Undercover Lover
Beendigung des Gesprächs beschäftigte sie der Gedanken an Nevin viel zu sehr. Im Grunde hatte Tara das ausgesprochen, was sie selbst versuchte sich einzureden. Ihr Verstand weigerte sich jedoch, das hinzunehmen. Auch wenn Tara die Beziehung zwischen Nevin und ihr nicht verstehen konnte, ihr bedeutete Nevins Freundschaft die Welt. Sie hing an ihm, und es fühlte sich nicht gut an, ihm von ihrem Erlebnis nicht persönlich erzählen zu können. Ehrlichkeit war das A und O zwischen ihnen und all die Geheimnisse, die sie bisher miteinander geteilt hatten, waren so intim und so wertvoll zugleich, dass ihr Bedürfnis ihm von letzter Nacht zu erzählen, in unmenschliche Höhen wuchs.
Nach Feierabend saß sie an ihrem Laptop und starrte auf die geöffnete E-Mail. Seit Stunden redete sie nun schon seitenweise um den heißen Brei herum, schrieb Nevin alles Belanglose, was ihr in den letzten Tagen widerfahren war, und wie sehr ihr die Gespräche mit ihm fehlten. Von Ciarán stand noch kein Wort in den Zeilen. Kaylin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schloss die Augen. In Gedanken rief sie sich Nevins Lächeln in Erinnerung und seine raue tiefe Stimme. Minutenlang träumte sie hellwach von ihm, sah sich mit ihm auf dem Dach sitzen und reden. Das Klopfen an der Wohnungstür riss sie aus den Gedanken und ließ sie vor Schreck zusammenfahren. Durch den Spion konnte sie nicht sehen, wer sie mitten in der Nacht noch störte, also legte sie die Kette vor und öffnete die Tür einen Spalt. Ciarán stand da und lächelte wortlos. Kaylin schlug die Tür zu, zählte langsam in Gedanken bis zehn, nahm die Verriegelung wieder ab und zog sie erneut auf. Ciarán wollte etwas sagen, hielt jedoch inne und musterte sie von Kopf bis Fuß. Seine Augenbrauen hoben sich und unterstrichen seinen Gesichtsausdruck, der angenehm überrascht wirkte.
Kaylin sah an sich hinunter und zupfte an dem Saum ihres kurzen T-Shirts, dem einzigen Kleidungsstück, das sie trug, seit sie aus der Dusche gekommen war und sich vor den Laptop gesetzt hatte. Es bedeckte nur knapp ihren Hintern, und Kaylin glitt hinter die geöffnete Wohnungstür. Ciarán wartete nicht, bis sie ihn hineinbat, sondern betrat die Wohnung, als ob er hier zu Hause wäre. Sogar seine Selbstgefälligkeit wirkte anziehend.
„Eigentlich wollte ich dich heute entführen, aber wenn ich dich so ansehe, kommen mir gerade ein paar noch spontanere Ideen in den Sinn.“
Abermals haftete sein Blick an ihr, als sie die Tür schloss.
„Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“
„Oh, und ich dachte, du hast dich einzig für mich so angezogen.“
Ohne ihre Erwiderung abzuwarten, packte er sie an den Hüften, zog sie an sich und küsste sie schwindelig. Er hob sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer, setzte sie dort aufs Bett und küsste sie weiter. Seufzend grub sie ihre Hände in sein Haar und konnte nicht fassen, wie schnell sie wieder in seinen Fängen landete. Kaylin war sich sicher, je mehr Zeit sie mit ihm verbringen würde, desto schwerer würde es, vernünftig zu sein. Ciarán löste sich von ihr und blieb vor ihrem Kleiderschrank stehen.
„Suchst du etwas Bestimmtes?“
„Hab es schon gefunden.“
Er zog ein leichtes Sommerkleid aus rotem Chiffon aus dem Schrank und betrachtete es genauer. Interessiert beobachtete Kaylin ihn und zog die Stirn kraus.
„Wenn du willst und es dir gefällt, dann leih ich es dir gerne.“
Lachend drehte er sich zu ihr um und legte es auf das Bett.
„Ich könnte wetten, roter Chiffon steht mir fast so gut wie dir. So schwer es mir allerdings fällt, heute Nacht wirst du es wohl tragen dürfen.“
Sie kicherte leise und versuchte, das Bild in ihrem Kopf wieder loszuwerden, das Ciarán in dem roten Kleid imaginierte. Ciarán klatschte in die Hände.
„Beeil dich, ich will mit dir angeben gehen.“
Kaylin stand auf und eilte ins Wohnzimmer.
„Kleinen Moment noch …“
Sie beendete in Eile die E-Mail an Nevin, schickte sie ab und schloss den Laptop. Als sie sich wieder vom Sessel erhob, stand er da und beäugte sie.
„Hab ich dich beim heimlichen Schauen von Internetpornos erwischt?“
„Nicht ganz, ich musste soeben noch einen Webcamstrip beenden.“
„Netter Nebenverdienst, unter welchem Namen machst du denn die schweinischen Sachen? Lovetoy? Oder Sweetcheeks?“
Die Antwort erstickte er mit einem heißen Kuss, der ihr bis in die Zehenspitzen kribbelte.
„Ähm, wenn du so weitermachst, wird das mit dem Angeben nichts
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