Undercover
Ohren.
Richard ließ sich neben mir zu Boden fallen und ver suchte, meine Hand von der Schulter zu ziehen. »Lass mal sehen!« Er musste fast Gewalt anwenden, bis er die
Wunde sehen konnte. Ich spürte, wie mein Shirt dort warm wurde, wo das Blut über den Stoff rann, und stöhnte vor Schmerzen.
»Drück das darauf!«, befahl er mir, riss sich ein Stück Stoff vom Ärmel und schob es mir unter meine Finger, um die Blutung zu unterbinden. Ich tat wie befohlen, die glitschigen Finger zitterten.
Ein Lautsprecher knackte und rauschte. »Wir sitzen in der Falle«, warnte ich keuchend. »Was hält ihn davon ab, einfach die Schleuse zu öffnen und uns ins All zu schleudern?«
»Ich habe die Tür verschlossen. Ich hoffe, er braucht eine Weile, um einen Weg darum herum zu finden.«
»Eigentlich nicht«, erklang Jabberts Stimme verzerrt durch den Lautsprecher an der Tür zu uns herein. »Mal schauen, ob ich die Elektronik kurzschließen kann.« Mein Ex-Partner grinste durch ein Bullauge im Schott zu uns herunter. »Herzlichen Dank, dass ihr es mir so einfach macht.«
Ich ließ den Kopf auf den Metallboden fallen und schloss die Augen. »Man sollte einfach aufhören zu denken, dass es nicht schlimmer kommen kann«, murmelte Ich. »Vermutlich ist eines der Naturgesetze des Universums, dass es dann schlimmer kommt.«
Richard sah sich in unserem kleinen Gefängnis um. »Apropos Schiff. Was machen wir jetzt?«
»Wenn wir Cagliostro erreichen, kann er es vielleicht herüberschicken.«
»Du weißt, dass ich dazu den Störsender ausschalten muss.«
»Das geht nicht«, sagte ich sofort. Wenn Jabbert hier war, konnte auch Stewart mit der Apathos Vierhundert in der Nähe sein, und ein Signal zum Neustart der Bombe in meinem Kopf würde mich schnell erreichen. Also würde das Ding, das mir das Leben rettete, verhindern, dass wir hier herauskamen.
Dann fiel mein Blick auf eine große Aufschrift an der Seite der Schleuse. Dort erkannte ich das Logo von CTP
Enterprises wieder, das sich auch auf dem Datenchip befand. Darunter stand in kleinerer Schrift, was die Buchstaben bedeuteten. »Cagliostro Trading Post …«, murmelte ich leise und wies mit dem Kinn darauf - einer der wenigen Stellen, die nicht wehtaten. »Verdammt.«
Cross folgte meinem Blick und wurde bleich. »Dein Freund Cagliostro hängt mit drin?«
»Sieht so aus.«
Hätten wir an Dock VIII-58 das Schiff vorgefunden, dass C uns versprochen hatte, wenn wir es bis dorthin geschafft hätten? Ich wusste es nicht. Doch die Tatsache, dass das Logo auf der Wand dasselbe war wie das auf dem Datenchip, sprach eine andere Sprache. Cagliostro arbeitete mit WasteLand zusammen. Und vielleicht hatte1
er uns auch an Jabbert verkauft. Vermutlich schreckte selbst er davor zurück, sich mit Enclave anzulegen.
Mir fiel der schneckenhausförmige Luftwandler ein, den ich in Geronimos Werkstatt gefunden hatte. Das Gerät musste deutlich mehr Funktionen besitzen als bloß Staubpartikel aufzufangen, denn wozu war der chemische Stoff darin sonst gut? Ich zog die Phiole, die ich aus dem Luftwandler entfernt hatte, aus ihrem doch etwas unbequemen Versteck und schob sie in den Rucksack.
»Sieht so aus«, bekannte ich schließlich. Ich war am Ende meiner Fahnenstange angekommen und musste dort feststellen, dass das Netz, das ich mir eigentlich darunter aufgebaut hatte, weggezogen worden war. Mal wieder.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Cross.
»Keine Ahnung.«
»Bislang hast du immer einen Ausweg gehabt. Manchmal sind sie so durchgeknallt, dass man vorher gar nicht wissen will, was du planst. Aber du weißt immer weiter.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte Mühe, den Schmerz beiseitezuschieben, um Kraft zum Reden aufzubringen. *Nö,
‘tschuldigung. Keinen blassen Schimmer.«
Cross runzelte ärgerlich die Stirn. »Du gibst also auf?«
Ich lachte heiser. »Aufgeben? So würde ich das nicht nennen. Ich kann kaum laufen, wir sitzen hinter einem Schott fest, bei dem auf der einen Seite ein mordlüsterner Irrer und auf der anderen Seite das All wartet. Meine Waffe hat noch drei, vielleicht vier Schuss. Plus ein volles Magazin, immerhin.« Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wie wir hier rauskommen sollen.«
Richard starrte mich noch einen Augenblick an, dann ließ er sich neben mir auf den Boden fallen. Vermutlich schlug auch bei ihm die Erschöpfung zu.
»Immerhin«, versuchte ich zu trösten. »Niemand kann uns vorwerfen, wir hätten es nicht versucht.«
Cross
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