Undercover Lover
meiner engsten Mitarbeiter. Darf ich vorstellen …“
Die Limousine fuhr los, und während der Bekanntmachung fixierte Nevin nur einen der anwesenden Männer.
„Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“
Tara stützte Kaylin und half ihr, sich in der Küche hinzusetzen. Sie konnte ihrer Freundin nichts davon erzählen, so gern sie es getan hätte.
„Mir ist nur ein wenig übel, das ist alles.“
„Sweets, ganz ehrlich, du schuftest wie eine Besessene. Du brauchst echt mal ne Pause. In der letzten Zeit ist viel passiert, und du hattest keinen Moment Ruhe. Geh nach Hause, heute rocken wir die Sache auch mal ohne dich.“
„Nein, geht schon wieder.“
Auch Mel sah sie besorgt an und schüttelte den Kopf.
„Ehrlich, Chefin, du siehst wirklich nicht gut aus. Geh nach Hause, und gönn dir eine Mütze voll Schlaf.“
„Recht hat das Whiskeyfass, das sind keine Ringe mehr unter deinen Augen, das sind schon Baumstämme. Mach dich vom Acker, Kaylin. So können wir dich hier nicht auf die Menschheit loslassen, du erschreckst uns alle Gäste, und Halloween ist erst im Oktober.“
Sie dachte an Nevins Worte, den Namen, den er ihr genannt hatte.
„Ich kann nicht, ich warte noch auf jemanden.“
„Wer auch immer es ist, er kann morgen wiederkommen.“
„Nein, das ist wichtig. Der Mann kommt wegen mir.“
„Noch ein Kerl? Sweets, langsam wirst du mir unheimlich.“
Kaylin rollte mit den Augen.
„So ist das gar nicht, er will nur dringend mit mir reden.“
„Okay, simpel und sehr effizient: Wenn er herkommt und nach dir fragt, schick ich ihn zu dir nach Hause. Problem gelöst, und jetzt geh.“
„Sein Name ist Jason Wong.“
„Schon gespeichert, und jetzt hau endlich ab.“
Als Kaylin ihre Wohnung betrat, wirkte alles wie fremd. Sie schloss die Tür hinter sich ab, verriegelte den Sicherheitsbügel und ließ den Schlüssel stecken. Dann sank sie an der gegenüberliegenden Wand nach unten und setzte sich. Sie musste stundenlang apathisch da gesessen haben und wusste nicht mehr, ob sie geschlafen oder nachgedacht oder ob sie einfach nur Zeit verloren hatte. Irgendwann hämmerte jedenfalls jemand laut gegen das Holz, und ihr blieb fast das Herz stehen.
„Ms Delany? Mein Name ist Master Sergeant Jason Wong. Nevin Seymoore schickt mich. In der Bar sagte man mir, Sie wären früher nach Hause gegangen.“
Kurze Zeit später saß der Halbjapaner mit dem Kurzhaarschnitt und den für seine Nationalität ungewöhnlich breiten Schultern auf ihrem Sofa und trank Kaffee. Sie ließ ihn keinen Moment aus den Augen, und ihr Kopf war wie leergefegt.
„Nun, Nevin konnte mir nicht viel sagen, außer dass er sich um Ihre Sicherheit sorgt. Sie werden sicher verstehen, dass ich Ihnen leider keine genauen Erklärungen liefern kann.“
„Nevin sagte, die Männer in der Bar heute seien gefährlich.“
„Das ist untertrieben.“
„Könnten diese Männer für den Tod meines Bruders verantwortlich sein?“
Der Polizist stutzte.
„Mein Bruder wurde vor einigen Wochen erschossen, und die Mordkommission glaubt, dass er sich beim Pokern mit ein paar üblen Leuten eingelassen hat. Er schuldet einem Typen fünfzigtausend Dollar, die ich jetzt zahlen soll, aber bisher sind sie nur ein einziges Mal in der Bar aufgetaucht. Bis heute. Einer der Schlägertypen war wieder da. Der, der mich vor einigen Tagen bedroht und einen meiner Mitarbeiter ins Hospital geprügelt hat.“
„Nevin hat mir davon erzählt. Hat der Typ irgendwas zu Ihnen gesagt?“
„Nein, er hat mich nur angegrinst.“
Wong nickte, zog sein Handy aus der Innentasche seiner Anzugjacke und wählte eine Nummer.
„Master Sergeant Jason Wong, Drogenfahndung.“
Ihre Augen weiteten sich. Er nannte seine Dienstmarkennummer und verlangte, den zuständigen Mordermittler im Fall Delany zu sprechen.
„Sein Name ist Waters, der Partner heißt Williams.“
Der Polizist nickte Kaylin dankbar zu.
„Waters oder Williams, ich will einen von beiden umgehend am Hörer. Es ist mir egal, ob die zwei sich durch einen Donutladen fressen.“
Nachdem er Waters am anderen Ende der Leitung hatte, fielen einige Polizeikürzel zwischen ihnen, die Kaylin nicht verstand. Zwischendrin ging es um die Bedrohung und den Einsatz, den Daton geleitet hatte.
„Abgebrochen? Wieso wurde der Einsatz abgebrochen?“
Wong sah nach einer Weile aus, als würde sein Kopf gleich explodieren.
„Sagen Sie diesem Hurensohn, dass er seine Marke schon mal auf den Tisch seines
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