Undercover
dann und zündete sich eine Zigarette an.
„Nein.“
Sie wählte in dem alten Radio einen Sender und drehte die Lautstärke hoch. Er kannte den Song, aber er wusste nicht, wie die Sängerin hieß. Chrissy sang mit. Bei der zweiten Wiederholung des Refrains sang er auch mit.
„Fahr’ die Straße da hoch!“, sagte sie und versuchte die Musik zu übertönen. Sie deutete nach links, in die Richtung nach Buderim und sog tief an der Zigarette.
„Willst du schon nach Hause?“
„Nee, aber das ist `ne geil e Strecke.“
Damit hatte sie R echt, und er bog ab. Die Bäume wirkten geheimnisvoll im Mondlicht, ja, Chriss y hatte R echt, es war eine geil e Strecke. Ein neuer Song begann. Den kannte sie auch und summte ihn mit. Er legte die Hand auf ihren nackten Oberschenkel, und sie ließ sie dort liegen. So wie jetzt wollte er sich von nun an immer fühlen. Endlich war er, wie er wirklich war, und nicht nur ein ängstlicher und zweifelnder Schatten seiner selbst.
Die Erinnerung stockte. Vielleicht war alles doch nur ein Traum? Doch da war die Handtasche in seinem Zimmer.
„Bieg’ da links ein“, hatte sie auf einmal gesagt.
Die Straße kannte er, er hatte dort zwei Kunden.
„Da steht aber ein Haus am andern, wir könnten noch weiter...“
„Ich will aber da hin!“, schnitt sie ihm das Wort ab.
Wenn sie unbedingt will, dachte er gelassen. Er war großzügig. Sie würde schon selbst sehen, dass da nichts war. Er bog ab und sie drehte das Radio aus. Es war still.
„Da.“ Sie zeigte auf ein Haus, das er kannte. „Halt an!“
Er fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Sie ließ ihr Feuerzeug aufschnappen. Knisternd verbrannte das Zigarettenpapier . Seine Hand schob sich an ihrem Oberschenkel hinauf. Sie reagierte nicht, sondern starrte weiter aus dem Fenster.
„Fahr’ weiter “, sagte sie schließlich.
„Warum, hier ist doch niemand? “ Seine Ha nd arbeitete sich weiter vor. Mann , wie erregt er war!
„Fahr verdammt weiter!“ , sagte sie scharf.
Sofort zog er die Hand zurück und legte den Gang ein. Langsam rollte der Wagen die Straße hinunter.
„Nein, dreh’ um, auf die Hauptstraße!“ Sie hatte sich vorgebeugt und sah aus dem Fenster wie eine Kurzsichtige. „Wir müssen auf die Hauptstraße, los! “
Josh fragte nicht warum, sondern wendete und fuhr zurück. Es war ihm egal, wohin sie fuhren. Er liebte es durch die Nacht zu fahren. Besonders heute. Heute war die Nacht viel lauter und bunter und lebendiger.
„Und jetzt hier rein!“
Er bog ab.
„Halt an!“
Er hielt an.
„Weißt du, wer hier wohnt?“ , fragte sie ihn mit einem listigen Blick.
Schräg vor sich, auf der anderen Straßenseite , erkannte er das moderne, nüchterne Haus. Er mähte jeden Donnerstag den Rasen.
„Ja.“
Sie blies ganz langsam den Rauch aus der Nase, lehnte sich behaglich zurück. „Kennst du ihn?“
„Meistens ist nur sie da.“
„Wie findest du sie?“ Sie starrte weiter auf das Haus.
„Wie meinst du das?“
„Mensch! Ist sie sexy?“
„ Keine Ahnung “, wich er aus.
„Er ist ein fieses Arschloch .“ Sie lachte kurz auf und schnippte ihre Zigarette aus dem Fenster . Dann klappte sie das Handschuhfach auf und nahm den Revolver. „Ich will ihm einen Schrecken einjagen.“
„Chrissy, leg’ das Ding weg!“ Josh versuchte ihr die Waffe aus der Hand z u nehmen, doch sie war schneller und wechselte den Revolver in die andere Hand.
„Weißt du, dass er mich betrügt?“, eine fleckige Röte stieg ihr den Hals hoch .
„Wer?“
„Dieser Typ betrügt mich mit einer anderen aus meiner Schule. Er hat mich angelogen!“
„Na und ? J etzt hast du doch mich!“ Er bog ihren Arm, doch sie hielt den Revolver so fest, dass er Angst hatte, durch ihr Handgemenge könnte sich ein Schuss lösen.
„ Dieses miese Schwein !“ Schon griff sie an die Tür, um s ie zu öffnen, doch er packte ihren Arm.
„Chrissy! Bleib’ hier! Hör mit dem Scheiß auf !“
Sie grinste und zielte auf ihn. „Lass’ mich los! “
Er ließ sie los, sah ihr nach, unfähig, zu handeln. Alles ist nur ein Spaß, sagte er sich, sie wird ein bisschen mit der Waffe vor ihm herumfuchteln, und er wird sich entschuldigen , und die Sache ist gelaufen . Er rutschte tiefer in den Sitz, verschränkte die Arme, sah hinaus in die dunkle Nacht und saß plötzlich im Cockpit eines Flugzeugs. Am schwarzen Himmel blitzen nur wenige Sterne. Er flog allein durch die Nacht. Er schwebte durch die Stille der Dunkelheit. W
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