Undercover Lover
du recht.“
„Jeder Tag ist ein neuer Anfang, Kay.“
Selbst Jennys Fröhlichkeit ging ihr heute auf die Nerven, dennoch lächelte sie tapfer und winkte ihr zum Abschied. Als sie die Clubtür hinter sich schloss, sank Kaylins Stirn wieder auf die Theke. Leise knirschten Schritte hinter ihr.
„Wir haben schon geschlossen.“
„Das ist mir durchaus bewusst.“
Kaylin hatte nicht damit gerechnet, dass Ciarán noch hiergeblieben war. Langsam drehte sie sich auf dem Hocker zu ihm um.
„Du hast wunderschöne Augen.“
Als sie etwas erwidern wollte, fiel er ihr ins Wort.
„Sag mir nicht, dass es der Stress heute war. Aber deine schönen Augen können sehr wütend aussehen. Was ist das Problem?“
„Was das Problem ist?“
Jetzt war sie wirklich wütend.
„Du fragst mich allen Ernstes, was das Problem ist?“
Er kam näher, doch sie hob abwehrend eine Handfläche.
„Bleib da stehen.“
Sie wollte diese Distanz, denn es war schon schwer genug für sie, in einem Raum mit ihm allein zu sein und gleichzeitig wütend sein zu wollen, wo sie ihn doch so begehrte.
„Das Problem ist, dass ich heute Morgen allein in einem schäbigen Stundenhotel nackt im Bett aufgewacht bin. Das verdammte Problem ist, dass ich, verdammte scheiße, gar nichts über dich weiß. Du erscheinst in meinem Leben, vögelst mich auf eine Art und Weise, dass es schon überirdisch ist. Bringst mich dazu, Dinge zu tun, die mich sogar selbst schockieren, und ich weiß nicht, wer du bist. Du bist wie eine Droge und ich eine Süchtige, die einfach nicht von dir lassen kann, und das macht mir eine scheiß Angst.“
Sie wurde immer lauter, doch es war ihr egal.
„Mein Leben steht schon genügend auf dem Kopf, auch ohne dich. Du redest nicht mit mir, du vögelst mich nur, und in deiner Nähe werde ich einfach so …“
„Gierig?“
„Du hast Sendepause und hörst mir zu.“
Ciarán nickte, und sein Gesicht wirkte amüsiert. Kaylin fühlte sich so missverstanden und nicht ernstgenommen, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte. Kopfschüttelnd drehte sie ihm den Rücken zu.
„Warum gehst du nicht einfach? Es ist sinnlos, dir etwas zu erklären oder mich dir mitteilen zu wollen. Es war dumm zu glauben, dass es dich interessiert.“
Die Enttäuschung nagte an ihr, und die Stille lag bleischwer auf den Raum. Viel heftiger jedoch war die Erkenntnis: Mit Nevin wäre ihr das nie passiert. Er hätte sie niemals in eine solche Situation gebracht, sie niemals allein gelassen und sie ihrem kalten Absturz überlassen. Nevin war anders, weil er sie kannte.
„Du hast recht.“
Überrascht drehte Kaylin sich wieder zu Ciarán um.
„Ja, ich bin ein Vollidiot.“
Ihre Augen weiteten sich, denn seine Stimme klang ehrlich.
„Ich wollte, dass du mich begehrst und mich willst. Ich wollte dich auf eine Weise kennenlernen, wie dich noch nie ein Mann kennengelernt hat. Ich wollte wissen, wer du wirklich bist, welche Begierden in dir schlummern, welche Sehnsüchte dich heimsuchen. Kay, ich bin in meinem Leben oft betrogen worden, weil ich blind glaubte, ich sei genug, um die Frau an meiner Seite glücklich zu machen. Doch ich musste erkennen, dass es dumm von mir gewesen ist zu glauben, dass eine Frau offen und direkt über ihre Leidenschaften spricht, wenn sie liebt.“
Sprachlos hörte sie ihm zu. Ciarán rieb sich das Kinn und seufzte.
„Ich wollte es einfach diesmal besser machen. Die Dinge von vornherein klären, bevor ich mich in dir verliere. Ich war wirklich ein Vollidiot. Es war falsch, dich mit den Frauen in meinem Leben zu vergleichen. Es tut mir leid.“
Seine Worte tropften in ihren Verstand und sickerten in ihr Herz.
„Du hättest mit mir reden müssen.“
„Das weiß ich jetzt. Ich habe alles falsch gemacht, aber ich hoffe, ich kann es wieder gutmachen.“
Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, süß und zäh wie Honig, und sofort fühlte sie sich wieder magisch von ihm angezogen. Er wirkte so offen und verletzlich, als hätte er all seine Barrieren nur für sie fallen lassen. Als Kaylin ihre Arme um seinen Nacken legte, ihn zärtlich küsste und lächelte, seufzte er wie erleichtert auf.
„Ich dachte schon, ich hätte dich jetzt verloren.“
Sie lud ihn zu einem Bier ein, und er setzte sich mit ihr an die Theke.
„Bist du eigentlich Schotte?“
Er lachte leise auf und nahm einen Schluck aus der Flasche.
„Mein Vater bestand darauf, dass er Engländer sei, und weigerte sich aus unerfindlichen Gründen
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