Undercover Lover
Liebhaber in einer Nacht in deinem Bett hattest, dein schlechtes Gewissen pflegst, bin ich daran schuld?“
Sie sah zu, wie er in seine Hose schlüpfte und die Knöpfe schloss. In ihrem Kopf wirbelten alle Gedanken wahllos durcheinander.
„Es macht mir Angst, welchen Einfluss du auf mich ausübst. Das bin nicht ich. Das konnte nur passieren, weil ich in einem Ausnahmezustand lebe. Mein Bruder wurde ermordet. Ich leite die Bar allein, führe den Club allein, muss mich um alles kümmern. Gestern ist übrigens eine Mitarbeiterin gekommen, um mir zu sagen, sie habe beobachtet, wie Tyger Drogen in meinem Club verkauft hat. Wie gut kennst du ihn?“
Ciarán hielt inne, als er sein Hemd schließen wollte, und legte seine Stirn in Falten.
„Langsam, Kaylin. Deine Themenwechsel sind ziemlich rasant.“
„Wusstest du, dass Tyger mit Drogen dealt?“
Er wirkte überrascht und schwieg eine Weile.
„Hast du es gewusst oder nicht?“
„Nein, natürlich nicht. Ich weiß, dass er ziemlich gut mit seinem Service verdient, aber Drogen? Bist du sicher? Die Ladies sind sehr angetan gewesen von ihm, vielleicht hat er den Club missbraucht für ein wenig Eigenwerbung.“
„Kann sein, kann aber auch nicht sein. Ich vertraue Lexy. Sie wäre nicht zu mir gekommen, wenn nicht irgendwas seltsam gewesen wäre.“
Ciarán zog sich weiter an und nickte.
„Okay, ich rede mit ihm und klär das. Einverstanden?“
Barfuß ging er um das Bett herum und blieb neben ihr stehen. Dieses Mal ließ sie zu, dass er sie berührte und mit den Fingerknöcheln ihre Wange streichelte.
„Und was die letzte Nacht betrifft: Ich wiederhole mich ungern, demnach wird es ausgeschlossen sein, dass es erneut passieren wird.“
Vorgebeugt, um sie zu küssen, hielt er inne, als er spürte, dass sie abermals vor ihm zurückwich.
„Also gut, du brauchst Zeit. Das verstehe ich. Mit deinen Schuldgefühlen habe ich allerdings ein Problem, Kaylin. Ich kann daran nichts ändern. Doch solltest du eins bedenken. Das Leben ist zu kurz, um zu bereuen, es gelebt zu haben.“
Er lächelte, küsste ihre Schläfe und senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
„Vielleicht hast du einfach nur Angst vor deiner eigenen Courage.“
Ciarán ging, doch noch bevor er die Tür hinter sich schloss, wurde sie das Gefühl nicht los, als ob sie für den Bruchteil eines Augenblickes hinter seine Maske sehen konnte. Lag da Kälte in seinem Gesichtsdruck?
Kaylin starrte die geschlossene Wohnungstür minutenlang an und schüttelte sich dann, als wolle sie sich selbst aus einer Trance aufwecken. Hatte er recht? Fürchtete sie sich vielleicht wirklich nur vor sich selbst und dem, was er in ihr zum Vorschein brachte? Sie schloss die Augen für einen Moment, atmete tief ein und aus, um ihr Gemüt zu beruhigen, doch ganz wich die Angst nicht von ihr.
Im Tristans lief alles wie immer, aber Kaylin fühlte sich verändert. Tara beäugte sie wie eine Fremde, doch der vollbesetzte Gastraum ließ kaum Zeit für ein Gespräch.
„Was ist los mit dir, du rennst hier rum wie Falschgeld und als würdest du auf rohen Eiern laufen?“
Kaylin antwortete ihr nicht, kümmerte sich um die Getränkewünsche und delegierte die beiden neu eingestellten Kellner. Tara ließ nicht locker.
„Hey, Sweets, ich rede mit dir.“
„Nicht jetzt, Tara.“
Die Köchin hob die Hände, als würde sie sich ergeben und Kaylin warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, bevor Tara in der Küche verschwand. An dem Tisch direkt gegenüber der Theke saßen vier elegant gekleidete ältere Geschäftsmänner. Sie schienen sich gut zu amüsierten, lachten und unterhielten sich. Die Eingangstür öffnete sich, und Kaylin rutschte das Herz eine Etage tiefer. Blinzelnd, um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine Halluzination handelte, sah sie den Mann an sich vorbeigehen. Als er grinste, entblößte er eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen. Sie hielt den Atem an, glaubte, der Schlägertyp sei zurückgekommen, um die fünfzigtausend Dollar zu kassieren. Das verdammte Telefon lag im Büro, und so, wie er sie musterte, würde sie nicht schnell genug rennen können, um ihm zu entkommen. Er sagte nichts, behielt sie im Auge und blieb an dem Tisch mit den Geschäftsmännern stehen.
Abermals ging die Eingangstür auf, und ihr Herz schlug schneller, als sie Nevin sah. Lächelnd wollte sie gerade den Thekenbereich verlassen, als ein eiskalter Blick von ihm sie wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Einer der Männer am
Weitere Kostenlose Bücher