Undercover ins Glück
den es auf Xanders Party geben würde, hatte Jordan für den Abend eine Limousine gemietet. Das tat sie jedes Jahr, und Nick hatte betont, wie wichtig es war, dass sie alles wie immer machte.
Während sie neben ihm auf dem Rücksitz saß, versuchte sie, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren. Sie stand nun kurz davor, an einer verdeckten Ermittlung teilzunehmen, und ein schwaches Nervenkostüm konnte sich dabei als hinderlich erweisen. Die gefährlichste Situation, in der sie sich davor jemals befunden hatte, war das eine Mal gewesen, als ein betrunkener Obdachloser in ihren Laden getorkelt war, ein Regal mit Syrah umgeworfen hatte und dann auf dem Boden zusammengebrochen war. Doch da der Mann so alkoholisiert gewesen war, dass er nach seinem dramatischen Auftritt erst mal nicht mehr aufgewacht war, hatte die einzige Gefahr darin bestanden, während des Saubermachens auf eine Glasscherbe zu treten oder sich die Schuhe zu versauen. Und Martin war da gewesen, um sie zu beschützen. Er hatte mit einer geladenen Flasche Côtes du Rhône über dem Mann gestanden, bis die Polizei eingetroffen war.
Jordan sah zu Nick, von dem sie annahm, dass er etwas Gefährlicheres als einen Côtes du Rhône dabeihatte. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wo er in diesem perfekt geschnittenen Anzug eine Waffe versteckt haben sollte.
Er hatte sich für den Abend rasiert, und in seinem Kinn befand sich ein kleines Grübchen, das sie zuvor nicht bemerkt hatte. Sein dunkelbraunes Haar streifte im Nacken den Kragen seines Mantels – er schien beim Friseur gewesen zu sein.
Als er vor ihrer Tür gestanden hatte, um sie abzuholen, war sie einen Augenblick lang vollkommen davon überwältigt gewesen, wie kultiviert und attraktiv er in diesem Anzug wirkte. Er würde problemlos auf Xanders Party passen. Doch interessanterweise hatte er ihr mit Dreitagebart und Jeans besser gefallen. Gott sei Dank trieb er sie während fünfundneunzig Prozent der gemeinsam verbrachten Zeit zur Weißglut, sodass sie keinerlei Absichten hegte, sich zu Nick McCall hingezogen zu fühlen. Oder zu Nick Stanton. Oder wen auch immer er heute Abend darstellte.
Als der Wagen vor dem Bordeaux anhielt, bemerkte er, dass sie ihn anstarrte. Der Fahrer stieg aus und ging um das Auto herum zu Jordans Tür. Nick betrachtete sie genau, als ob er ihre Stimmung einschätzen wollte.
»Da wären wir also.« Sie bemühte sich, lässig zu wirken, aber ihre Stimme klang unsicher. Der Fahrer öffnete die Tür, und sie erschauderte, als die kalte Februarluft ins Auto strömte.
»Jordan, sehen Sie mich an«, sagte er leise zu ihr.
Sie kam der Aufforderung nach, und er erwiderte ihren Blick.
»Ihnen kann nichts passieren. Vertrauen Sie mir.«
Sie nickte, und sein überzeugter Tonfall beruhigte sie ein wenig. »Okay.«
Dann legte er seine Hand unter ihr Kinn und kam näher – einen Moment mal, wollte er sie etwa küssen ? – , und sie spürte die Wärme seines Atems an ihrem Hals, als er ihr etwas zuflüsterte.
»Aber falls heute Abend irgendetwas schiefgehen sollte, wenden Sie sich an die rothaarige Barkeeperin. Sie ist eine Freundin.«
Jordan riss die Augen auf. Falls etwas schiefgehen sollte?
Ihr blieb keine Zeit zu fragen, was möglicherweise schiefgehen könnte, denn Nick öffnete die Tür, und der Fahrer griff nach ihrer Hand. Also setzte sie ihr Pokerface auf und stieg aus dem Wagen. Nick folgte ihr. Gemeinsam gingen sie zum Haupteingang und betraten das Restaurant.
Jordan war schon ein paarmal im Bordeaux gewesen, aber die elegante Einrichtung beeindruckte sie immer wieder. Fast sechs Meter hohe Decken, Kristallkronleuchter, die ein warmes Licht ausstrahlten, und seidene Wandverkleidungen verliehen dem Ort eine leichte, luftige Atmosphäre. Zu ihrer Rechten, auf der anderen Seite des Speiseraums führte ein cremefarbener, torbogenähnlicher Durchgang zur VIP -Weinbar. Am anderen Ende befand sich eine Außenterrasse, von der aus man den Fluss überblicken konnte, und eine weitere Bar, an der Xander in den Wintermonaten mithilfe von Wärmelampen für angenehme Temperaturen sorgte. Laut Plan würde sie Xander bitten, sie auf die Terrasse zu begleiten, um über einen seltenen Wein zu sprechen, den sie für ihn ausfindig gemacht hatte. Und diesen Moment würde Nick nutzen, um seinen Zug zu machen.
Sie gaben ihre Mäntel an der Garderobe ab und betraten den Hauptraum. Sofort sah Jordan mehrere Gäste, die sie kannte, zögerte aber, zu ihnen zu gehen. Nur noch eine
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