Undercover Lover
sich ein letztes Mal um.
„Ich wusste nicht, wie nah er Ihnen wirklich steht, Kaylin. Übrigens, Sie könnten die Aussage nicht verweigern. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ms Delany.“
Kaylin wollte ihn zurückhalten. Was zum Teufel hatte er damit gemeint, wie nah er ihr stand? Was war denn nun mit den Drogen in ihrem Club? Was würde er dagegen tun? Verflucht! Kaylin knallte die Tür zu und trat gegen den Mülleimer. Der Eisenkorb war härter als gedacht, und sie rieb sich ihre schmerzenden Zehen. Mist, verfluchter! Ihr Handy piepte, und Kaylin hüpfte auf einem Bein zum Schreibtisch und hielt die Luft an. Nevin hatte ihr eine Nachricht hinterlassen. Sie öffnete den SMS-Ordner und starrte verwirrt auf den einen Satz.
Halt dich von dem Mann fern!
Hitze stieg ihr in die Wangen, und sie dachte sofort an den Moment, als sie mit Ciarán aus dem Lager gekommen war und Nevin eindeutig die Situation erfasst hatte. Seine Augen hatten zornig geblitzt. War er wirklich eifersüchtig? Beeindruckt sank sie in den Bürosesel und starrte das Display an. Der Schmerz in ihrem Fuß verschwand, aber sie konnte sich nach wie vor keinen Reim auf seine Nachricht machen. Halt dich von ihm fern? Was bedeutete das? Dass er doch mehr als Freundschaft für sie empfand? Oder dass er Ciarán nicht leiden konnte? Gern hätte sie ihn gefragt, aber irgendetwas sagte ihr, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde. Ihr war längst bewusst, dass Ciarán nicht gut für sie war, aber wie sollte sie sich diesem Mann entziehen? Ihn in die Wüste zu schicken klang einfach, war es aber in Ciaráns Fall nicht. Sobald er sich auch nur in ihrer Nähe aufhielt, verpuffte ihr Vorhaben im Nichts. Kaylin hasste es, zugeben zu müssen, dass sie ihm sexuell verfallen war. Das Wort hörig strich sie dennoch aus ihrem Wortschatz. So viel Stolz wahrte sie sich.
„Sweets? Der Getränkefuzzi hat Scheiße bei der Lieferung gebaut. Der Single Malt fehlt, und wir haben nur noch zwei Flaschen in Reserve.“
Tara lächelte und steckte den Kopf durch den Spalt der geöffneten Tür.
„Ich fahr gleich zum Markt und besorg noch einen Vorrat.“
„Ähm, nächstes Problem: Lenny ist mit dem Van unterwegs, um die Schalentiere am Pier zu kaufen.“
„Und wann ist er wieder zurück?“
Tara zuckte unwissend mit den Schultern. Kaylin schnaubte genervt.
„Soll ich mir etwa die Kisten unter den Arm klemmen und zu Fuß laufen? Ruf ihn an und frag, wie lange er noch braucht.“
„Ähm.“
„Was denn jetzt noch?“
Sie hielt Lennys Handy in der Hand und winkte damit.
„Oh bitte, macht mir das Leben zur Hölle! Ich bettle ja gerade darum.“
„Himmel, Sweets, komm wieder runter. Was ist denn los?“
„Nichts, ich bin einfach gereizt. Sorry.“
„PMS?“
Ein kleines Lächeln glitt über Kaylins Lippen. Tara nickte verständnisvoll.
„Ja, die Hormone. Zur Eisprungzeit mutieren wir zu männervertilgenden Vamps, und wenn die Roten kurz davorstehen einzumarschieren, verwandeln wir uns in reißende Bestien.“
„Du hast wirklich einen Schaden.“
„Ich weiß, aber dafür vergötterst du mich.“
Grinsend verschwand sie wieder in ihrer Küche, schrie nach dem Whiskeyfass, wie sie Mel seit Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft nannte, und die gewohnten Hackgeräusche drangen in ihr Büro. Das Telefon auf dem Schreibtisch schrillte.
„ Tristans ! Sie sprechen mit Kaylin Delany.“
Lenny brachte die nächste Hiobsbotschaft. Er hatte den Van vor dem Markt am Pier geparkt, während er mit dem Fischhändler feilschte. Als er zum Wagen zurückkehrte, waren alle vier Reifen platt wie eine Flunder. Er vermutete ein paar Jugendliche dahinter, die das wohl witzig fanden. Kaylins Stirn prallte mit einem tiefen Seufzer aus ihrem Mund auf die Tischplatte. Konnte denn nicht einmal alles rundlaufen? Lenny musste den dumpfen Aufprall gehört haben.
„Ich hab schon den Pannendienst gerufen.“
„Und ich muss in den Markt, Whiskey besorgen. Wie lange, glaubst du, dauert es, die Reifen zu wechseln?“
Lenny wusste es nicht. Am Telefon hatte man ihn gewarnt, dass es mindestens eine Stunde dauern würde, bis der nächste Wagen frei wäre.
„Die haben viel zu tun.“
„Wir haben auch viel zu tun, verdammt.“
Sie rieb sich die Stirn und dachte nach. Es half nichts. Sie musste sich irgendwo einen fahrbaren Untersatz besorgen. Einen Club ohne irischen Whiskey würden die Gäste ihr übel nehmen.
„Okay, ich kümmere mich um das Gesöff, und du siehst zu, dass die
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