Undercover Lover
Tisch erhob sich und legte den Arm um Nevin. Der Mann redete laut genug, dass sie ihn deutlich verstehen konnte.
„Meine Herren, darf ich Ihnen meinen neuen Bodyguard vorstellen. Der Junge hat mir gestern das Leben gerettet. Logan, das sind meine engsten Vertrauten.“
Logan?
Der Schlägerhüne klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Was hatte Nevin mit diesen Männern zu tun? Verwirrt fixierte sie ihn, und für einen kurzen Moment erwiderte er ihren Blick. Seine Hand bewegte sich, er hob den Zeigefinger, warnend und verneinend. Kaylin verkroch sich hinter der Bar und versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren. Er war Polizist. Plötzlich traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz: Nevin arbeitete undercover! Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter, und es fiel ihr schwer, nicht stetig zu ihm hinüberzusehen. Im Fernsehen liefen oft Dokumentationen darüber, wie gefährlich dieser Job sein konnte und wie seelisch und körperlich kaputt die meisten Beamten nach einer Weile im Einsatz waren. Meist endeten sie als physische oder psychische Krüppel oder tot, weil sie der Versuchung nicht widerstehen konnten. Jetzt verstand sie, was Nevin gestern Nacht so verzweifelt hatte wirken lassen. Die Emotionslosigkeit, als er ihr von dem Tod des Jungen erzählte. Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Wenn Nevin hier war, um seinen Job zu erledigen, hieß das gleichzeitig, dass die Geschäftsmänner an dem Tisch Kriminelle waren. Kaylin spürte Übelkeit aufsteigen, und der Schwindel in ihrem Kopf nahm zu.
Die Männer erhoben sich.
„Wir müssen die Rechnung noch begleichen.“
„Lass mich das erledigen, Boss.“
Nevin lächelte, und die Männer nickten zustimmend.
„Gibt der hübschen Barmieze ein ordentliches Trinkgeld. Allein ihr Anblick macht Appetit auf mehr.“
Der, den sie den Boss nannten, betrachtete Kaylin eingehend, während er die anderen Männer mit seinem Gerede zum Lachen brachte. Sie verließen die Bar. Nevin lehnte sich an die Theke.
„Sieh mich an und lächele. Nicht nach draußen sehen, sieh mich an. Sie beobachten uns.“
Er zwinkerte und berührte ihre Wange. Sie schmiegt ihr Gesicht in seine warme Handfläche, nickte, lächelte tapfer und atmete. Für die Beobachter draußen musste es wirken, als ob der Bodyguard des Bosses mit der Barinhaberin flirtete. Nevin beugte sich noch weiter über die Theke und lächelte breit.
„Das sind gefährliche Männer, und ich habe keine Ahnung, warum sie unbedingt hierher wollten. Sobald ich kann, schicke ich meinen Kontaktmann her. Sein Name ist Jason Wong. Merk dir den Namen. Irgendwas geht hier vor. Ich weiß noch nicht was, aber ich finde es raus.“
Er legte Bargeld auf die Theke, grinste mit einem Zwinkern und ging. Die Besorgnis in seinen Augen jedoch konnte er kaum kaschieren. Nicht vor ihr, dazu kannte Kaylin ihn zu gut.
Als die Tür hinter ihm zuglitt, setzte Nevin seinen undurchdringlichen Gesichtsausdruck wieder auf, der jedoch kaum standhielt, als er den Mann sah, der neben dem Boss im Wagen saß. Nevin war nach Fluchen zumute, doch er beherrschte sich. Seine Intuition hatte ihn also nicht getrogen. Nevin war in der Nacht zuvor in ihn hineingerannt, als er Kaylins Apartmenthaus verlassen hatte, und er war hineingegangen. Nevin schloss die Lider und rief sich den nächtlichen Moment noch einmal in Erinnerung. War er sich sicher? Er hatte ihn nicht direkt angesehen, nur kurz aus dem Augenwinkel einen Blick erhascht. Nevin öffnete seine Augen wieder und sah den Mann noch einmal genauer an, doch auch das half nichts. Ein anderer Gedanke schlich sich ein. War er so unvorsichtig gewesen? Beschatteten sie ihn? Stand er etwa kurz davor, seine Tarnung auffliegen zu lassen? Er musste dringend Jason kontaktieren. Vielleicht war Kaylin in Gefahr und wenn, dann war es seine Schuld. Nevin zog sein Handy heraus und tippte eine Nachricht an den Decknamen seines Partner.
„Was ist, Logan? Hat die kleine Barmieze ihre Telefonnummer rausgerückt? Was würde nur deine aktuelle Flamme dazu sagen?“
Die Männer im Wagen lachten laut, und Nevin lachte mit ihnen.
„Optionen, Boss, ein Mann braucht Optionen.“
Dann stieg er zu ihnen in die Limousine. Nevin nickte dem Mann neben dem Drogenboss zu, und dieser erwiderte die Geste. Entweder verstand der Typ es gut, seine Mimik zu verstellen, oder er erkannte Nevin tatsächlich nicht wieder. Sicher konnte er sich allerdings nicht sein. Der Boss zündete sich eine Zigarre an und grinste.
„Logan, das hier sind einige
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