Undercover
klingt fremd. Als ob ich ihn nie ausgesprochen hätte.“
„Ian Shaw hat Ihnen ein paar Mil lionen hinterlassen. E r war fast zwanzig Jahre älter als Sie. Er starb sch on nach wenigen Jahren Ehe. Tim war gerade mal sechsundvierzig. Auch z iemlich jung.“
Ungerührt trank s ie ihr Glas aus und sagte dann erst:
„Sie wollen mir doch nicht etwa unterstellen, ich sei eine Ehemänner mordende Schwarze Witwe?“
„Haben Sie Kontakt zu I hrem Sohn?“
„Sie wissen wohl alles, was?“ In ihre Bitterkeit mischte sich Verachtung. Aus war es mit ihrer überlegenen Art, mit der sie ihn bei seinem ersten Besuch verwirrt hatte.
„Er ist Anfang zwa nzig, studiert Kunstgeschichte in Europa. Wenn ich ihn nicht jede Woche anrufen würde, würde er sich wahrscheinlich nicht melden. Zufrieden? Sie bearbeiten den Fall nicht. Und jetzt gehen Sie bitte .“ Carol stand aus dem Liegestuhl auf, nahm Flasche und Glas und ging ins Haus. Kurz darauf hörte er eine Tür zufallen. Sie hatte ihn einfach stehen lassen.
Er hinkte hinaus. Für alle Mordfälle in Queensland war die Mordkommission in Brisbane zuständig, er musste wissen, wer den Fall bearbeitete. Er rief Al Marlowe an, der sofort losdon nerte:
„Shane, verdammte Scheiße , was zum Teufel treibst du in Buderim? Warum wird gerade jetzt dort jemand erschossen? Auch noch dieser Wilcox, vor dessen Büro die Schießerei stattgefunden hat! Wen n die Presse davon Wind bekommt! Die behaupten doch glatt, die beiden Vorfälle hängen zusammen und wir vertuschen was! Wir haben verdammt noch mal genug am Hals, Shane!“
„Gibst du etwa mir die Schuld für alles?“
Schweigen .
„Al, wer bearbeitet den Fall Wilcox?“
Seufzend nannte ihm Al die Namen. Spencer Dew, der sonst mit Tom McGregor zusammenarbeitete, und – er wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte - seine Partnerin, neben Jack, Tamara Thompson.
„Aha“, sagte er nur. Dann berichtete er Al von Mick Lanskis Besuch. „Sag’ mir die Wahrheit, Al: Lässt mich Lanski überwachen? Habt ihr das nach der Anhörung veranlasst ?“
„Was?! Shane, ich glaube, du hast nicht begriffen, in welcher Verfassung du bist. Du fühlst dich verfolgt, bedroht, dauernd in Gefahr. Warum hast du die therapeutische Hilfe abgelehnt? Komm’ zurück und kümmere dich um deine Ges undheit, ich meine es verdammt e rnst!“
„Sorry, Al, ich muss auflegen“, beendete er das Gespräch bevor Al noch lauter brüllen würde.
Sie wartete schon in der Lobby des Apartmenthauses als er mit dem Aufzug herauf kam. Die nackten Beine übereinandergeschlagen, in einem Rock, der eine Handbreit über de m Knie endete , und einem kurzärmligen Pullover mit großzügigem V-Ausschnitt. Sie saß in einem der weichen Polstersessel und blätterte in der Hochglanzbroschüre des Maklerbüros. Das klackende Geräusch der aufsetzenden Krücken ließ sie aufsehen. Tamara Thompson warf die Brosc hüre auf den Glastisch und ging auf ihn zu; hilfsbereit, wie fast alle Menschen, denen er in seinem Zustand begegnete. „Shane! Mein Gott!“ Ihr braunes Haar war besonders kurz geschnitten, ihre Haut gebräunt und ihre Augen leuchteten. Sie sah erholt und jung aus. Er hatte tatsächlich vergessen, wie verdammt gut sie aussah.
„Lass’ nur, es geht!“, wehrte er gereizt ab. „Ich wusste gar nicht, dass du schon aus dem Urlaub zurück bist.“ Er fühlte sich von ihr hintergangen. Dabei konnte sie ja nichts dafür, dass sie mit diesem Fall beauftragt wurde. Und Al war ihm, Shane , auch keine Rechenschaft schuldig. Dennoch. Seine Laune wurde nicht besser.
„Al hat mich angerufen angerufen und mir den Fall Wilcox üb ertragen.“ Hörte er da nicht einen entschuldigenden Ton heraus?
„Kommst du, um mich zu vernehmen, oder hast du mir Obst und Pralinen mitgebracht?“
Ein flüchtiges , gequältes Lächeln g litt über ihr Gesicht.
„I ch will mich mit dir unterhalten.“
Mit der Krücke deutete er zum Aufzug. I n der Aufzugkabine vermied er Blickkontakt. Er ließ Tamara die Wohnungstür aufschließen.
„Wow!“ Das Sonnenlicht fiel in schmalen Streifen durch die Rollos. Tamara erkannte mit einem Blick den Luxus der schlichten – und kostspieligen - Eleganz. „Frank scheint erfolgreich zu sein. “
„Sieht ganz danach aus“, sagte Shane , und nahm sich vor, zunächst nichts von Franks Absicht zu erwähnen, mit Wilcox’ Hilfe ins Geschäft der Landentwicklung einzusteigen.
„Willst du was trinken?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Wie war deine
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