Undercover ins Glück
entdeckte. Ein paar Sekunden später klingelte ihr Handy. Als sie den Anruf entgegennahm, drang seine tiefe Stimme aus den Lautsprechern des Wagens.
»Ich habe noch mal über Ihre Frage nachgedacht. Mein Charakter hat sich entschieden, dass er sich mit keiner anderen Frau treffen will.«
»Was hat zu diesem Sinneswandel geführt? Lassen Sie mich raten: der Maserati.«
Er lachte. »Unsere Tarngeschichte ist, dass mein Charakter vom ersten Augenblick an in Sie verschossen war. Er wird keinen anderen Mann in Ihre Nähe lassen.«
»Ihr Charakter klingt ein wenig besitzergreifend. Sollte sich mein Charakter deswegen Gedanken machen?«
Sie hielten an einer Ampel an, die sie auf den Drive führen würde. Nicks Stimme war leise, noch sanfter als das Schnurren des Motors. »Ich vermute, dass Ihr Charakter in Wirklichkeit darauf steht. Sie haben sich eine ganze Weile lang nur mit langweiligen, biederen Typen verabredet. Jetzt suchen Sie nach etwas anderem.«
Jordan warf dem Geländewagen vor sich einen scharfen Blick zu. »Ich glaube, dass Ihr Charakter zu viele Vermutungen anstellt.«
Sein Blick traf im Rückspiegel auf ihren. »Tut er das?«
Die Ampel wurde grün, und sie fuhren in verschiedene Richtungen weiter. Als Jordan vom Stadtzentrum Richtung Norden davonfuhr und Nicks Wagen endlich nicht mehr zu sehen war, entschied sie, dass es an der Zeit war, das Thema zu wechseln. »Was wollen Sie über Xanders Büro wissen?«
Während sie den Drive entlangfuhr, neben dem sich die graue Fläche des Michigansees erstreckte, erzählte Jordan ihm alles, woran sie sich erinnerte. Sie beendete das Gespräch mit Nick im gleichen Augenblick, in dem sie in ihre Garage fuhr. Sie legte auf, blieb einen Augenblick in ihrem Wagen sitzen und dachte über seinen Kommentar nach.
Jetzt suchen Sie nach etwas anderem.
Wie anmaßend. Unheimlich anmaßend. Aber sie fragte sich unwillkürlich, ob es auf eine gewisse Weise stimmte. Dann schob sie den Gedanken beiseite, öffnete die Fahrertür und eilte in ihr Haus. Zumindest eine Sache wusste sie ohne jeden Zweifel.
Es war viel zu kalt, um draußen zu sitzen und über Nick McCall nachzudenken.
Dreißig Minuten später ging Nick mit seinem neuen Anzug in einem Kleidersack über die Michigan Avenue zur Tiefgarage, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Währenddessen rief er jemanden an.
Es war eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass FBI -Agenten von großem Können und Talent, selbst diejenigen, die sich ab und an mal an einem kleinen Wortgefecht beteiligten, genau wussten, wann der Moment gekommen war, um den Unsinn sein zu lassen und sich dem Geschäftlichen zu widmen.
Das war einer dieser Momente.
Nach zwei Freizeichen meldete sich der Angerufene.
»Pallas.«
»Hier ist McCall. Es gibt ein Problem.«
»Der Eckhart-Einsatz?«
»Genau. Huxley hat sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen.«
»Was brauchst du?«
»Unterstützung im Lieferwagen.«
»Bin dabei.«
»Wir treffen uns in zehn Minuten im Büro.«
»Okay.«
Nick beendete den Anruf und ging im Geiste seine Checkliste durch. Lächerlich teurer Anzug von Ralph Lauren? Eintausendsechshundert Dollar, die ihm das FBI erstatten würde. Mann für die Rückendeckung? Praktisch umsonst, auch wenn Pallas ihm das ewig unter die Nase reiben würde. Den Finanzmann des berüchtigtsten Verbrechers der Stadt hochnehmen, indem man eine exklusive Weinprobe infiltrierte?
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8
Nach einem zehnminütigen Boxenstopp, um sich umzuziehen und etwas Make-up aufzulegen, stürmte Jordan aus der Tür ihres Hauses und eilte die drei Häuserblocks zu ihrem Geschäft weiter. Die Straßen waren relativ ruhig, da die meisten Läden noch nicht geöffnet hatten. Ihr Handy klingelte laut in ihrer Handtasche. Sie sah, dass es Christian war, und ging dran.
»Hättest du mir nicht wenigstens einen Metrosexuellen schicken können?«, fragte er.
Sie grinste. »Wie lief es mit Nick?«
»Wir haben es überlebt. Mehr möchte ich nicht dazu sagen. Du hättest seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er die Farben der Krawatten sah, die ich ihm für den Anzug ausgesucht hatte. Er erklärte mir, dort wo er herkomme, trage man kein Beere. Ich schaudere bei dem Gedanken, dass ein solcher Ort existiert.«
»Beere? Du kannst von Glück reden, dass du überlebt hast. Vielen Dank, Christian. Du warst mir eine große Hilfe.« Jordan nahm sich vor, ihm eine schöne Flasche Wein zukommen zu lassen.
»Ach, schick mir ruhig so viele Kunden auf der Suche nach einem
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