Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Einfach vergessen.“
    „Vergessen! Ok ay. Schon vergessen.“ Sie kicherte . „Schon vergessen. Wupps“, sie machte eine Handbewegung als verscheuche sie eine Fliege, „vergessen! Ich kann mich wirklich schon gar nicht mehr erinnern, ehrlich. Es ist gar nichts gewesen, heute Abend. Ein stinklangweiliger Abend, mit dir!“
    Vollkommen ernüchtert stieg er aus und machte ihre Tür auf.
    „Komm’ raus, Chrissy.“
    „He, sieht so der neue Surf Club aus?“ Sie lachte über ihre Bemerkung und bewegte sich noch immer zur Musik, die längst nicht mehr spielte.
    Er schloss auf. Garbo bellte. Drängte seine Schnauze durch den Türspalt. Freudig bellend sprang der Hund an ihm hoch, dann begrüßte er etwas zurückhaltender Chrissy, die sich aber gleich hinunterbeugte und ihn streichelte.
    Josh erinnerte sich an die Valiumtabletten, die seine Mutter regelmäßig geschluckt hatte. Schnell s chloss er hinter ihnen die Tür ab, eilte ins Bad, kramte in der Schublade des Waschtischs und fand zwischen Heftpflastern, Mullbinden und mehreren zerdrückten Aspirinschachteln die Valiumtabletten. Er eilte damit in die Küche, wo Chrissy dabei war, alle Schränke aufzureißen.
    „Hast du keine Schokolade oder Kekse?“, fra gte sie. Anstatt zu antworten, füllte er ein Glas Leitungswasser und reichte es ihr mit den Tabletten.
    „Nimm’ das.“
    „Aha. Jetzt bringst du mich um, was?“ Sie lachte laut.
    „Mach’ kein Scheiß und nimm’ die verdammten Valium!
    „Du willst mich doch umbringen, oder?“
    „Nicht mit der Menge!“
    Sie lachte. „Wusste ich doch, dass es komplizierter ist.“ Sie schluckte das Valium, spülte mit Wasser hinterher. Im Gästezimmer warf er die Wäsche vom Bett, schlug die von seiner Mutter gehäkelte Tagesdecke zurück und holte Chrissy.
    „Ach, Josh“, seufzt e sie, „du ein seltsamer Typ “, sagte sie als sie sich mit den Kleidern aufs Bett legte. Dann schloss sie die Augen. In dem Moment konnte er nicht glauben, dass sie gerade jemanden getötet hatte. Er setzte sich auf den Bettrand und nahm ihre feuchte, heiße Hand.
    „Chrissy“, flüsterte er, „hast du ihn wirklich erschossen? Vielleicht hast du dir das alles nur eingebildet? Vielleicht war er gar nicht zu Hause?“
    Sie lächelte mit geschlossenen Augen, kurz darauf atmete sie schwer.

    Er betrachtete sie noch eine Weile, stand dann auf und ging ins Bad, putzte die Zähne und nahm eine Dusche. Garbo legte sich vor das Waschbecken. Und auf einmal war alles wieder wie s onst. Im Gästezimmer lag ein Freundin, die ihren Rausch ausschlief. Wie ein Videoband versuchte er sich den Abend anzusehen, sie waren tanzen gewesen, dann hatte er sie mitgenommen und jetzt schlief sie. Doch da war diese eine Szene, die sich dazwischen drängte: Chrissy erschießt einen Menschen, während er, Josh, im Auto auf sie wartet. Er drehte er die Dusche ab. Garbo schnaufte zufrieden. Wie sollte er aus dieser Situation jemals wieder herauskommen? Im Bett fühlte er sich noch unruhiger. Er dachte an die S chlaftabletten, nahm auch eine und legte sich wieder hin.
    Langsam ließ die Anspannung nach. Vielleicht war ja alles nur ein Traum gewesen und morgen sähe die Welt wieder ganz anders aus.

    Doch jetzt am Morgen sah die Welt genauso aus. Der reichliche Regen der letzten Tage hatte d en Boden aufgeweicht, so dass Josh mit nicht allzu großer Anstrengung hinter den stachligen Blättern der Aloe Vera, ein etwa dreißig Zentimeter tiefes Loch ausheben konnte. Garbo beobachtete ihn interessiert wie er die verpackte Waffe mi t den Patronen hineinlegte und das Loch wieder zu schüttete . Natürlich konnte man sehen, dass hier die Erde aufgegraben worden war, aber wer sollte schon seinen Garten absuchen? Er drehte sich zum Gehen als Garbo an der Stelle zu schnüffeln und scharren begann. Josh jagte ihn weg, grub die hintere der fünf Steinplatten aus, mit denen er einen Weg zwischen den Büschen hindurch zum Hinterausgang des Gartens gelegt hatte, und deckte damit das Versteck zu. Die fehlende Platte würde nicht auffallen, zu sehr wucherten Büsche und bodenbedeckende Pflanzen – und den Weg hatte er sowieso schon lange nicht mehr benutzt. Als er den Spaten zurück in die Garage stellte, fühlte er sich erleichtert, als habe er gerade seine Schuld an der ganzen Angelegenheit begraben.

33

    I m Nachhinein fragte sich Shane , wie es gewesen wäre, wenn er aus den Fernsehnachrichten davon erfahren hätte, oder aus der Zeitung, die er unten im Coffee Club las.

Weitere Kostenlose Bücher