Undercover Lover
Mädchen! Er sah auf die Armbanduhr an seinem Gelenk, setzte sich auf die Bettkante und drückte das weiße Bettlaken gegen seine blutende Wunde. Er hörte das leise Klicken der Tür und wartete. Nevin starrte minutenlang auf das Band in seiner Hand und ließ es dann zu Boden fallen. Die Wunde auf seiner Brust brannte wie die Hölle, doch es tat gut, etwas anderes zu fühlen als den Ekel vor dem, was er gesehen und gehört hatte. Nach einer Weile trat Nevin auf den Flur hinaus, warf einen Blick zu der offenen Strandhaustür und lächelte. Dann brach er vermeintlich zusammen, ging in die Knie und brüllte so laut, dass es wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft hören würde.
Little John war als Erster bei ihm, dann auch Lanewood.
„Dieses kleine Miststück hat sich mein Messer gegriffen und ist abgehauen.“
Nevin klang so angepisst, wie es ihm möglich war. Lanewood wirkte zuerst wütend, doch dann lachte er aus voller Kehle und betrachtete die Wunde auf der Brust seines Leibwächters.
„Du wirst es überleben, Junge. Sie ist ein kleiner Verlust, aber mach dir keine Sorgen. Die traut sich nicht zu den Bullen, schließlich ist sie illegal hier. Da wo die herkommt, gibt es noch viele andere.“
Lanewood stand auf und legte die Hände in die nackten Hüften. Er hob die zerschnittene Fußfessel vom Boden auf und lächelte.
„Es ist aber gut zu wissen, dass auch du Schwächen besitzt, Logan. Frauen! Man unterschätzt sie leider viel zu schnell.“
Er wandte sich an Little John.
„Schaff die Weiber nach unten. Wir sollten von hier verschwinden.“
Ganz traute er dem Braten nicht, dass die Kleine wirklich nicht zu den Bullen gehen würde. Nevin hatte damit gerechnet und hoffte inständig, dass die Kollegen, bei denen Carmen landete, sofort reagierten, sobald Jasons Name fiel. Für einen Augenblick fiel er aus der Rolle und grinste. Er hatte seine Tarnung gewahrt und dabei ein Leben gerettet. Es fühlte sich gut an, dass er überhaupt noch etwas derartiges empfinden konnte. Ganz hatte der Job ihn doch nicht verdorben. Er ließ sich auf den Boden sinken und keuchte. Scheiße, das tat höllisch weh, aber das war es wert gewesen. Es war nun abzuwarten, ob Carmen ihren Teil des Deals auch einhielt.
Nachdem Nevin sich selbst verarztet und fertig angezogen an der Tür postiert hatte und auf die anderen wartete, nutzte er die Gelegenheit und tippte eine Nachricht in sein Handy.
Carmen kommt! Illegal, aber wissend! Kümmere dich!
Er schickte den Text an Jasons Nummer, bevor er mit Lanewood und John das Strandhaus verließ. Er zögerte, als er in die Limousine stieg, und betrachtete ein letztes Mal das Haus. Abermals berührte er den Patch auf seiner Lederjacke und hoffte inständig, seine Kollegen würden rechtzeitig dieses Nest ausheben, ehe man die Mädchen zu ihrer eigentlichen Aufgabe wegschaffte. Der Boss hatte die Order bereits an seine Leute weitergeben.
Kapitel 17
Jason Wong saß im Büro des Tristans , trank in aller Seelenruhe seinen Kaffee, und Kaylin fragte sich in diesem unpassenden Moment, ob dieser Mann jemals lächelte. Sein Angebot würde dadurch auch nicht besser klingen. Sie räusperte sich, spürte Ärger in sich aufsteigen und bemühte sich, die Fassung zu bewahren.
„Sie verlangen von mir allen Ernstes, dass ich Sie beim Wort nehme?“
„Ja.“
„Mr …“
„Nennen Sie mich Jason.“
Kaylin schüttelte den Kopf und seufzte genervt.
„Mr Wong! Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie mein Club als Drogenumschlagsplatz missbraucht wird. Meine Angestellten sind heute zu mir gekommen und haben mir berichtet, dass sie gesehen haben, dass Koks und Ice verkauft wurden, während Ihre Leute dort waren. Wenn das überhaupt die Wahrheit war. Ihre Leute haben nichts dagegen unternommen, Mr Wong, rein gar nichts, und jetzt verlangen Sie von mir, dass ich das einfach so zulasse?“
Er blieb ruhig, stellte die Tasse auf den Unterteller, und seine Mimik verriet nichts von dem, was in ihm vorging. Am liebsten wäre Kaylin ihm an den Hals gesprungen und hätte ihn durchgeschüttelt. Seine Ruhe machte sie fertig.
„Ms Delany, wir befinden uns mitten in der Ermittlung.“
„Das meine ich ja. Wenn selbst meine Angestellten mitbekommen haben, dass im Club mit Drogen gedealt wird, warum haben sich Ihre Leute dann nicht eingeschaltet?“
„Es geht hier um größere Fische und nicht darum, ein paar kleine Ganoven in den Knast zu bringen, Ms Delany. Ich habe Verständnis, dass die Situation sie nervös
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