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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Weihnachtsferien verdorben, was?“
    Wenn sie wüsste, in welchem Ausmaß sie mir verdorben waren, wäre sie sicher kreidebleich unter ihrer hübschen Sonnenbräune geworden, dachte er, sagte jedoch: „Da haben Sie recht.“
    Sie deutete in dem nicht allzu großen, sonnengelb gestrichenen Raum, in dem zwei unbesetzte Schreibtische standen, auf eine großzügige Rattansitzgruppe mit kanarienvogelfarbenen Kissen.
    „Bitte, setzen Sie sich doch.“
    Er wusste, dass er aus dem tiefen Sitz nur mit Mühe würde aufstehen können und lehnte ab.
    „Oh, ich kann Ihnen auch gern einen Stuhl bringen.“ Sie machte schon Anstalten, sich umzudrehen.
    „Ne in, vielen Dank“, sagte er schnell , „es geht so.“ Er wollte sich nicht noch hilfsbedürftiger vorkommen, und vor allem wollte er nicht, dass sie sich um ihn kümmerte.
    „Was kann ich für Sie tun? Ich muss Ihnen gleich sagen, jetzt vor Weihnachten sind wir ziemlich ausgebucht, Silvester ist ganz schlecht, aber vielleicht kriegen wir noch was hin!“
    Sie hatte ein schönes Lächeln . Er hatte sich an ihre Nase gewöhnt, ja, fand sie sogar auf erfrischende Weise anders als die unauffälligen Null-Acht-Fünfzehn-Nasen.
    Nein, er zückte nicht seinen Dienstausweis und fragte: Was wissen Sie über Darren Martin? Er war nicht mit den Ermittlungen beauftragt, er war krank geschrieben, also ging er diesmal einen anderen Weg, der manchmal durchaus Vorteile mit sich bringen konnte, und sagte:
    „Es geht erst um eine Feier nach Silvester. Unsere Tochter heiratet.“
    Warum musste Pam herhalten?
    „Das ist ja wunderbar!“
    Josie atmete auf und rupfte aus dem Halter an der Tür eine Broschüre. Kaum fünf Minuten später hatte er, was er wollte: Sie sagte ihm zu, dass ein Kollege von Darren Martin, der leider tödlich verunglück sei, bei Shane vorbeikommen und sich vorstellen würde. Gut, dachte er, das ist immerhin ein Anfang.
    Er steckte gerade den Schlüssel ins Türschloss als der gleichmäßige Regen in eine n Platzregen überging.

16

    Josh wusste nicht, ob er sich über den Regen ärgern oder freuen sollte. Bei Regen konnte er nicht arbeiten, das Gras war klumpig und fiel zusammen, Mähen war unmöglich. Doch dann müsste er die Arbeit auf einen anderen Tag verschieben. Schließlich packte er bei den Helmers in Buderim seinen Rasenmäher ein und versprach, in den nächsten zwei Tagen wieder vorbei zu kommen. Der Regen war zu stark geworden.
    „Ich brauche Sie wirklich dringend, Josh!“, hatte Mrs. Helmer ihn angefleht, „dringend!“

    Kurz vor Weihnachten erfasste die Menschen eine wahre Hysterie: Unter allen Umständen mussten die Gärten hergerichtet sein. Dabei interessierte sich an Weihnachten wahrscheinlich keiner der Partygäste für den Garten, viel zu schnell wären sie betrunken.
    Josh fuhr nach Hause und setzte sich auf die von einer Pergola überdachten Terrasse mit dem alten Plastiktisch und den Plastikstühlen, in deren Ritzen Spinnweben hingen, die zu entfernen er nie Zeit hatte , und trank Tee. Er hörte dem Regen zu, der laut aufs Dach trommelte, und beobachtete, wie das Wasser in Strömen an der vorderen Kante hinunter lief und klatschend in den Pfützen auftraf, die sich auf dem Rasen bildeten. Aus den Palmen vor dem Bretterzaun hatte der Wind die alten Äste gefegt, die nun wie die Reste einer primitiven Behausung vor ih m im Gras lagen. Garbo schlief auf seiner Decke, den Kopf auf einem abgenagten Knochen.

    „Du bist verrückt, Junge“, hatte sein Vater zu ihm gesagt und dröhnend gelacht, wenn er auf die Frage, was er denn mal werden wolle, geantwortet hatte: Pilot. Seine Mutter hatte sanft gelächelt und weiter gehäkelt. In seiner Erinnerung sah er sie immer weiße, feine Deckchen häkelnd, die dann überall als Untersetzer für Vasen oder Figürchen oder Bilderrahmen auf die Möbel gelegt wurden. Ihre spanische Großmutter habe ihr diese Tradition mitgegeben, und sie, als ihre Enkelin , sei fest dazu entschlossen , dieses Erbe weiterzutragen. So pflegte sie sich zu verteidigen, wenn sich ihr Mann wieder darüber lustig machte.
    „Dann muss Josh ja auch sticken lernen“, hatte er darauf erwidert, worauf sie „häkeln“ gemurmelt hatte, und er, Josh, hatte voller Abscheu auf die Häkelnadel und das dünne, weiße Garn gestarrt und entschieden, diese Dinge niemals anzurühren.
    Weil er nicht Pilot werden konnte, wollte er gar nichts werden und jobbte in Supermärkten , an Tankstellen, in Pubs – und mähte jetzt Rasen, schnitt Hecken

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