Undercover
hinzu, dass Chrissy mit seiner Waffe geschossen hatte, aber, Moment, das konnte er leugnen. Die Waffe war verschwunden, nicht registriert. Sie existierte sozusagen überhaupt nicht. Aber wenn die Waffe nicht existierte, wie sollte man dann Chrissy den Mord nachweisen? Wenn es keinen Zeugen gab, niemanden, der sie oder ihn dort um die entsprechende Uhrzeit gesehen hatte - dann, ja dann... aber sie existierte dennoch, die Tat: in ihm selbst. Die Fragen und Antworten schwirrten in seinem Kopf wie ein Schwarm Fliegen, der sich mal da und dort niederließ, nie irgendwo blieb. Als Garbo sich schüttelte, stand Josh auf. Er musste dem Hund etwas zu fressen geben.
Josh erschrak. In der Küche saß Chrissy mit hochgezogenen Beinen, an denen sie sich selbst festhielt, und rauchte. Auf dem Boden lag en eine Plastiktüte und ein Lumpen - und auf der Tischplatte lag der Revolver.
„Ich gehe zur Polizei.“ Ihre Stimme klang hohl.
„Wieso wusstest du, wo...?“
Chrissy sah auf Garbo, der neben ihr stand, mit dem Schwanz wedelte und sie beide abwechselnd anblickte. Garbo hatte also gebuddelt.
„Und“, Josh zog sich den anderen Stuhl heran, drehte ihn um, setzte sich, legte die Arme auf die Rückenlehne, und fragte herausfordernd: „was willst du ihnen sagen?“
„Ganz einfach: Ich habe ihn umgebracht.“
„Chrissy! Die sperren dich ein - und mich auch.“ Er schämte sich für diesen Zusatz.
„Du hast vor allem Angst, Josh“, sagte sie verächtlich.
„Verdammt noch mal, vor so was darf man ja wohl Angst haben!“
Garbo klemmte den Schwanz ein und verzog sich.
„Jedenfalls weiß ich jetzt, dass ich ihn nicht geliebt habe “ , sagte Chrissy.
„Das fällt dir ja früh ein!“ Josh war wütend.
Eine Weile sprachen sie nichts, als ob sie darauf warteten, dass etwas geschah, das ihnen die Entscheidung abnähme. Doch es geschah nichts. Das Telefon läutete nicht, an der Tür klingelte niemand, nur Garbo bellte draußen im Garten.
„Ich wollte“, Chrissy sah auf, „ich wollte einfach nicht so von ihm behandelt werden. Wie etwas, das man einfach nach Gebrauch wegwirft.“
Pete begann zu pfeifen.
„Er hat mir dieses Zeug mitgebracht. Das macht gute Laune, Baby und damit hat man geilen Sex! Immer, wenn wir zusammen waren hat er auf seine Frau geschimpft, sie ist frigide und trinkt , er wollte sie verlassen und mit mir leben. Baby, wir gehen auf die Fidschis , dort ist das Paradies, es wird dir gefallen. Wir werden Kinder haben ...“
Sie ließ den Kopf in ihre Hände fallen.
„Es war alles gelogen. Er hat mir einfach eine SMS geschickt und sich verabschiedet. “ Chrissy zog die Nase hoch. „Und am selben Tag hab’ ich ihn mit einer aus meiner Schule gesehen. Sie ist eine Klasse unter mir. Sie haben sich geküsst. Ich konnte nicht anders, ich musste hinsehen, und da hat er mich auch gese hen und dann hat sie mich fies angelacht, und er hat sich einfach weggedreht. Ich bin ihnen nach gelaufen, und hab ihn an der Schu lter gepackt und ihn angeschrien, ob er ihr all die Lügen erzählt, die er mir erzählt hat, ob er ihr auch Drogen gibt, und wie es seine Frau finden würde, wenn ich ihr alles sagen würde. Doch er hat nur arrogant gelächelt und mich als Junkie und Freak beschimpft. Ich wollte ihm eine scheuern, aber da“, Chrissy schluckte und griff sich an den Hals, „da hat er mich an der Gurgel gepackt. Ich mach dich fertig , wenn du irgendjemandem was erzählst! Und zuletzt hat er mich ausgelacht und gesagt: Dir glaubt doch keiner mehr was, Junkie !“
Josh brachte nichts heraus. Da hatte er alles nicht geahnt.
Langsam hob Chrissy den Kopf. Das Blau ihrer Augen war wässrig geworden.
„Ich werde ihnen sagen, dass du mit der Sache nichts zu tun hast.“ Sie wollte aufstehen.
„ Warte !“ Er zog sie auf den Stuhl zurück. Schlagartig hatte sich f ür ihn die Situation geändert. Auf einmal verstand er Chrissy – und ... nein, sie durfte nicht zur Polizei. „Die glauben doch, es war ein Einbrecher. Bis jetzt haben sie noch keine Ahnung. Warte noch! Tue nichts, bis ich die Zeitung geholt habe! Ich will wissen, ob sie etwas neues herausgefunden haben!“
In ihrem Blick lag Erstaunen .
„Was ist?“, fragte er.
„Es könnte dir doch egal sein, ob sie mich einspe rren. Ich hab’ dich doch in die Scheiße mit reingezogen.“ Ihre Augen suchten seine. „Und ich hab’ dich mies behandelt.“ Chrissy streckte ihre Hand aus und berührte seine, die auf der Stuhllehne lag.
Josh schluckte, sein
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