Undercover Lover
zu beantworten. Seufzend hockte sie sich vor die Kellnerin und schüttelte den Kopf.
„Warum sagst du mir nichts?“
„Du hast schon genug um die Ohren. Fuck, was soll ich machen? Ich kann es mir nicht leisten, das hier zu verlieren. Nachdem ich Donny von der Schwangerschaft erzählt habe, hat der Arsch sich aus dem Staub gemacht, und jetzt sitze ich da. Im dritten Monat, in einer winzigen Wohnung, und ich hab keinen Plan, was ich machen soll. Ich weiß, in ein paar Monaten sehe ich aus wie ein rollendes Whiskeyfass, und ob ich dann noch arbeiten kann … Kaylin, ich brauche diesen Job. Ich kann verstehen, wenn du jetzt mit dem Gedanken spielst …“
„Hey, warte … wer hat gesagt, dass ich dich feuern würde, nur weil du rund wirst? Komm schon, Mel, das ist doch wirklich bescheuert. Du solltest dich über das hier freuen.“
Sie strich ihr sanft über den kleinen Bauchansatz, der sich bereits unter Mels weitem T-Shirt wölbte.
„Und wir werden schon irgendwie klarkommen. Du gehörst doch zur Familie. Wie kommst du bloß auf solche Gedanken? Du hättest sagen sollen, was los ist.“
„Tu ich doch gerade.“
Kaylin lächelte abermals.
„Kannst du eigentlich kochen?“
„So viel, wie ich den letzten Wochen gefuttert habe? Machst du Witze? Ich war selbst erstaunt, was alles aus Mutters Rezepten bei mir hängen geblieben ist.“
„Gut, dann wirst du Tara ab heute anstelle von Lenny in der Küche helfen.“
„Und du darfst bei mir naschen so viel du willst.“
Tara stand grinsend hinter Kaylin und nickte. Sie hatte die Unterredung verfolgt und strahlte über das ganze Gesicht.
„Ich liebe Babys, Babys riechen toll. Die sind so knuddelig und niedlich. Und wenn das Küken erst mal geschlüpft ist, wird es halt hier im Tristans groß.“
War das wirklich ihre beste Freundin, die gerade in entzückter Hochstimmung von Kindern redete? Kaylin war nicht die Einzige, die sie überrascht anstarrte, auch Mel schien nach Worten zu suchen.
„Was denn? Hab ich Sabber am Kinn hängen? Sorry, wenn ich das Wort ‚Baby’ höre, bekomm ich einfach einen Aussetzer. Los, komm in des Teufels Küche, Mel, du bist herzlich eingeladen.“
Mel erhob sich sprachlos und folgte Tara hinter die Theke und in den Flur.
„Regeln dürfen gebrochen werden, du weißt ja, Ausnahmen bestätigen die Regel. In meiner Küche herrschen Gesetze! Brich sie und du wirst dir wünschen, niemals mein Reich betreten zu haben.“
Das Wort Hilfe formte sich tonlos auf Mels Lippen, als sie einen Blick zurück zu Kaylin warf, doch sie zwinkerte amüsiert.
So bescheiden, wie dieser Montag begonnen hatte, so reibungslos lief das Tagesgeschäft in der Bar. Die Gäste lobten Taras Essen, die üblichen Stammkunden genossen nach Feierabend ihr Bier an der Theke, und die Band begeisterte jeden. Das Leben konnte manchmal auch nett zu einem sein. Allerdings geisterte immer noch diese Unterredung mit Lexy in Kaylins Hinterkopf umher; sie musste unbedingt mit Ciarán sprechen. Der tauchte jedoch erst auf, als sie die Bar abschloss und als Letzte verließ.
„Hey, Schönheit.“
„Hey, Fremder!“
Er küsste nur ihre Wange, was sie etwas verwirrte, und überreichte ihr mit einem zärtlichen Lächeln eine einzelne rote Rose.
„Wie war dein Tag?“
„Ereignisreich! Und deiner?“
„Erfolgreich! Ich möchte feiern gehen.“
Eigentlich war sie viel zu müde, aber er wirkte so anders seit ihrem Gespräch im Club, und irgendwie genoss sie es. Kaylin seufzte.
„Okay, und was feiern wir?“
„Den erfolgreichen Abschluss eines guten Geschäfts, das mir eine Menge Geld einbringen wird.“
Sie betrachtete sein hübsches Profil, als sie neben ihm in seinem Wagen saß und er losfuhr.
„Was genau machst du eigentlich beruflich?“
„Ich bin die rechte Hand meines Chefs. Aber der gute Mann hat vor, sich bald zur Ruhe zu setzen und erwägt, mich zu seinem Nachfolger zu ernennen. Der Deal heute hat mich einen Schritt näher Richtung Chefsessel befördert.“
„Und was ist das für ein Geschäft?“
„Wir verkaufen das, was die Menschen wollen.“
„Du bist also im Im- und Export tätig?“
„Hm, du bist nicht nur wahnsinnig hinreißend, du bist auch verdammt clever. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“
Ciarán wirkte so unglaublich anziehend und sexy in seiner Hochstimmung, dass sie sich dabei ertappte, darüber nachzudenken, ihn in diesem roten Flitzer ohne Verdeck auf einem Parkplatz nach Strich und Faden zu vernaschen.
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