Undercover
hastig und hob die Hände. „Sie dürfen nicht sagen, dass ich Ihnen...“
„Nein .“ Shane lächelte und klappte den Ausweis zu.
Rasch erhob sich Manuel.
„Ach , das - das mit der Hochzeit Ihrer Tochter...“
„War ein Vorwand, ja, tut mir l eid.“
Manuel wirkte bedrückt, und plötzlich wusste Shane, warum.
„Ich werde im Büro Bescheid geben und mich äußerst positiv über Sie äußern. Morgen wird meine Tochter leider i hre Verlobung lösen und die Hochzeit abblasen.“
„Danke. Und wegen der Aufenthaltsgenehmigung...?“
Shane winkte ab . „Machen Sie sich keine Sorgen.“
Manuel hatte den gleichen schlaffen Händedruck wie am Anfang. Nur fühlten sich seine Hände jetzt schweißiger an. Shane schloss die Tür hinter ihm. Jetzt wusste er wieder, woher er den Namen kannte. Tim Wilcox, Rechtsanwalt, war der Besitzer des Büros Artconcept in Brisbane ... Sein Büro befand sich in dem Haus, vor dem Jack und Evans und .... - Shane brauchte nicht lang im Telefonbuch zu suchen. Zu seiner Überraschung wohnten Tim und Carol Wilcox in derselben Straße wie Kim und Frank.
18
Ein Mann mit Krücken und zerschossenem Bein kann leicht überwunden werden. Gestützt auf die Krücken hat er keine Hand frei für eine Pistole – selbst wenn er sie im Halfter mit sich herumträgt. Das ist ein Fakt. Der Detektive ist keiner, der sich leicht einschüchtern lässt. Auch das ist ein Fakt. Man muss ihm klarmachen, dass er körperlich schwach, ausgeliefert und der Sache nicht gewachsen ist. Wenn der Detective vernünftig ist, kapiert er schnell. Wenn nicht, muss man eben zur nächsten Maßnahme greifen. Er wusste genau, wie ein Cop dachte.
Obwohl er eine Karte für die Tiefgarage hatte, stellte er den Wagen in der Seitenstraße, vor dem Hof des Fischladens ab. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne brannte schon wieder als er ausstieg. Er warf die Tür zu, schloss sie ab und ging über die kaum befahrene Sackgasse hinüber zur dunklen Höhle der Tiefgarage. Er hörte ein Motorgeräusch und machte rasch einen Schritt zur Seite, zu dem Baum hin, der vor der Einfahrt stand. Der Wagen schoss heraus. Das war er!
Er tastete nach dem Schlüssel.
19
Von der Tiefgarage in Mooloolaba bis zu Kims und Fra nks Haus in Buderim benötigte Shane nur elf Minuten. Vom Asphalt stieg der Dampf aus den Pfützen auf. Die Straße überquerte die Sunshine Coast-Motorway und führte dann kurvenreich, steil und von hohen, alten und üppig grünen Bäumen gesäumt, nach Buderim. Er fand die Seitenstraße auf Anhieb. Vor Nummer fünf, dem Haus von Kim und Frank , wuchs ein rot blühender Baum. Ein Weihnachtssstern- Baum, stellte Shane fest, obwohl er sich nicht besonders gut mit Pflanzen auskannte. Der Baum überragte den Eingang des in Orange und Ocker gehaltenen, schlicht-modernen Holzhauses. Kim hatte sich, was ihren Lebensstandard a nging, ganz sicher verbessert, musste er sich eingestehen als er mit den Krücken vor der Tür stand und klingelte. Im angenehmen Schatten des blühenden Baumes duftete die feuchte Luft süß, und in den Bäumen zwitscherten Vögel. „Noch ein Paradies“, murmelte er.
„Shane!“ Kim strahlte ihn mit ihren asiatischen Augen an.
Ihre Frisur war wie stets tadellos: ein exakter Pagenschnitt, dessen Pony genau einen halben Fingerbreit über ihren feinen Augenbrauen endete.
„Mein Gott, du siehst ja furchtbar aus!“ , rief sie aus.
„Du bist reizend, Kim, bist du zu Frank auch so nett ?“
„Oh, Frank hat Humor.“ Sie lachte gutgelaunt.
Früher hätte das der Auftakt eines zermürbenden Streits sein können. Shane folgte ihr hu mpelnd durch die Diele und ein mit Antiquitäten eingerichtetes Wohnzimmer auf die Veranda, deren Holzbretter noch dunkel vom Regen waren. Die Möbel, das Haus, alles, könnte er sich nie mit seinem E inkommen leisten. Kim wies auf die große Veranda, von der man über die Ebene bis hinunter zur Küste und aufs Meer blicken konnte. Hohe Bäume rechts und links des am Hang liegenden Gartens unter der Veranda verbargen die benachbarten Häuser. Er spürte einen Stich im Magen. Nein, das habe ich ihr alles nicht bieten können.
„Schön, nicht?“ Kim wirkte glücklich und gelöst, so, wie sie am Geländer der Veranda stand und in die Weite sah. Und er war froh darüber.
„Aus Träumen geboren“, zitierte er den Satz aus dem Maklerprospekt.
Erstaunt sah sie ihn an. „Bis t du unter die Dichter gegangen? Oder ist das deine romantische Masche, Detective Shane
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