Undercover
Manuel wirkte auf einmal ein wenig gelöster. „Manche Leute haben immer mich und Darren bestellt.“
„Das kann ich mir vorstellen!“ Shane gab seiner Haltung etwas Kumpelhaftes. „Ich wette, dass es Frauen gibt, die nur Nice & Cool beauftragen, wenn Sie kommen!“
Sehr hellhäutige Menschen liefen rot an, bei Manuel glühten die Augen und seine bronzefarbene Bräune wurde eine Nuan ce dunkler. Er lächelte verlegen .
„Na, ja, solange die eigene Freundin nicht eifersüchtig wird“, sagte Shane u nd fügte beiläufig hinzu: „hatte Darren eine Freundin?“
Manuel schüttelte den Kopf.
„Keine Freundin? Keine Affäre?“ Für jemanden, der nur einen Kellner engagieren wollte, stellte er verdammt viele Fragen, dachte Shane .
„ Hat Darren sich denn mit den falschen Leuten eingelassen?“, fragte Shane weiter .
Manuel zog fragend die harmonisch geschwungenen Augenbrauen hoch.
„Hat Darren vielleicht noch eine andere Beschäftigung gehabt? Von dem Job kann man doch nicht leben, oder?“
Ein indifferentes Schulterzucken. Ein verstohlener Blick auf die Armbanduhr.
Okay, die Sache lief so nicht, dachte Shane. Er könnte noch stundenlang so weitermachen und bekäm e doch nichts aus diesem Brasilianer heraus. Schluss, sagte er sich, ziehen wir die Samthandschuhe aus!
Auf dem Tisch lag seine Brieftasche mit dem Dienstausweis, er nahm sie, und klappte s ie auf.
„Mordkommission“, sagte er ohne das verbindliche Lächeln von vorhin.
Manuels Haltung versteifte sich. Er blickte erschrocken auf den Ausweis . Er war sogar ein wenig blass geworden.
„Sie wollen doch in Australien studieren, oder?“
Shane sah Manuela seinen inneren Kampf an. E r zupfte heftig an seiner Nagelhaut und brachte ein gepresstes „Ja“, heraus.
„Schön . Dann erzählen Sie mir was, über Darren Martin! “
Manuel räusperte sich und sagte leise:
„Man soll über Tote nicht schlecht reden.“
„Aber das machen wir auch gar nicht.“ Shane mischte der Strenge in seiner Stimme etwas Freundschaftliches und Väterliches hinzu. „Darren und meine drei Kollegen wurden erschossen, und ich bin hier, um herauszufinden, warum – und wer das getan hat. Und Sie können mir dabei helfen. Also, h atte Darren etwas mit Drogen zu tun?“
Manuel nickte schwach , schwieg aber. Shane hörte draußen das Meer rauschen. Autogeräusche. Stimmen. Schritte über ihm in der Wohnung. Manuel rutschte auf der Couch noch mehr auf die Kante, sah kurz auf, senkte dann wieder den Blick. Er dachte jetzt an sein Studium, an seine Hoffnungen, in Australien bleiben zu können, an seine Zukunft, er würde reden – wusste Shane.
„Darren“, begann Manuel zögernd, „ hat mal gesagt, wie viel Geld man verdienen kann, wenn man sie herstellt. Amphetamine. Ganz einfach , für einen Chemiker.“ Manuel m achte eine Pause und fügte unsicher hinzu: „Wie mich.“
„Er wollte, dass Sie Drogen für ihn herstellen?“
Manuel schüttelte heftig den Kopf.
„ Er hat nur mal davon gesprochen.“
Fast täglich wurden irgendwo in Australien in Hinterzimmern oder abgelegeneren Häusern primitive Labors entdeckt, in denen mehr oder weniger ausgebildete Leu te Methampetamine herstellten. Die aktiven Inhaltsstoffe waren Ephedrin oder Pseudoephedrin. Beides waren Wirkstoffe, die in Medikamenten gegen Husten und Erkältungen vorkamen. Man konnte sie legal in Apotheken kaufen. Unauffällig allerdings nur in kleinen Mengen. Doch es gab Banden, die durchs Land zogen und überall ihre Sachen zusammenkauften und in mobilen Labors das Zeug panschten, oder Hersteller, die aus Lithium-Batterien, Motorstarter-Flüssigkeit und Rohrreinigern das Zeug zusammenbrauten.
„Und, was haben Sie geantwortet?“ , fragte Shane.
„Nein! Niemals!“ Manuel war jetzt außer sich. Es wirkte echt.
„Wis sen Sie denn, mit wem er verkehrt ist?“
„Nein, er hat nie viel erzählt.“
„Sie haben also auch nichts gemeinsam unternommen?“
„Nein.“ Ma nuel holte tief Luft.
„Und wann hat Darren Sie gefragt, ob Sie nicht Amphetamine herstellen wollen?“
„Beim Service bei einer Party bei den Wilcox’.“ Manuel hatte seinen Widerstand aufgegeben.
„Wilcox?“ Den Namen kannte Shane doch. Er wusste nur nicht mehr woher.
Manuel nickte.
„ Wir haben dort immer zusammen gearbeitet. Sie haben immer nur mich und Darren bestellt.“
„Wo wohnen die Wilcox ’ ?“
„In Buderim.“
Dort wohnte doch auch Kim ...
„Oh, aber Wilcox hat nichts zu tun mit...“, sagte Manuel
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