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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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eine Krau meiner Größe war und nicht nur als Matratze und Boxsack für die eingeknasteten Schwerverbrecher herhalten wollte.
    In den meisten Gebieten von Australien verwalteten sich die Deportierten selbst. Das hatte zu dem geführt, was man in der Theorie als Anarchie bezeichnete und in der Realität auf das Recht des Stärkeren hinauslief. Was auch immer ich in den Diensten von Enclave getan hatte, war nie so schlimm gewesen wie das, was ich in Australien hatte tun müssen, um zu überleben. Zum Beispiel hatten die meisten von ihnen begriffen, dass mit mir nicht zu spaßen war, als ich einem von ihnen einen Belegnagel ins Auge gerammt hatte. Aber auch nur die meisten.
    Doch von alldem wusste Cross nichts. Er kannte die Verzweiflung nicht, die einen nach ein paar Monaten befiel, wenn man langsam, aber sicher realisierte, dass die Hoffnungslosigkeit, die man verspürte, für den Rest des Lebens anhalten würde. Wenn man erkannte, dass man nirgendwo hingehen würde, es sei denn, man ging über die Leichen jener, die es in dem selbst verwalteten Gefangenenknast zu etwas gebracht hatten, indem sie selbst bereits über Leichen gegangen waren. Wenn man nach und nach sämtliche Träume fahrenließ, weil man wusste, dass sie niemals in Erfüllung gehen würden.
    Ich wechselte trotz der schmerzenden Schulter das beinahe leere Magazin meiner Pacifier gegen das letzte volle. Es rastete mit einem sauberen Geräusch in die Halterung im Griff. Dann stand ich auf und bereute es fast sofort wieder, denn mein Kreislauf protestierte: Der Raum um mich herum schwankte wild, und mir wurden die Knie weich.
    Ich biss die Zähne zusammen und suchte festen Stand. »Knie dich hinter mich«, bat ich. »Da sollte es am sichersten sein. Nimm die Arme hoch und verschränke sie auf dem Kopf, damit lässt du mir genug Spiel. Garantieren kann ich aber für nichts.«
    Cross sah mich ungläubig an. »Du willst dich durch die Sicherheit von TTMS schießen? Die, die hier gleich in Ganzkörperpanzern mit Sturmgewehren und Tränengas in der Tür stehen wird?«
    Ich nickte bloß.
    Richard starrte mich an, als sei ich irre, und machte keine Anstalten, sich zu verstecken. »Elyzea, du weißt, dass du dabei drauf…« Ein Zischen unterbrach ihn. Jemand hatte die Verriegelung der Schleuse geöffnet.
    Ein letzter, kleiner Adrenalinstoß machte den Schmerz meiner Schusswunde erträglich. Ich hob die Waffe und legte auf den Schlitz an, der sich gleich auf der rechten Seite zeigen musste. Dabei blieb ich in der Mitte des leeren Durchgangsbereichs stehen. Cross hatte Recht. Ich wusste, dass ich dabei draufgehen würde. Aber ich war eh in ein paar Stunden tot. Wenn ich das Feuer auf mich zog, erwischten sie ihn vielleicht nicht.

    Der Spalt weitete sich zu einem immer größer werdenden Durchlass. Ein Kopf mit hellem Hut wurde kurz in dem Bullauge sichtbar. Ich legte auf diese Höhe an und wartete.
    »Cross?«, rief draußen jemand gedrückt, dann erschien der Kopf in meinem Schussfeld. Mein Finger krümmte sich über dem Abzug.
    »Nicht!« Cross zuckte nur mit der Hand und verriss dadurch meine Waffe im selben Moment, als ich abdrückte.
    Die Kugel verfehlte den breiten Kopf des Cowboys aus Richards Team, den ich in der Gießerei gesehen hatte, nur um Haaresbreite, und schoss draußen als Querschläger durch den Kai. War ich froh, dass die Außenwände der Station hier aus solidem Sternenstahl waren!
    Der Mann ging sofort in Deckung. »Verdammte Axt! Was zur Hölle ist los mit euch?«
    »Scheiße«, keuchte ich. »Das sind deine Leute?« Ich sah Sterne, denn Cross’ heftige Bewegungen hatten meinen linken Arm und damit die verwundete Schulter mitgerissen. Autsch. Nicht gut.
    »Sieht so aus. Grange?«
    »Ja, Boss?«
    »Was bei allen Erinnyen machst du hier?«
    »Dir den Arsch retten, Boss?«
    Cross hatte die Finger um mein Handgelenk geschlossen, damit ich keine Dummheiten beging. Jetzt ließ er los.
    »Wie habt ihr uns hier gefunden?«
    Vorsichtig steckte Grange den Kopf mit dem hellen Hut durch die inzwischen halbgeöffnete Schleuse. »Wir haben eine Nachricht bekommen, deren Inhalt total zerhackt war, und sind der Signatur gefolgt.«
    Ich warf Cross einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das mit der Verschlüsselung hat offenbar doch nicht so geklappt, wie du dir das vorgestellt hast, wie?«
    »Das System war schlecht. Ich dachte nicht einmal, dass eine Nachricht rausgegangen ist.«
    »Boss? Können wir euch erst retten und uns dann streiten? Die TTMS ist da hinten

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