Undercover
sprechen.“
„Und?“
Sie ließ die Hände auf den Tisch sinken. „Er hat gestanden, Tim Wilcox erschossen zu haben.“
„Er? Nicht Chrissy?“
„Ich glaub’ ihm nicht. Aber was soll ich machen?“
Er ließ sich auf einen der Plastikstühle sinken.
„Wieso bist du eigentlich um diese Uhrzeit hier, Shane? Du könntest nach Hause fahren. Dein Fall ist gelöst.“ Sie blätterte ihm eine Akte auf. „Ich hab’ übrigens die Fingerabdrücke auf der Box und auf der Glasfigur untersuchen lassen. Sie sind ide ntisch mit denen von Trevor Harry Piere. Ray war definitiv Trevor Harry Pierce.“
Shane nickte nur. Entschlossen schob er die Erinnerung an den Morgen mit Carol weg. Er legte den kleinen Plastikbeutel auf den Tisch und berichtete ihr von Mari-Carmen. Sie hielt das Tütchen hoch, als könnten die Projektile alle Fragen beantworten.
„Shane, was soll ich jetzt damit machen? Erstens: Wilcox wurde nur mit zwei Schüssen getötet. Die Projektile haben wir bereits in seinem Körper gefunden. Also was soll ich mit zwei mehr? Zweitens: Wir haben zwei Geständnisse, das schriftliche von Chrissy und das von Josh. Von Chrissy haben wir Haare am Tatort gefunden, ob auch welche von Josh dort sind, wissen wir im Augenblick noch nicht.“ Sie bückte sich, hob einen Ordner auf, der neben ihrem Schreibtisch stand. „Tim Wilcox saß auf der Couch.“ Sie blätterte im Ordner und fand die Seite, die sie gesucht hatte. „Hier: Die Nachbarn haben nur zwei Schüsse gehört“, las sie vor, „v ielleicht sind diese Kugeln hier schon vor längerer Zeit ins Sofa hineingeschossen worden?“
„Meinst du etwa, jemand hat schießen geübt?“
Sie zuckte die Schultern, und er ärgerte sich, weil er sofort Carol vor sich sah, die wütend auf das Sofa feuerte, auf dem sonst ihr untreuer Ehemann lag.
„Auf jeden Fall, lassen wir diese Dinger mal untersuchen.“ Sie griff zum Telefon. „Ach, ja, und noch was“, sie bekam jemanden an den Apparat, den sie darum bat, ein Beweisstück abzuholen. Sie legte auf und sah Shane an. „Ray. Wir haben seine Frau Meg und sein Kind ausfindig ge macht. Sie wollten Weihnachten bei Megs Vater an der Gold Coast verbringen.
„Weiß sie denn etwas von Rays Vergangenheit?“
„Das werden wir sie fragen. Sie klang ziemlich gefasst.“
Ein junger Polizist mit gewelltem, blonden Haar kam schüchtern herein. Bevor er etwas sagen konnte, hielt ihm Tamara das Tütchen hin.
„Bringen Sie das bitte sofort in die Ballistik. Es ist dringend.“ Sie wartete, bis die Tür hinter ihm zufiel. „Wir sind gleich am Anfang aneinandergeraten. Er und ich.“
„Verstehe.“ Nein, er verstand nicht. Wie weit waren sie aneinander geraten?
Gedankenverloren wanderte Tamaras Blick zum Fenster, hinter dem es nichts zu sehen gab. Nur helles, diffuses Himmelblau. „Weißt du eigentlich, dass heute Boxing Day ist?“
Ja, es war Boxing Day, und heute fand Kims Hochzeit statt.
„Und ich hab’ kein einziges Geschenk eingekauft“, seufzte sie.
Natürlich hatte auch er kein Geschenk eingekauft. Wann hätte er das tun sollen? Er war zu sehr mit seinem Überleben beschäftigt gewesen.
„Shane?“
Er fuhr zusammen. „Ja?“
Sie klopfte mit einem Stift auf den Schreibtisch. „Was ist, wenn es nur einen Mörder gibt?“
„Was meinst du?“
„Wenn Ray Morrison und Tim Wilcox im selben Geschäft waren, dann könnten sie doch auch von ein und derselben Person erschossen worden sein, oder?“
„Möglich ist es.“
Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab.
„Also, nehmen wir mal an, Ray Morrison sollte zum Schweigen gebracht werden. Vielleicht genauso – wie Tim Wilcox. Bei Wilcox kam dem Mörder Chrissy oder Josh zuvor.“
Mick Lanski dröhnte es in seinem Kopf. Mick Lanski beseitigte die Zeugen seiner Machenschaften...
„Mick Lanski,“ sagte er.
Sie blieb stehen. Schon fühlte er sich wieder lebendiger, und seine Niedergeschlagenheit war verflogen.
„Tamara! Er schnüffelt die ganze Zeit hier an der Sunshine Coast herum. Er ist fast unmittelbar dabei als in der Tiefgarage auf mich geschossen wird. Und gestern ist er auch sofort an der Unglücksstelle. Und: er war in der Drogenabteilung, genauso wie Trevor-Ray!“
„Aber was ist dann mit dem Brief der Fitzgerald-Kommission?“
Darüber hatte er sich auch schon den Kopf zerbrochen.
„Vielleicht hatte man Wilcox im Visier? Wenn er dort hätte aussagen müssen, wären womöglich alle Beteiligten am Drogengeschäft aufgeflogen.“
Sie
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