln gestreift hatten, mein ganzer Körper fühlte sich an, als sei er in eine Schrottpresse gesteckt worden. Ich hatte keine Reserven mehr, glauben Sie mir. Ich wollte mich bloß hinlegen und sterben. Zumindest für fünf oder zehn Minuten.
    Doch die Schüsse hinter uns brachen nicht ab. Ich legte den Kopf schief und lauschte auf das unrhythmische Stakkato, um festzustellen, dass sie näher klangen als beim letzten Mal. Jabbert »die Maschine« holte auf. Musste der Mann niemals schlafen, pissen oder vor Müdigkeit kotzen? »Scheiße«, stöhnte ich.
    »Allerdings. Wie weit noch?«
    »Nicht mehr weit.«
    »Zu weit?«
    »Möglich«, sagte ich. Dann zwang ich meine Muskeln dazu, sich wieder schneller zu bewegen. Der Klang unserer Schritte warf dumpfe Echos. Als wir uns schließlich dem Docking-Bereich von Sektion VIII näherten, meinte ich, hinter uns noch einen anderen Widerhall zu hören. Jemand lief dort, und zwar schnell. Schneller, als ich es noch vermochte. Ich befahl meinen Beinen, noch einmal alles zu geben.
    So platzten Cross und ich vom Körper der Vogelspinne kommend auf den Vorplatz des Dockingarms, einem offenen Raum, an dem sich vier breite Gänge trafen. Je einer führte von Sektion I und VII an der Außenhülle herum, der dritte war der, aus dem wir kamen, und der vierte führte in den Dockingarm, an dem die kurzen Schleusen zu den Gangways und schließlich zu den Schiffen führten.

    Wir kreuzten den Platz mit mehreren großen Sprüngen und liefen hinein in die Düsternis des schlecht beleuchteten Docks. Ein paar Zoll-Angestellte von TTMS glotzten uns hinterher.
    »Welche Nummer?«, fragte Cross.
    »Achtundfünfzig!«
    Das war viel zu laufen. Dock VIII-58 war im äußersten Bereich des Andockarms. Ich zählte mit - 15, 16 als schnelle laute Schritte auf dem Metallboden hinter uns verkündeten, dass Jabbert uns wieder direkt auf den Fersen war.
    Im Laufen drehte ich den Kopf und feuerte ein paar Kugeln auf ihn ab, doch er brach zu einer Seite aus, ohne langsamer zu werden. Da auch eine blind gefeuerte Kugel mal ein Ziel finden konnte, schoss ich weiter. Als Jabbert die Höflichkeit erwiderte, wusste ich, dass wir die achtundfünfzig nicht erreichen würden. Ich zog den Kopf ein und lief geduckt zur nächsten Schleusentür, die sich mir bot - Dock 18. »Spring!«, rief ich. Und wir sprangen.
    An der zweiten hinteren Schleusentür vor uns leuchtete ein rotes Licht. Rot signalisierte keine Atmosphäre, und das wiederum bedeutete, dass dort kein Schiff lag. Doch erst einmal waren wir in Sicherheit.
    Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Jabbert kaum zwanzig Meter hinter uns mitten im Dock stand und gemütlich zielte. Er hatte uns ja in der Falle. Er würde Cross, der hinten stand, eiskalt über den Haufen schießen. Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder. »Nein!«
    Mir blieb nur eine Wahl. Ich warf mich zurück zum Schott und hieb auf den Knopf, der den Eingang verschloss.
    Gleichzeitig hoffte ich, dass wir damit aus Jabberts Schusswinkel heraus wären, damit wir keine Kugeln fangen würden. Die Wucht schleuderte mich zurück, gegen Cross, der ebenfalls das Gleichgewicht verlor. Wir landeten unsanft auf dem Boden.
    Ich schrie und presste die Hand auf die Wunde, die Pacifier fiel unbeachtet zu Boden. Ich rollte mich zu ei nem Ball zusammen und biss mir in den Stoff der Weste auf der Schulter, um den Schmerz zu ertragen. Die Frus tration folgte auf dem Fuße - darüber, dass Gott offen bar beschlossen hatte, mir den schlimmsten - oder doch zumindest zweitschlimmsten - Tag meines Lebens zu servieren. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll. Dann flutete eine Welle des Schmerzes jegliche Wahrnehmung davon.
    Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich noch immer in der Schleuse. Es war dunkel, nur das rote Licht erhellte den Raum, so dass ich zuerst dachte, ich befände mich in einem schlecht ausgestatteten Puff. Ich muss wohl für einen Moment bewusstlos gewesen sein.
    Das Schott schloss sich gerade mit metallischem Geräusch - wir waren in Sicherheit. Der Schmerz schoss durch meinen linken Arm, denn er hing unter Span nung in der Luft, und ich schrie. Cross war zum Eingang zurückgekehrt und hatte mich hinter sich hergezogen. Als Cross das Rad zum Verschließen des Schotts herumwuchtete, gab es ein knirschendes Geräusch. Dabei schleifte er mich wieder ein paar Zentimeter über den Boden. Dann wurde es fast ganz still; sogar Jab berts Schüsse drangen von draußen nur noch gedämpft an meine

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