Undercover
hrem Arbeitgeber bekommen, damit lässt sich doc h sicher was Neues anfangen.“ Eccleston trug etwas Brennendes auf die Wunde auf. Shane biss die Zähne zusammen.
„Ich werde zu Ihnen kommen und mich beraten lassen,
wenn es soweit ist.“
„Machen Sie das, machen Sie das! Es gibt die erstaunlichsten Dinge, mit denen man Geld verdienen kann, wirklich, die erstaunlichsten.“
Das Brennen ließ nicht nach. Shane ächzte.
„Eine Freundin meiner Frau zum Beispiel, keine besondere Leuchte, aber hatte...“
Das Klingeln von Shanes Handy schnitt Dr. Eccleston das Wort ab.
„He, he, eigentlich sollten Sie’s hier abgeschaltet haben“, sagte d er.
„Gönnen Sie’s mir, Doc, Sie wissen doch, man muss Menschen, die genesen sollen, das Gefühl geben, gebraucht zu werden!“ Shane deutete auf seine Jacke über dem Stuhl neben der Tür des Behandlungszimmers. „Bitte, es ist in der Innentasche.“
Der Arzt stieß sich schwungvoll mit seinem Drehstuhl in Richtung Tür, hol te das Handy heraus und rollte wieder zurück.
Tamara war am Apparat. Shane hätte sie längst anrufen und ihr von s einen neuen Informationen berichten sollen.
„Shane, wir haben eine neue Spur im Fall Wilcox! Wir haben Wilcox’ Adressen und Telefonate gecheckt. Es sieht ganz so aus, als ob Wilcox eine Vorliebe für junge Mädchen hatte. Die letzte hieß...“
„Chrissy Wagner. Ich wollte es dir sagen, doch es ist etwas dazwischen gekommen.“
„Toll , Shane.“ Die Verstimmung war ihr anzuhören. „Ich frage mich, warum ich dir alles mitteile!“
„Tamara!“ Das letzte, das er jetzt gebrauchen konnte, war ein Streit am Telefon mit einem Dritten als Zuhörer. Ihr resigniertes Seufzen ließ ihn aufatmen. Die Gefahr schien gebannt. „Ihre Mutter hat einen Anruf von ihrem Gärnter bekommen. Josh Cline. Bei ihm soll Chrissy sein.“
„Herzlichen Dank, Shane!“, sagte sie spitz, „ich werde mal vorbeifahren.“
Bevor er Tamara bitten konnte, ihn gleich danach anzurufen, hatte sie schon – offensichtlich beleidigt - aufgelegt. Dr. Eccleston sah ihn über den Brillenrand an und schmunzelte.
„Und, hat man Ihnen vermittelt, dass sie unabkömmlich und unersetzbar sind?“
„Ja“, brummte Shane , „unmissverständlich.“
Als Shane die Praxis verließ, hatte er einen neuen Verband, der sich angenehm sauber anfühlte. Wenigstens etwas, dachte er, denn die Krücken brauchte er noch immer. Der Himmel war auf einmal grau. Und kaum hatte er die Autotür zugeworfen, als auch schon Regentropfen niederprasselten. Er ließ die Scheibenwischer auf der höchsten Stufe laufen und musste dennoch vorgebeugt und sehr langsam fahren. Binnen kürzester Zeit hatten sich tiefe Pfützen auf den Straßen gebildet und überholende Fahrzeuge zogen eine so dichte Wasserfontäne hinter sich her, die ihm für Sekunden die Sicht nahm.
Der Regenschutt hatte alle Badegäste vom Strand in die Cafés getrieben. Kellner und Kellnerinnen hasteten mit wagenradgroßen Tabletts, beladen mit üppigen Eisbechern, kühlem Bier, bunten Kuchenstücken, zwischen den vollbesetzten Tischen hindurch, während immer weitere Gäste herandrängten und drinnen einen fr eien Platz suchten. Auf der l inken Seite der Straße konnte Shane das Meer sehen. Eine dunkelgraue, schäumende Masse. Nicht um alles in der Welt wäre er jetzt da hinausgefahren. Doch es gab Menschen, die genau dieses Wetter liebten. Shane wollte gerade in die Tiefgarage abbiegen, als er daran dachte, Carol mit einem Besuch zu überraschen. Was würde sie wohl auf seine Frage antworten, ob sie Chrissy Wagner kenne?
45
Er tauchte unter, da, vorn sah er sie paddeln, sah ihre Beine und Arme Schwimmbewegungen machen, im blaugrünen Wasser. Gleich war er bei ihr, da, er bekam ihr Fußgelenk zu fassen, packte fest zu, dass es ihm nicht entglitt. Sie strampelte und trat und schlug um sich, doch er hielt sie fest, zog sie hinunter, tiefer, und hielt sie dort fest, bis das Strampeln aufhörte . Dann schwamm er mit ihr weiter hinaus, bis zu den Felsen, verhinderte so, dass er gleich an Land geschwemmt werden konnte. Die Ebbe würde ihn weiter hinausziehen. Wenn sie Glück hatten, würde man die Leiche nie finden. Und wenn doch, würde man glauben, sie habe sich zu weit hinaus gewagt und sei ertrunken.
Er tauchte tief, er war ein guter Taucher, schwamm um den Vorsprung herum, schwamm weiter und ging am gelben Sandstrand des Nationalparks an Land. Die Sonne war jetzt ganz aus d em Meer aufgestiegen. Er lief über
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