Undercover ins Glück
nach Napa Valley zu fahren«, hatte Xander gescherzt, während er die Regale durchstöbert hatte.
Jordan hatte geschmunzelt und ihm ein Glas eines neuen Pinot Noir gereicht, den sie gerade geöffnet hatte. »Oh, und Sie haben es ja so schwer. Sie gehen überall hin, wo Sie wollen und wann immer Sie wollen.« Das wusste sie genau, denn immer wenn er hier war, prahlte er mit seinen exotischen Reisen.
Xander nahm das Glas Pinot von ihr entgegen. »Ja, aber Napa ist etwas anderes. Das ist kein Ort, an den man alleine reisen will. Sie sollten mit jemanden hinfahren, der das alles ebenfalls wertschätzen kann.« Er nahm einen Schluck Wein. »Der ist gut.«
»Ein Kellner hat ihn mir empfohlen. Er hat mir so gut geschmeckt, dass ich mir zwei Kisten schicken ließ.«
Xander folgte ihr zur Bar. »Wo haben Sie übernachtet?«
»Calistoga Ranch. Waren Sie schon mal da?«
»Nein. Aber ich habe nur Gutes darüber gehört.«
»Es ist einfach unglaublich«, sagte Jordan. »Ich hatte einen Bungalow mit Blick auf den Canyon. Jeden Morgen habe ich auf der Terrasse gefrühstückt, während die Sonne hinter den Hügeln aufging, und nachts habe ich unter den Sternen gesessen und Wein getrunken.«
»Und Sie wollen mir erzählen, dass das zu zweit nicht besser gewesen wäre?« Xander verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er sie herausfordern wollte, ihm zu widersprechen. Er trug ein frisch gestärktes schwarzes Designerhemd, bei dem die beiden oberen Knöpfe geöffnet waren, eine dunkelgraue Hose und eine brandneue und sündhaft teure Armbanduhr. Er war ein gut aussehender Mann, aber er hatte eine gewisse Art an sich, die Jordan gelegentlich auf die Nerven ging. Er schien sehr gerne mit seinem Geld anzugeben, besonders in ihrer Gegenwart.
Doch weil er ein so guter Kunde war, lächelte sie nur. »Vielleicht nächstes Mal. Ich werde noch oft nach Napa fahren. Ich habe bereits für Anfang März eine weitere Reise geplant.«
»Warum bis dahin warten?« Xander zog sein Handy hervor. »Ich kann uns in zwei Minuten Flüge für die erste Klasse buchen.«
Sie lachte. Als ob sie alles stehen und liegen lassen und in ein Flugzeug springen könnte. »Ich wünschte, es wäre so leicht.« Sie nahm ein paar Flaschen des Pinots und trug sie zu einem Regal in der Nähe des Schaufensters.
»Jordan.«
Der ernste Tonfall in Xanders Stimme ließ sie innehalten. Sie blickte über ihre Schulter und sah, dass sein Gesicht einen sehr seltsamen Ausdruck angenommen hatte.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
Genau in diesem Augenblick marschierte Martin in den Raum, der gerade seine Inventur im Keller abgeschlossen hatte. »Ich finde, wir sollten noch eine Kiste von diesem Zulu bestellen. Die Leute sind momentan ganz verrückt nach diesen südafrikanischen Weinen … Oh, Mr Eckhart, ich habe gar nicht gemerkt, dass Sie da sind.« Er runzelte die Stirn und sah zwischen ihnen hin und her. »Störe ich bei irgendetwas?«
Jordan glaubte, einen Anflug von Verärgerung in Xanders Augen zu erkennen. Doch dann war der Ausdruck wieder verschwunden, und sie nahm an, dass sie ihn sich nur eingebildet hatte. Xander sprach gerne mit Martin. Die beiden Männer hatten einen sehr ähnlichen Weingeschmack. Sie sah keinen Grund, warum er sich von ihrem Geschäftsführer gestört fühlen sollte.
Xander winkte ab. »Natürlich nicht. Wir genießen nur gerade diesen neuen Pinot.« Er deutete auf sein Glas. »Wo liegt der preislich?«
»Bei dreißig Dollar pro Flasche.« Jordan suchte weiter nach Anzeichen der Anspannung, die sie noch einen Moment zuvor in seinem Gesicht erkannt hatte. Aber da war nichts – er schien so entspannt zu sein wie immer.
»Vielleicht lasse ich ihn in meinen Restaurants servieren«, sagte er.
Die drei unterhielten sich über die Parker-Punkte des Weins und Martins Überzeugung, dass Robert Parker, Weinkenner und Namensgeber dieser Bewertungspunkte, ihn unterschätzt hatte, weil er große, kräftige Rotweine bevorzugte. Kurz danach war Xander gegangen, und Jordan hatte keinen Gedanken mehr an diesen seltsamen Augenblick verschwendet.
Aber rückblickend betrachtete sie die Unterhaltung ein wenig anders.
Nun fragte sie sich unwillkürlich, ob Xander an jenem Tag vielleicht an mehr als an einem neuen Pinot interessiert gewesen war. Sie hatte angenommen, dass seine Bemerkung über den gemeinsamen Ausflug nach Napa ein Scherz gewesen war, aber vielleicht hatte er es ernst gemeint. Kurz nach diesem Gespräch war Kyle verhaftet worden, und
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