Undercover
O’Connor?“
„Ich bin nicht romantisch, Kim, das weißt du doch.“
„Oh, ja .“ Sie seufzte gekünstelt. „Setz dich, ich hole uns den Tee.“
„Wo ist Pam?“ , fragte er.
„S ie ist seit dr ei Tagen oben in Cairns. Will aber heute zurückkommen.“ Kim verschwand im Haus.
Die Begegnung mit Kim verlief so ganz anders als die früheren. Shane fühlte sich auf einmal entspannt. Es war richtig, dass sie sich getrennt hatte, damals. Er nahm auf einem der Deckstühle Platz, stellte die Krücken an die Lehne und streckte vorsichtig die Beine aus. Wann endlich würden die Schmerzen aufhören, wann endlich könnte er sic h wieder wie früher bewegen? Er fühlte sich hilflos und verletzlich, trotz der Waffe, die er mit sich herumtrug.
Kim kehrte aus dem Haus mit einem Tablett und silbernem Teeservice zurück, stellte es auf dem Tisch ab, goss ein und setzte sich ihm gegenüber. Er nahm einen Schluck aus der dünnwandigen und ganz sicher wertvollen Tasse. Sie erkundigte sich nach dem Apartment, nach seinem Befinden und versicherte ihm nochmals , dass Frank gerne auf die Miete verzichtete.
„Ich bin so froh, dass du noch lebst“, sagte sie auf einmal. Einen Augenblick lang legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm. Das hatte sie schon Jahre nicht mehr getan. Sie hatten so viel falsch gemacht – er hatte so vieles falsch gemacht – rasch sagte er:
„Kim.“
Und sie zog ihre Hand langsam zurück, sah ihn fragend an.
„Kennst du Tim und Carol Wilcox?“
Vielleicht war sie erleichtert über die aus ihrer Sicht sicher banale Frage, dachte er, denn ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht.
„A ber sicher! Frank hat geschä ftlich mit Tim zu tun. Wir begegnen uns öfter auf Partys. Im Übrigen: Ich hoffe, du hast heute Abend noch nichts vor. Wir haben nämlich eine Barbecue-Party geplant. Sozusagen, um dich ein bisschen aufzuheitern.“
Eine Barbecueparty! Er hasste nichts mehr als Small Talk. „Du solltest dich entspannen, Shane. Endlich mal loslassen!“
W ar sie früher jemals so fürsorglich gewesen? Oder hatte er das nur nicht bemerkt?
„ Hast du keinen anderen Vorschlag, Kim?“
Sie beugte sich über den Tisch . „Weißt du, Shane, dass es genau das war, weshalb ich dich verlassen habe?“ Ihre Augen waren noch schmaler geworden als sie ohnehin schon waren. „Du bist immer mit deiner Arbeit beschäftigt.“
„Ich habe geglaubt, du hast mich verlassen, weil ich getrunken habe.“
„Hättest du in deinem Innersten noch Platz gehabt für etwas anderes als deine Fälle und deine Verbrecher, Shane, dann hättest du auch nicht getrunken.“
Jetzt fiel ihm auf, dass ihr Strahlen, das sie anfangs umgeben hatte, auf einmal verschwunden war.
„Kim, hören wir damit auf.“
Ihr Mund zuckte und dann hatte sie wieder diesen Gesichtsausdruck, mit dem sie die letzten Jahre ihrer Ehe herumgelaufen war. Sie nippte an ihrer Tasse und starrte an ihm vorbei.
„Es tut mir l eid, Kim“, sagte er schließlich, „du muss t mir glauben. Ich bin froh , dass es dir gut geht.“
Warum gerieten sie immer wieder in diese alten Verhaltensmuster? Sie hob ihren Blick und sah ihm jetzt direkt in die Augen.
„Ach, Shane.“
Es gab nichts mehr zu retten. Und um nichts mehr zu kämpfen.
„Übrigens hat Frank gesagt, du kannst ruhig ein paar Wochen im Apartment bleiben“, redete sie weiter.
„Danke.“ Er wollte nicht neidisch se in und war es doch. Sie betrachtete ihn . In ihrem Blick lag etwa s Besorgtes. Dann zauberte sie wieder ein Lächeln aufs Gesicht und sagte:
„Also, um sechs heute Abend, du kommst ja? D a kannst du mit Tim Wilcox über Geldanlagen reden. Du solltest dich vielleicht neu orientieren.“
„Tim Wilcox kommt auch?“ Hatte er richtig verstanden?
Unter diesen Umständen nahm er die Einladung natürlich gerne an.
„Hab’ ich das nicht schon vorhin gesagt?“ Kim sah ihn überrascht an. „Na, jedenfalls lernst du endlich Frank persönlich kennen. Er ist der netteste Mensch, den ich je getroffen habe.“
„Ich freue mich für dich.“ Warum musste sie Franks Qualität jetzt so sehr betonen? „Und wie geht es Pam mit ihm?“, lenkte er ab. Er wusste, dass Pam die Heiratspläne ihrer Mutter nicht gerade begeistert aufgenommen hatte.
„Pam?“ Kim seufzte. „Sie ist fast erwachsen. Sie beginnt, ihr eigenes Leb en zu leben. Frank ist tolerant und großzügig und mag sie sehr.“
„Schön, dann geht es ja allen gut?“ Ganz sicher war die Ironie nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher